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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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soll, was nur am Rußischen Hofe zu Weitläuffigkeiten und
Schwierigkeiten Anlaß geben kan. Die Nachmittägigen Visiten
waren 1) beym Comte de Evreux, der uns mit seiner gewöhnlichen
Guthertzigkeit das Unglück des Tremoillischen Hauses klagte, und
bedauerte, daß der Duc seinem Rath nicht gefolget, welcher
dahin gegangen, daß er das wahre Interesse seines Hauses
seinem Heroisme hätte vorwalten laßen sollen. Von Monsieur
de Ramsay
redete er mit sehr großen Elogen und sagte,
daß er sichs vor eine Merite rechne, diesen Mann bey
seinem Neven engagiret zu haben. Der Beschluß war
eine sehr freundliche invitation auf sein Land-Haus nach Saint
Ouen
ferner 2) bey Monsieur de Fontenelle, der unter andern
erzehlete, daß er in 40 Jahren keine Artzney eingenommen,
auch so gar nicht zur Ader gelaßen, und sich dennoch so wohl
befinde, als man bey einem so hohen Alter es praetendiren
könne. Den König in Preußen rühmte er als einen grand
heros, und hielte dasjenige was das gemeine Gerüchte von
seiner retirade aus der Schlacht bey Mollwitz hier ausgebreitet,
vor bloße Verläumbdungen. Weil man ihm von denen
ehemals unterm 8ten December 1740 in diesem Diario erwehnten
Blättern, eines zugestellet gehabt, um seine Handschift
darauf zu setzen, so gab er auf erinnern, solches zu-
rück und hatte folgendes darauf geschrieben: j'ai honte
de mettre mon nom Sous une unscription, qui lui convient
si peu; mais je crois de voir cette deference a la politesse
de celui qui me fait l'honneur de Souhaiter ici ma Signia-
ture. a Paris ce 20 April 1741. Fontenelle.

Er versicherte dabey, daß was er hier geschrieben, sein wahrhafti- ges Sentiment sey. Madame de Montbrun, der Duc de Gesvres, die
Comtesse de Lützelbourg und Monsieur de Menin fanden wir nicht zu
Hause, wurden auch ohnediß durch ein schadhaftes Rad an
unsrer Carosse genöthiget, uns nach unserm Quartier zu be-
geben, welches um so mehr a propos war, weil uns gleich
darauf der prince de Turenne mit Monsieur de la Lande Visite gab
und bis in den späten Abend bey uns blieb, da denn die Haupt-
Unterredung auf dem Soldaten Handwerck des Printzen, und ins-
besondre auf der letzten Campagne vor Philipsburg roullirete.

soll, was nur am Rußischen Hofe zu Weitläuffigkeiten und
Schwierigkeiten Anlaß geben kan. Die Nachmittägigen Visiten
waren 1) beym Comte de Evreux, der uns mit seiner gewöhnlichen
Guthertzigkeit das Unglück des Tremoillischen Hauses klagte, und
bedauerte, daß der Duc seinem Rath nicht gefolget, welcher
dahin gegangen, daß er das wahre Interesse seines Hauses
seinem Heroisme hätte vorwalten laßen sollen. Von Monsieur
de Ramsay
redete er mit sehr großen Elogen und sagte,
daß er sichs vor eine Merite rechne, diesen Mann bey
seinem Neven engagiret zu haben. Der Beschluß war
eine sehr freundliche invitation auf sein Land-Haus nach Saint
Ouen
ferner 2) bey Monsieur de Fontenelle, der unter andern
erzehlete, daß er in 40 Jahren keine Artzney eingenommen,
auch so gar nicht zur Ader gelaßen, und sich dennoch so wohl
befinde, als man bey einem so hohen Alter es praetendiren
könne. Den König in Preußen rühmte er als einen grand
heros, und hielte dasjenige was das gemeine Gerüchte von
seiner retirade aus der Schlacht bey Mollwitz hier ausgebreitet,
vor bloße Verläumbdungen. Weil man ihm von denen
ehemals unterm 8ten December 1740 in diesem Diario erwehnten
Blättern, eines zugestellet gehabt, um seine Handschift
darauf zu setzen, so gab er auf erinnern, solches zu-
rück und hatte folgendes darauf geschrieben: j'ai honte
de mettre mon nom Sous une unscription, qui lui convient
si peu; mais je crois de voir cette deference à la politesse
de celui qui me fait l'honneur de Souhaiter ici ma Signia-
ture. à Paris ce 20 April 1741. Fontenelle.

Er versicherte dabey, daß was er hier geschrieben, sein wahrhafti- ges Sentiment sey. Madame de Montbrun, der Duc de Gesvres, die
Comtesse de Lützelbourg und Monsieur de Menin fanden wir nicht zu
Hause, wurden auch ohnediß durch ein schadhaftes Rad an
unsrer Carosse genöthiget, uns nach unserm Quartier zu be-
geben, welches um so mehr à propos war, weil uns gleich
darauf der prince de Turenne mit Monsieur de la Lande Visite gab
und bis in den späten Abend bey uns blieb, da denn die Haupt-
Unterredung auf dem Soldaten Handwerck des Printzen, und ins-
besondre auf der letzten Campagne vor Philipsburg roullirete.

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[0315] soll, was nur am Rußischen Hofe zu Weitläuffigkeiten und Schwierigkeiten Anlaß geben kan. Die Nachmittägigen Visiten waren 1) beym Comte de Evreux, der uns mit seiner gewöhnlich: Guthertzigkeit das Unglück des Tremoillischen Hauses klagte, und bedauerte, daß der Duc seinem Rath nicht gefolget, welcher dahin gegangen, daß er das wahre Interesse seines Hauses seinem Heroisme hätte vorwalten laßen sollen. Von Mr. de Ramsay redete er mit sehr großen Elogen und sagte, daß er sichs vor eine Merite rechne, diesen Mann bey seinem Neven engagiret zu haben. Der Beschluß war eine sehr freundl: invitation auf sein Land-Haus nach St. Ouen ferner 2) bey Mr. de Fontenelle, der unter andern erzehlete, daß er in 40 Jahren keine Artzney eingenommen, auch so gar nicht zur Ader gelaßen, und sich dennoch so wohl befinde, als man bey einem so hohen Alter es praetendiren könne. Den König in Preußen rühmte er als einen grand heros, und hielte dasjenige was das gemeine Gerüchte von seiner retirade aus der Schlacht bey Mollwitz hier ausgebreitet, vor bloße Verläumbdungen. Weil man ihm von denen ehemals unterm 8ten Dec: 1740 in diesem Diario erwehnten Blättern, eines zugestellet gehabt, um seine Handschift darauf zu setzen, so gab er auf erinnern, solches zu- rück und hatte folgendes darauf geschrieben: j'ai honte de mettre mon nom Sous une unscription, qui lui convient si peu; mais je crois de voir cette deference à la politesse de celui qui me fait l'honneur de Souhaiter ici ma Signia- ture. à Paris ce 20 April 1741. Fontenelle. Er versicherte dabey, daß was er hier geschrieben, sein wahrhafti- ges Sentiment sey. Mad de Montbrun, der Duc de Gesvres, die Comtesse de Lützelbourg u. Mr. de Menin fanden wir nicht zu Hause, wurden auch ohnediß durch ein schadhaftes Rad an unsrer Carosse genöthiget, uns nach unserm Quartier zu be- geben, welches um so mehr à propos war, weil uns gleich darauf der prince de Turenne mit Mr. de la Lande Visite gab und bis in den späten Abend bey uns blieb, da denn die Haupt- Unterredung auf dem Soldaten Handwerck des Printzen, und ins- besondre auf der letzten Campagne vor Philipsburg roullirete.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/315>, abgerufen am 23.11.2024.