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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und der prince de Turenne uns zugefallen, die fernere
Besichtigung auf heute veranstalten laßen; begaben
wir uns mit demselben, Monsieur de la Lande, dem Abbe
Coyer
, dem Intendanten des Bouillonischen Hauses, deßen
Frau, und einem gelehrten medico Nahmens Pipereau
dahin. Der Königlichen demonstrateur von der botanic
Monsieur Jussieux führete uns selbst im Garten und allen
Gewächß-Häusern herum, und fängt man also seit
etlichen Jahren wieder an diese Anstalt beßer, als vor-
her geschehen, zu cultivieren, wie denn dazu jährlich:
vom Könige 13tausend Livre tournois bezahlet werden. Der auswär
tigen Pflantzen und Bäume ist eine sehr große
Menge, und erforderte die Beschreibung ein gantzes
Kräuter-Buch. Doch mögen folgende Stücke hier Platz
finden: 1) Eine bitterlich-süße Aloe, daraus ein
Wein gepreßet, und derselbe in Mexico starck ge-
truncken wird, so, daß der König [unleserliches Material]von Spanien davon
jährlich etliche Tonnen Goldes Einkünfte haben soll. 2) Ein
Kraut mit spitzen Blättern, welches in China wächst,
aber doch auch dort so rar ist, daß es dem Golde gleich
geachtet, und bezahlet wird. Es soll ein gantz außer
ordentlich confortativ seyn. 3) Cereus Peruanus,
welches Gewächs zwar sonst bekannt genug ist, nun
aber deswegen hier angemerckt wird, weil wir
von dem Demonstrateur gelernet, wozu es eigentlich
in Peru nütze. Es ernähret sich nehmlich davon das
bekannte kleine insectum cochenille genannt, welches
zu der schönen rothen Farbe gebraucht wird. Dieses
Würmgen leget sich auswendig auf die grüne
Schaale des Gewächses an, bleibt auf einer Stelle
beständig kleben, und ziehet die aus dem Gewächß
exhalirende particule zu seiner Nahrung so
lange in sich, bis es zu der gehörigen Reiffe gekommen,
mithin von denen Einwohnern des Landes abge-
nommen, und zur Färberey verkauft werden kan.

und der prince de Turenne uns zugefallen, die fernere
Besichtigung auf heute veranstalten laßen; begaben
wir uns mit demselben, Monsieur de la Lande, dem Abbé
Coyer
, dem Intendanten des Bouillonischen Hauses, deßen
Frau, und einem gelehrten medico Nahmens Pipereau
dahin. Der Königlichen demonstrateur von der botanic
Monsieur Jussieux führete uns selbst im Garten und allen
Gewächß-Häusern herum, und fängt man also seit
etlichen Jahren wieder an diese Anstalt beßer, als vor-
her geschehen, zu cultivieren, wie denn dazu jährlich:
vom Könige 13tausend Livre tournois bezahlet werden. Der auswär
tigen Pflantzen und Bäume ist eine sehr große
Menge, und erforderte die Beschreibung ein gantzes
Kräuter-Buch. Doch mögen folgende Stücke hier Platz
finden: 1) Eine bitterlich-süße Aloe, daraus ein
Wein gepreßet, und derselbe in Mexico starck ge-
truncken wird, so, daß der König [unleserliches Material]von Spanien davon
jährlich etliche Tonnen Goldes Einkünfte haben soll. 2) Ein
Kraut mit spitzen Blättern, welches in China wächst,
aber doch auch dort so rar ist, daß es dem Golde gleich
geachtet, und bezahlet wird. Es soll ein gantz außer
ordentlich confortativ seyn. 3) Cereus Peruanus,
welches Gewächs zwar sonst bekannt genug ist, nun
aber deswegen hier angemerckt wird, weil wir
von dem Demonstrateur gelernet, wozu es eigentlich
in Peru nütze. Es ernähret sich nehmlich davon das
bekannte kleine insectum cochenille genannt, welches
zu der schönen rothen Farbe gebraucht wird. Dieses
Würmgen leget sich auswendig auf die grüne
Schaale des Gewächses an, bleibt auf einer Stelle
beständig kleben, und ziehet die aus dem Gewächß
exhalirende particule zu seiner Nahrung so
lange in sich, bis es zu der gehörigen Reiffe gekommen,
mithin von denen Einwohnern des Landes abge-
nommen, und zur Färberey verkauft werden kan.

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[0335] und der prince de Turenne uns zugefallen, die fernere Besichtigung auf heute veranstalten laßen; begaben wir uns mit demselben, Mr. de la Lande, dem Abbé Coyer, dem Intendanten des Bouillonischen Hauses, deßen Frau, und einem gelehrten medico Nahmens Pipereau dahin. Der Königl: demonstrateur von der botanic Mr. Jussieux führete uns selbst im Garten und allen Gewächß-Häusern herum, und fängt man seit etlichen Jahren wieder an diese Anstalt beßer, als vor- her geschehen, zu cultivieren, wie denn dazu jährl: vom Könige 13/m Lv. bezahlet werden. Der auswär tigen Pflantzen u. Bäume ist eine sehr große Menge, und erforderte die Beschreibung ein gantzes Kräuter-Buch. Doch mögen folgende Stücke hier Platz finden: 1) Eine bitterlich-süße Aloe, daraus ein Wein gepreßet, und derselbe in Mexico starck ge- truncken wird, so, daß der König von Spanien davon jährl: etl. Tonnen Goldes Einkünfte haben soll. 2) Ein Kraut mit spitzen Blättern, welches in China wächst, aber doch auch dort so rar ist, daß es dem Golde gleich geachtet, und bezahlet wird. Es soll ein gantz außer ordentlich confortativ seyn. 3) Cereus Peruanus, welches Gewächs zwar sonst bekannt genug ist, nun aber deswegen hier angemerckt wird, weil wir von dem Demonstrateur gelernet, wozu es eigentlich in Peru nütze. Es ernähret sich nehml: davon das bekannte kleine insectum cochenille genannt, welches zu der schönen rothen Farbe gebraucht wird. Dieses Würmgen leget sich auswendig auf die grüne Schaale des Gewächses bleibt auf einer Stelle beständig kleben, und ziehet die aus dem Gewächß exhalirende particule zu seiner Nahrung so lange in sich, bis es zu der gehörigen Reiffe gekommen, mithin von denen Einwohnern des Landes abge- nommen, u. zur Färberey verkauft werden kan.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/335>, abgerufen am 23.11.2024.