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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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4.) Der Japanische Fürniß-Baum. Die abgerißenen Blätter
deßelben geben einen weißen Saft, welcher aber in kurtzem,
wenn man ihn aufstreichet, schwartz wird. Dieser Baum-Saft,
mit gummatibus versetzt, ist der rechte Eisenfesten Japanischen
Lack-Fürniß. Das hier gleichfals vorhandene Königliche laboratorium
zeigete uns der darüber gesetzte, und als ein Mitglied der
academie de Science unter den Gelehrten bekante Apothecker
Monsieur Boisle Duc, und explicirte uns unter andern an einem
destillir-Ofen die beste methode wie der grad des Feuers
nach Belieben zu mehren und zu mindern sey. Auch er-
klärte er uns seine Art, das schlechte Waßer vermittelst
einer gelinden destillation von allen irdischen particuln
dermaßen zu reinigen, daß es sich viele Jahre ohne Faulung
halte. Solch purificiret Waßer ist sonderlich zu mancherley
physicalischen experimenten, wenn sie accurat seyn
sollen, nötig. Es ist dieser Mann schon gegen 70 Jahr alt,
gehet aber sehr gerade und ist langer Statur, auch von
sehr guten Aussehen. Seine modestie bewiß er mit
dem offenhertzigen Bekänntniß, daß er dem hiesigen teutschen
Medico Monsieur Gros alles zu dancken habe, was er in chimi-
cis etwan mehr, als andre Apothecker wiße. Bey noch-
maliger Durchgehung des raritaeten-Cabinets beobachteten
wir ein großes Stück Stein, welches der berühmte Tourne-
fort
von seinen Reisen mit gebracht, und dadurch die
vegetation derer Steine bewiesen, über welche materie
Monsieur Pipereau sehr wohl discurirete, und dafür hielt,
daß gedachte vegetation nicht beßer und unstreitiger,
als durch die corallen und dergleichen steinerne See-Gewächse
bewiesen werden könne. Bey eingebrochenem Abend begleiteten
wir den Printzen wieder nach dem Hotel de Bouillon
hielten noch mit Monsieur und Madame de Ramsay ein recht
nützliches Gespräch, und begaben uns sodann nach Hause
zur Ruhe.

Den 6 Juni

Fuhren wir früh in Gesellschaft des Heßischen Ministers,
der uns darum ersuchet hatte, nach Versailles, um der
publique audientz des Päbstlichen Nuncii sowol, als die
revue derer Mousquetairs mit anzusehen. Nach einge-
nommenen Früh-Stück a la Sale des Ambassadeurs, woselbst

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4.) Der Japanische Fürniß-Baum. Die abgerißenen Blätter
deßelben geben einen weißen Saft, welcher aber in kurtzem,
wenn man ihn aufstreichet, schwartz wird. Dieser Baum-Saft,
mit gummatibus versetzt, ist der rechte Eisenfesten Japanischen
Lack-Fürniß. Das hier gleichfals vorhandene Königliche laboratorium
zeigete uns der darüber gesetzte, und als ein Mitglied der
academie de Science unter den Gelehrten bekante Apothecker
Monsieur Boisle Duc, und explicirte uns unter andern an einem
destillir-Ofen die beste methode wie der grad des Feuers
nach Belieben zu mehren und zu mindern sey. Auch er-
klärte er uns seine Art, das schlechte Waßer vermittelst
einer gelinden destillation von allen irdischen particuln
dermaßen zu reinigen, daß es sich viele Jahre ohne Faulung
halte. Solch purificiret Waßer ist sonderlich zu mancherley
physicalischen experimenten, wenn sie accurat seyn
sollen, nötig. Es ist dieser Mann schon gegen 70 Jahr alt,
gehet aber sehr gerade und ist langer Statur, auch von
sehr guten Aussehen. Seine modestie bewiß er mit
dem offenhertzigen Bekänntniß, daß er dem hiesigen teutschen
Medico Monsieur Gros alles zu dancken habe, was er in chimi-
cis etwan mehr, als andre Apothecker wiße. Bey noch-
maliger Durchgehung des raritaeten-Cabinets beobachteten
wir ein großes Stück Stein, welches der berühmte Tourne-
fort
von seinen Reisen mit gebracht, und dadurch die
vegetation derer Steine bewiesen, über welche materie
Monsieur Pipereau sehr wohl discurirete, und dafür hielt,
daß gedachte vegetation nicht beßer und unstreitiger,
als durch die corallen und dergleichen steinerne See-Gewächse
bewiesen werden könne. Bey eingebrochenem Abend begleiteten
wir den Printzen wieder nach dem Hotel de Bouillon
hielten noch mit Monsieur und Madame de Ramsay ein recht
nützliches Gespräch, und begaben uns sodann nach Hause
zur Ruhe.

Den 6 Juni

Fuhren wir früh in Gesellschaft des Heßischen Ministers,
der uns darum ersuchet hatte, nach Versailles, um der
publique audientz des Päbstlichen Nuncii sowol, als die
revue derer Mousquetairs mit anzusehen. Nach einge-
nommenen Früh-Stück à la Sale des Ambassadeurs, woselbst

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[0336] 161 4.) Der Japanische Fürniß-Baum. Die abgerißenen Blätter deßelben geben einen weißen Saft, welcher aber in kurtzem, wenn man ihn aufstreichet, schwartz wird. Dieser Baum-Saft, mit gummatibus versetzt, ist der rechte Eisenfesten Japanischen Lack-Fürniß. Das hier gleichfals vorhandene Königl: laboratorium zeigete uns der darüber gesetzte, und als ein Mitglied der academie de Science unter den Gelehrten bekante Apothecker Mr. Boisle Duc, und explicirte uns unter andern an einem destillir-Ofen die beste methode wie der grad des Feuers nach Belieben zu mehren und zu mindern sey. Auch er- klärte er uns seine Art, das schlechte Waßer vermittelst einer gelinden destillation von allen irdischen particuln dermaßen zu reinigen, daß es sich viele Jahre ohne Faulung halte. Solch purificiret Waßer ist sonderlich zu mancherley physicalischen experimenten, wenn sie accurat seyn sollen, nötig. Es ist dieser Mann schon gegen 70 Jahr alt, gehet aber sehr gerade und ist langer Statur, auch von sehr guten Aussehen. Seine modestie bewiß er mit dem offenhertzigen Bekänntniß, daß er dem hiesigen teutschen Medico Mr. Gros alles zu dancken habe, was er in chimi- cis etwan mehr, als andre Apothecker wiße. Bey noch- maliger Durchgehung des raritaeten-Cabinets beobachteten wir ein großes Stück Stein, welches der berühmte Tourne- fort von seinen Reisen mit gebracht, und dadurch die vegetation derer Steine bewiesen, über welche materie Mr: Pipereau sehr wohl discurirete, und dafür hielt, daß gedachte vegetation nicht beßer und unstreitiger, als durch die corallen und dergl: steinerne See-Gewächse bewiesen werden könne. Bey eingebrochenem Abend begleiteten wir den Printzen wieder nach dem Hotel de Bouillon hielten noch mit Mr. u. Madame de Ramsay ein recht nützliches Gespräch, und begaben uns sodann nach Hause zur Ruhe. Den 6 Jun: Fuhren wir früh in Gesellschaft des Heßischen Ministers, der uns darum ersuchet hatte, nach Versailles, um der publique audientz des Päbstl: Nuncii sowol, als die revue derer Mousquetairs mit anzusehen. Nach einge- nommenen Früh-Stück à la Sale des Ambassadeurs, woselbst

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/336>, abgerufen am 27.11.2024.