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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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bey dem Nonce in der Sale des Ambassadeurs an der
Thür stunden. Als die Kutschen zu seiner Rückfahrt
nach Paris heran rückten, decampireten wir dahin
mit unserm Reise-Gefährten zum voraus, um durch
den train unterwegs nicht aufgehalten zu werden,
gelangten auch um 9 Uhr gantz glücklich anhero zurück

Den 7 Juni

Speiseten wir Mittags bey unserm guten Cardinal
Polignac
um Abschied zu nehmen. Er that vor der
Tafel mit uns eine promenade in den Garten,
und wurde von der Carthagenischen affaire vieles
gesprochen, sonderlich wie das Verfahren der Engelländer
dem Utrechtischen Frieden schnur stracks entgegen
sey, und Franckreich nothwendig werde eine vigoureuse
resolution faßen müßen. Nach der Tafel, welche
diesmal der Kühle wegen in einem vestibule
vor dem Garten gehalten wurde, setzten wir
uns mit ihm in ein Neben-Zimmer, und musten
ihm unsre vorhabende route vorsagen, die er denn
approbirete, uns, auf unsre Erinnerung, noch-
mals recommendationes nach Rom versprach, und,
nach ungemein gütig und gnädig genommenem
Abschiede, auch angewünschten vielen Guten,
zu unsrer fernern Reise, auf das Louvre fuhr,
um der academie des Sciences bey zu wohnen.
Wir begleiteten ihn, alles protestirens ohngeachtet,
bis an den Wagen, und beurlaubten uns darauf
auch von der Vicomtesse und dem ViComte de Po-
lignac
, Mademoiselle de Souze, und allen übri-
gen geist- und weltlichen mit an des Cardinals
Tafel speisenden Hausgenoßen, welche alle
ihrem Herrn an politesse nichts nachgaben, und
fuhren darauf zu gleichem Zweck des Abschiedes
nach Neuily. Der Marquis de Montbrun aber
und die Marquise, welche zwar noch sehr schwach

bey dem Nonce in der Sale des Ambassadeurs an der
Thür stunden. Als die Kutschen zu seiner Rückfahrt
nach Paris heran rückten, decampireten wir dahin
mit unserm Reise-Gefährten zum voraus, um durch
den train unterwegs nicht aufgehalten zu werden,
gelangten auch um 9 Uhr gantz glücklich anhero zurück

Den 7 Juni

Speiseten wir Mittags bey unserm guten Cardinal
Polignac
um Abschied zu nehmen. Er that vor der
Tafel mit uns eine promenade in den Garten,
und wurde von der Carthagenischen affaire vieles
gesprochen, sonderlich wie das Verfahren der Engelländer
dem Utrechtischen Frieden schnur stracks entgegen
sey, und Franckreich nothwendig werde eine vigoureuse
resolution faßen müßen. Nach der Tafel, welche
diesmal der Kühle wegen in einem vestibule
vor dem Garten gehalten wurde, setzten wir
uns mit ihm in ein Neben-Zimmer, und musten
ihm unsre vorhabende route vorsagen, die er denn
approbirete, uns, auf unsre Erinnerung, noch-
mals recommendationes nach Rom versprach, und,
nach ungemein gütig und gnädig genommenem
Abschiede, auch angewünschten vielen Guten,
zu unsrer fernern Reise, auf das Louvre fuhr,
um der academie des Sciences bey zu wohnen.
Wir begleiteten ihn, alles protestirens ohngeachtet,
bis an den Wagen, und beurlaubten uns darauf
auch von der Vicomtesse und dem ViComte de Po-
lignac
, Mademoiselle de Souze, und allen übri-
gen geist- und weltlichen mit an des Cardinals
Tafel speisenden Hausgenoßen, welche alle
ihrem Herrn an politesse nichts nachgaben, und
fuhren darauf zu gleichem Zweck des Abschiedes
nach Neuily. Der Marquis de Montbrun aber
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[0341] bey dem Nonce in der Sale des Ambassadeurs an der Thür stunden. Als die Kutschen zu seiner Rückfahrt nach Paris heran rückten, decampireten wir dahin mit unserm Reise-Gefährten zum voraus, um durch den train unterwegs nicht aufgehalten zu werden, gelangten auch um 9 Uhr gantz glückl: anhero zurück Den 7 Jun. Speiseten wir Mittags bey unserm guten Cardinal Polignac um Abschied zu nehmen. Er that vor der Tafel mit uns eine promenade in den Garten, und wurde von der Carthagenischen affaire vieles gesprochen, sonderlich wie das Verfahren der Engelländer dem Utrechtischen Frieden schnur stracks entgegen sey, und Franckreich nothwendig werde eine vigoureuse resolution faßen müßen. Nach der Tafel, welche diesmal der Kühle wegen in einem vestibule vor dem Garten gehalten wurde, setzten wir uns mit ihm in ein Neben-Zimmer, und musten ihm unsre vorhabende route vorsagen, die er denn approbirete, uns, auf unsre Erinnerung, noch- mals recommendationes nach Rom versprach, und, nach ungemein gütig und gnädig genommenem Abschiede, auch angewünschten vielen Guten, zu unsrer fernern Reise, auf das Louvre fuhr, um der academie des Sciences bey zu wohnen. Wir begleiteten ihn, alles protestirens ohngeachtet, bis an den Wagen, und beurlaubten uns darauf auch von der Vicomtesse und dem ViComte de Po- lignac, Mademoiselle de Souze, und allen übri- gen geist- und weltlichen mit an des Cardinals Tafel speisenden Hausgenoßen, welche alle ihrem Herrn an politesse nichts nachgaben, und fuhren darauf zu gleichem Zweck des Abschiedes nach Neuily. Der Marquis de Montbrun aber und die Marquise, welche zwar noch sehr schwach

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/341>, abgerufen am 23.11.2024.