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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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166
Nummer 36
den 17 Juni

Haben wir durch den Genuß des Heiligen Abendmals in der Dänischen
Kirche
, uns auf die bevorstehende Reise gestärckt, und hielt
uns Herr Hasenmüller eine seiner Ermahnung über die Worte:
So wie unser Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, daß
er uns die Sünde vergiebt, und reiniget uns von aller Untugend
,
woraus er die 2 göttlichen großen Wohlthaten 1) der Vergebung
der Sünden und 2) der Heiligung vorstellete, und des Heiligen Abend-
mal, in rechter Zuberreitung genoßen, als ein Siegel der Ge-
wißheit dieser beyden Wohlthaten anpriese. In der Haupt-
Predigt war aus dem ordentlichen Evangelio die proposition: das
Verhalten der Menschen gegen den göttlichen Gnaden-Beruff,
wobey betrachtet wurde 1) der Gnaden-Beruff, und 2) das Verhalten
der Menschen gegen denselben. Unsre Mittags-Gäste waren
Monsieur und Madame de Ramsay, mit denen wir auch, auf ihr
Bitten, nach der Tafel nach Saint Ouen zum Comte d' Evreux
fuhren, um die guten discourse unterwegs zu continuiren,
auch zugleich unsrer Seits Abschied zu nehmen, und
ihrer Seits ihren, da sie nothwendige Geschäfte daselbst
hatten, hierunter mit der Fuhre behülfflich zu seyn. Wir
fanden, wieder verhoffen, draußen große Gesellschaft,
nehmlich die Duchesse Lesdiguierer, princesse de Lambess,
princesse d'Auvergne mit ihrer Hofmeisterin Mademoi-
selle de Charteret
, princesse de Bouillon mit ihrem
Frauen-Zimmer, und Mademoiselle de Maily. Doch fuhren
die meisten bald spatzieren, und der sich einfindende prince
de Turenne
, mit Monsieur Monsieur de la Lande und einem Marquis
hinderten weder die Ramsayischen ihre Gesellschäffte, noch
uns unsern Abschied zum Stande zu bringen, welches
im Garten geschah, da uns der Comte d'Evreux auf des
freundlichste und guthertzigste entretenirte, und endlich
mit recht besondrer tendresse und unzählichen guten Wün-
schen von sich ließ, wie denn auch die Duchesse Lesdiguieres
Illustrissimum mit dem gewöhnlichen Ehren-Kuß verabschiedete,
und wir darauf zwischen 7 und 8 Uhr gantz content nach
Hause gelangten, weil die discourse unsrer Reise-Gefährten,
zumal auf der retour, überaus penetrant und christlich waren,
davon sich aber, weil particularia mit unterlauffen, nichts
hier anführen läst.

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Nummer 36
den 17 Juni

Haben wir durch den Genuß des Heiligen Abendmals in der Dänischen
Kirche
, uns auf die bevorstehende Reise gestärckt, und hielt
uns Herr Hasenmüller eine seiner Ermahnung über die Worte:
So wie unser Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, daß
er uns die Sünde vergiebt, und reiniget uns von aller Untugend
,
woraus er die 2 göttlichen großen Wohlthaten 1) der Vergebung
der Sünden und 2) der Heiligung vorstellete, und des Heiligen Abend-
mal, in rechter Zuberreitung genoßen, als ein Siegel der Ge-
wißheit dieser beyden Wohlthaten anpriese. In der Haupt-
Predigt war aus dem ordentlichen Evangelio die proposition: das
Verhalten der Menschen gegen den göttlichen Gnaden-Beruff,
wobey betrachtet wurde 1) der Gnaden-Beruff, und 2) das Verhalten
der Menschen gegen denselben. Unsre Mittags-Gäste waren
Monsieur und Madame de Ramsay, mit denen wir auch, auf ihr
Bitten, nach der Tafel nach Saint Ouen zum Comte d‘ Evreux
fuhren, um die guten discourse unterwegs zu continuiren,
auch zugleich unsrer Seits Abschied zu nehmen, und
ihrer Seits ihren, da sie nothwendige Geschäfte daselbst
hatten, hierunter mit der Fuhre behülfflich zu seyn. Wir
fanden, wieder verhoffen, draußen große Gesellschaft,
nehmlich die Duchesse Lesdiguierer, princesse de Lambess,
princesse d’Auvergne mit ihrer Hofmeisterin Mademoi-
selle de Charteret
, princesse de Bouillon mit ihrem
Frauen-Zimmer, und Mademoiselle de Maily. Doch fuhren
die meisten bald spatzieren, und der sich einfindende prince
de Turenne
, mit Monsieur Monsieur de la Lande und einem Marquis
hinderten weder die Ramsayischen ihre Gesellschäffte, noch
uns unsern Abschied zum Stande zu bringen, welches
im Garten geschah, da uns der Comte d’Evreux auf des
freundlichste und guthertzigste entretenirte, und endlich
mit recht besondrer tendresse und unzählichen guten Wün-
schen von sich ließ, wie denn auch die Duchesse Lesdiguieres
Illustrissimum mit dem gewöhnlichen Ehren-Kuß verabschiedete,
und wir darauf zwischen 7 und 8 Uhr gantz content nach
Hause gelangten, weil die discourse unsrer Reise-Gefährten,
zumal auf der retour, überaus penetrant und christlich waren,
davon sich aber, weil particularia mit unterlauffen, nichts
hier anführen läst.

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[0346] 166 No 36 den 17 Jun: Haben wir durch den Genuß des H. Abendmals in der Dänischen Kirche, uns auf die bevorstehende Reise gestärckt, und hielt uns H. Hasenmüller eine seiner Ermahnung über die Worte: So wie unser Sünde bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünde vergiebt, und reiniget uns von aller Untugend, woraus er die 2 göttlichen großen Wohlthaten 1) der Vergebung der Sünden und 2) der Heiligung vorstellete, und des H. Abend- mal, in rechter Zuberreitung genoßen, als ein Siegel der Ge- wißheit dieser beyden Wohlthaten anpriese. In der Haupt- Predigt war aus dem ordentl: Evangelio die proposition: das Verhalten der Menschen gegen den göttlichen Gnaden-Beruff, wobey betrachtet wurde 1) der Gnaden-Beruff, u. 2) das Verhalten der Menschen gegen denselben. Unsre Mittags-Gäste waren Mr. u. Madame de Ramsay, mit denen wir auch, auf ihr Bitten, nach der Tafel nach St. Ouen zum Comte d‘ Evreux fuhren, um die guten discourse unterwegs zu continuiren, auch zugleich unsrer Seits Abschied zu nehmen, und ihrer Seits ihren, da sie nothwendige Geschäfte daselbst hatten, hierunter mit der Fuhre behülfflich zu seyn. Wir fanden, wieder verhoffen, draußen große Gesellschaft, nehmlich die Duchesse Lesdiguierer, princesse de Lambess, princesse d’Auvergne mit ihrer Hofmeisterin Mademoi- selle de Charteret, princesse de Bouillon mit ihrem Frauen-Zimmer, und Mademoiselle de Maily. Doch fuhren die meisten bald spatzieren, und der sich einfindende prince de Turenne, mit Mr. Monsieur de la Lande und einem Marquis hinderten weder die Ramsayischen ihre Geschäffte, noch uns unsern Abschied zum Stande zu bringen, welches im Garten geschah, da uns der Comte d’Evreux auf des freundlichste und guthertzigste entretenirte, und endlich mit recht besondrer tendresse und unzählichen guten Wün- schen von sich ließ, wie denn auch die Duchesse Lesdiguieres Illmum mit dem gewöhnl. Ehren-Kuß verabschiedete, und wir darauf zwischen 7 und 8 Uhr gantz content nach Hause gelangten, weil die discourse unsrer Reise-Gefährten, zumal auf der retour, überaus penetrant und christlich waren, davon sich aber, weil particularia mit unterlauffen, nichts hier anführen läst.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/346>, abgerufen am 23.11.2024.