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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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den 12 Juni

Ist der gantze Tag mit fortsetzung derer Abschieds-Visiten
zugebracht worden.

den 13 Juni

Weil der Päbstliche Nuncius uns nach Versailles invitieret hatte, um
von der Gelegenheit, da vor ihn die Waßer springen solten,
zu profitieren: So begaben wir uns früh in Gesellschaft
des Heßischen Ministre dahin, wendeten den Rest des vor-
mittags zum Abschiednehmen bey Hofe an, speiseten ge-
wöhnlicher maßen a la table du Roi bey dem Comte de
Livey
, und begaben uns sodann Abends gegen 5 Uhr a la
Sale des Ambassadeur, woselbst der Nuncius unsrer be-
reits wartete, und sich so fort mit der gantzen Gesell-
schaft in den Garten begab. Sogleich bey dem Eintritt in
denselben stunden 15 rouletten mit rothem Dammast bezogen
und mit dergleichen gardinen behenget, deren iedwede von
einem Königlichen Schweitzer gezogen, und von einem andern
hinten nach geschoben wurde. Nebst uns wurden auch
die Comtesse de Gergy, ihre Tochter die Marquise d'Abran-
cour
und ihre Niece die Marquise de Rochechoir mit
dergleichen rouletten versehen, und ging der Zug von einer
Waßer-piece zur andern, da dem die Fahr-Machinen
iedesmal dergestalt beym stille halten rangiret
wurden, daß man nicht aussteigen durfte, und gleich-
wol alles aufs beste sehen konte. Nachdem man mit
dem Versalischen Garten fertig war, wurde die Gesell-
schaft an den großen Canal gefuhret, und stieg in die
auf demselben zubereitete, mit rothem Dammast und
goldnen franches schön ausgezierten galere, welche
uns nach Trianon transportirte. Die darauf arbeiten-
den 8 Ruder-Knechte waren in rothen Dammast gekleidet,
und mit Gold chamariret. In gedachtem Trianon gieng
man, weil der Garten nicht weitläuftig ist, nur zu
Fuß von einer Fontaine zur andern, und kehrte sodann
auf der galere nach Versailles zurück, da wir uns beym
Aussteigen gegen den Nuncium schuldigster maßen be-
danckten, und ziemlich späth die Retour nach Paris

den 12 Juni

Ist der gantze Tag mit fortsetzung derer Abschieds-Visiten
zugebracht worden.

den 13 Juni

Weil der Päbstliche Nuncius uns nach Versailles invitieret hatte, um
von der Gelegenheit, da vor ihn die Waßer springen solten,
zu profitieren: So begaben wir uns früh in Gesellschaft
des Heßischen Ministre dahin, wendeten den Rest des vor-
mittags zum Abschiednehmen bey Hofe an, speiseten ge-
wöhnlicher maßen à la table du Roi bey dem Comte de
Livey
, und begaben uns sodann Abends gegen 5 Uhr a la
Sale des Ambassadeur, woselbst der Nuncius unsrer be-
reits wartete, und sich so fort mit der gantzen Gesell-
schaft in den Garten begab. Sogleich bey dem Eintritt in
denselben stunden 15 rouletten mit rothem Dammast bezogen
und mit dergleichen gardinen behenget, deren iedwede von
einem Königlichen Schweitzer gezogen, und von einem andern
hinten nach geschoben wurde. Nebst uns wurden auch
die Comtesse de Gergy, ihre Tochter die Marquise d’Abran-
cour
und ihre Niece die Marquise de Rochechoir mit
dergleichen rouletten versehen, und ging der Zug von einer
Waßer-piece zur andern, da dem die Fahr-Machinen
iedesmal dergestalt beym stille halten rangiret
wurden, daß man nicht aussteigen durfte, und gleich-
wol alles aufs beste sehen konte. Nachdem man mit
dem Versalischen Garten fertig war, wurde die Gesell-
schaft an den großen Canal gefuhret, und stieg in die
auf demselben zubereitete, mit rothem Dammast und
goldnen franches schön ausgezierten galere, welche
uns nach Trianon transportirte. Die darauf arbeiten-
den 8 Ruder-Knechte waren in rothen Dammast gekleidet,
und mit Gold chamariret. In gedachtem Trianon gieng
man, weil der Garten nicht weitläuftig ist, nur zu
Fuß von einer Fontaine zur andern, und kehrte sodann
auf der galere nach Versailles zurück, da wir uns beym
Aussteigen gegen den Nuncium schuldigster maßen be-
danckten, und ziemlich späth die Retour nach Paris

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[0347] den 12 Jun: Ist der gantze Tag mit fortsetzung derer Abschieds-Visiten zugebracht worden. den 13 Jun: Weil der Päbstl: Nuncius uns nach Versailles invitieret hatte, um von der Gelegenheit, da vor ihn die Waßer springen solten, zu profitieren: So begaben wir uns früh in Gesellschaft des Heßischen Ministre dahin, wendeten den Rest des vor- mittags zum Abschiednehmen bey Hofe an, speiseten ge- wöhnlicher maßen à la table du Roi bey dem Comte de Livey, und begaben uns sodann Abends gegen 5 Uhr a la Sale des Ambassadeur, woselbst der Nuncius unsrer be- reits wartete, und sich so fort mit der gantzen Gesell- schaft in den Garten begab. Sogleich bey dem Eintritt in denselben stunden 15 rouletten mit rothem Dammast bezogen und mit dergl: gardinen behenget, deren iedwede von einem königl: Schweitzer gezogen, und von einem andern hinten nach geschoben wurde. Nebst uns wurden auch die Comtesse de Gergy, ihre Tochter die Marquise d’Abran- cour und ihre Niece die Marquise de Rochechoir mit dergl: rouletten versehen, und ging der Zug von einer Waßer-piece zur andern, da dem die Fahr-Machinen iedesmal dergestalt beym stille halten rangiret wurden, daß man nicht aussteigen durfte, und gleich- wol alles aufs beste sehen konte. Nachdem man mit dem Versalischen Garten fertig war, wurde die Gesell- schaft an den großen Canal gefuhret, und stieg in die auf demselben zubereitete, mit rothem Dammast und goldnen franches schön ausgezierten galere, welche uns nach Trianon transportirte. Die darauf arbeiten- den 8 Ruder-Knechte waren in rothen Dammast gekleidet, und mit Gold chamariret. In gedachtem Trianon gieng man, weil der Garten nicht weitläuftig ist, nur zu Fuß von einer Fontaine zur andern, und kehrte sodann auf der galere nach Versailles zurück, da wir uns beym Aussteigen gegen den Nuncium schuldigster maßen be- danckten, und ziemlich späth die Retour nach Paris

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/347>, abgerufen am 23.11.2024.