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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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14.
Nummer 5.
Den 10 November

Bey der Mittags-Mahlzeit sind der Abbe de Ferrus und Herr Petersen unsre Gäste
gewesen, da denn über mancherley Materien aus der Kirchen-Historie, besonders
auch von dem ietzigen Kirchen-Zustand in Franckreich viele gute Gespräche geführet
und damit bis auf den Abend zugebracht worden. Auch kam uns heute folgendes
Abend-Gebet zu Handen, welches hier sehr en vogue ist, und von denen mei-
sten, welche einen Abend-Seegen beten, gebraucht wird: mon Dieu, qui avez
donne le someil a l'homme, pour adoucir l'amertume de ses peines, faites
que je prenne ce repos dans l'inocence, et que je regarde cette nuit comme
celle de mon dernier jour, mon lit comme le sepulcre de mon corps, le someil
avec vous. Que votre oeuil divir foit magarde contre les ruses du demon!
Quis ne m'occupe d'aucune illusion. Ecartes de moi ce lion rougissant, qui tourne
au tour de moi, pour me surprendre et me devores. Mais surtoaut, mon
Dieu, preservez moi d'une mort subite, perissable et dangereuse. Sainte
Trinite, conservez moi esprit Saint, soyez ma defense: verbe incarne, soye
mon asile. Que la benediction du pere et du fils et du saint d' esprit
descende sur moi, et qu'elle y demeure eternellement!
l'en fait signe de la croix.

Sonst vernahmen wir, daß der Nachfolger des Herrn Petersen gestern allhier
angelanget, auch mit diesem letztern auf der Evangelischen Krancken-Stube
gewesen sey, aber kein Wort geredet habe.

Den 11 November

Gegen mittag fuhren wir bey dem Marquis de Beaufremont und dem
Fürsten von Lichtenstein zur Visite: weil aber jener noch im Bette, und
dieser nicht zu Hause war, begaben wir uns beym Cardinal Polignac
zur Tafel. Wir warteten in seinem Cabinet, in Gesellschaft zweyer
Frantzösischen Cavaliers und eines Abbe, welcher die Italiänischen Expedi-
tiones des Cardinals zu besorgen hat, bis er sich angezogen hatte, und
wurden alsdann sehr freundlich von ihm bewillkommet. Nach einer
kurtzen Verweilung ging er in seine Haus-Capelle zur Meße, und
ließ uns mit einer obligeanten Entschuldigung in dem Cabinet zurück,
da denn auch der General von denen peres de la mission, welches ein sehr
alter, aber noch frischer und aufgeräumter Mann ist, sich einfand, und
uns ohne Brille geschriebene Zeitungen vorlaß, auch recht artige und leb-
hafte reflexiones mit unter mischte. Es ist dieser Orden noch zur Zeit
nirgend, als in Franckreich vorhanden, und erst vor 50 Jahren gestiftet, auch
ohngefähr 40 Häuser oder Clöster starck. Die Ordens-Leute sind fast auf
den Fuß derer peres de l'oratoire, iedoch etwas genauer vinculiret, und
bestehet ihre Haupt-Verrichtung in Praeparation junger Leute zum
geistlichen Stande. Bey der Rückkunft des Cardinals aus der Meße fiel
gleich der Discours auf die Österreichische Succession, und deducirte derselbe
aus denen Rechten gantz umständlich, daß, wenn der Chur-Fürst von Bayern
die Sanction pragmatique vor des Kaysers Tode nicht noch angenommen und
signiret hätte, wovon doch nichts zuverläßiges bekant sey, auf solchen Fall dem

14.
Nummer 5.
Den 10 November

Bey der Mittags-Mahlzeit sind der Abbé de Ferrus und Herr Petersen unsre Gäste
gewesen, da denn über mancherley Materien aus der Kirchen-Historie, besonders
auch von dem ietzigen Kirchen-Zustand in Franckreich viele gute Gespräche geführet
und damit bis auf den Abend zugebracht worden. Auch kam uns heute folgendes
Abend-Gebet zu Handen, welches hier sehr en vogue ist, und von denen mei-
sten, welche einen Abend-Seegen beten, gebraucht wird: mon Dieu, qui avez
donné le someil a l’homme, pour adoucir l’amertume de ses peines, faites
que je prenne ce repos dans l’inocence, et que je regarde cette nuit comme
celle de mon dernier jour, mon lit comme le sepulcre de mon corps, le someil
avec vous. Que votre oeuil divir foit magarde contre les ruses du demon!
Quis ne m’occupe d’aucune illusion. Ecartés de moi ce lion rougissant, qui tourne
au tour de moi, pour me surprendre et me devores. Mais surtoût, mon
Dieu, preservez moi d’une mort subite, perissable et dangereuse. Sainte
Trinité, conservez moi esprit Saint, soyez ma defense: verbe incarne, soye
mon asile. Que la benediction du pere et du fils et du saint d‘ esprit
descende sur moi, et qu’elle y demeure eternellement!
l’en fait signe de la croix.

Sonst vernahmen wir, daß der Nachfolger des Herrn Petersen gestern allhier
angelanget, auch mit diesem letztern auf der Evangelischen Krancken-Stube
gewesen sey, aber kein Wort geredet habe.

Den 11 November

Gegen mittag fuhren wir bey dem Marquis de Beaufremont und dem
Fürsten von Lichtenstein zur Visite: weil aber jener noch im Bette, und
dieser nicht zu Hause war, begaben wir uns beym Cardinal Polignac
zur Tafel. Wir warteten in seinem Cabinet, in Gesellschaft zweyer
Frantzösischen Cavaliers und eines Abbé, welcher die Italiänischen Expedi-
tiones des Cardinals zu besorgen hat, bis er sich angezogen hatte, und
wurden alsdann sehr freundlich von ihm bewillkommet. Nach einer
kurtzen Verweilung ging er in seine Haus-Capelle zur Meße, und
ließ uns mit einer obligeanten Entschuldigung in dem Cabinet zurück,
da denn auch der General von denen peres de la mission, welches ein sehr
alter, aber noch frischer und aufgeräumter Mann ist, sich einfand, und
uns ohne Brille geschriebene Zeitungen vorlaß, auch recht artige und leb-
hafte reflexiones mit unter mischte. Es ist dieser Orden noch zur Zeit
nirgend, als in Franckreich vorhanden, und erst vor 50 Jahren gestiftet, auch
ohngefähr 40 Häuser oder Clöster starck. Die Ordens-Leute sind fast auf
den Fuß derer péres de l’oratoire, iedoch etwas genauer vinculiret, und
bestehet ihre Haupt-Verrichtung in Praeparation junger Leute zum
geistlichen Stande. Bey der Rückkunft des Cardinals aus der Meße fiel
gleich der Discours auf die Österreichische Succession, und deducirte derselbe
aus denen Rechten gantz umständlich, daß, wenn der Chur-Fürst von Bayern
die Sanction pragmatique vor des Kaysers Tode nicht noch angenommen und
signiret hätte, wovon doch nichts zuverläßiges bekant sey, auf solchen Fall dem

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[0038] 14. No 5. Den 10 Novembr: Bey der Mittags-Mahlzeit sind der Abbé de Ferrus und H: Petersen unsre Gäste gewesen, da denn über mancherley Materien aus der Kirchen-Historie, besonders auch von dem ietzigen Kirchen-Zustand in Franckreich viele gute Gespräche geführet und damit bis auf den Abend zugebracht worden. Auch kam uns heute folgendes Abend-Gebet zu Handen, welches hier sehr en vogue ist, und von denen mei- sten, welche einen Abend-Seegen beten, gebraucht wird: mon Dieu, qui avez donné le someil a l’homme, pour adoucir l’amertume de ses peines, faites que je prenne ce repos dans l’inocence, et que je regarde cette nuit comme celle de mon dernier jour, mon lit comme le sepulcre de mon corps, le someil avec vous. Que votre oeuil divir foit magarde contre les ruses du demon! Quis ne m’occupe d’aucune illusion. Ecartés de moi ce lion rougissant, qui tourne au tour de moi, pour me surprendre et me devores. Mais surtoût, mon Dieu, preservez moi d’une mort subite, perissable et dangereuse. Sainte Trinité, conservez moi esprit Saint, soyez ma defense: verbe incarne, soye mon asile. Que la benediction du pere et du fils et du saint d‘ esprit descende sur moi, et qu’elle y demeure eternellement! l’en fait signe de la croix. Sonst vernahmen wir, daß der Nachfolger des H: Petersen gestern allhier angelanget, auch mit diesem letztern auf der Evangelischen Krancken-Stube gewesen sey, aber kein Wort geredet habe. Den 11 Novembr: Gegen mittag fuhren wir bey dem Marquis de Beaufremont und dem Fürsten von Lichtenstein zur Visite: weil aber jener noch im Bette, und dieser nicht zu Hause war, begaben wir uns beym Cardinal Polignac zur Tafel. Wir warteten in seinem Cabinet, in Gesellschaft zweyer Frantzösischen Cavaliers und eines Abbé, welcher die Italiänischen Expedi- tiones des Cardinals zu besorgen hat, bis er sich angezogen hatte, und wurden alsdann sehr freundlich von ihm bewillkommet. Nach einer kurtzen Verweilung ging er in seine Haus-Capelle zur Meße, und ließ uns mit einer obligeanten Entschuldigung in dem Cabinet zurück, da denn auch der General von denen peres de la mission, welches ein sehr alter, aber noch frischer und aufgeräumter Mann ist, sich einfand, und uns ohne Brille geschriebene Zeitungen vorlaß, auch recht artige und leb- hafte reflexiones mit unter mischte. Es ist dieser Orden noch zur Zeit nirgend, als in Franckreich vorhanden, und erst vor 50 Jahren gestiftet, auch ohngefähr 40 Häuser oder Clöster starck. Die Ordens-Leute sind fast auf den Fuß derer péres de l’oratoire, iedoch etwas genauer vinculiret, und bestehet ihre Haupt-Verrichtung in Praeparation junger Leute zum geistlichen Stande. Bey der Rückkunft des Cardinals aus der Meße fiel gleich der Discours auf die Oesterreichl: Succession, und deducirte derselbe aus denen Rechten gantz umständlich, daß, wenn der Chur-Fürst von Bayern die Sanction pragmatique vor des Kaysers Tode nicht noch angenommen und signiret hätte, wovon doch nichts zuverläßiges bekant sey, auf solchen Fall dem

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/38>, abgerufen am 14.08.2024.