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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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gedachten Chur-Fürsten wohl Niemand das Recht absprechen könne, etwas von
der Verlaßenschaft zu praetendiren. Denn die Renunciation, welche er
und seine Gemahlin vor ihrer Vermählung geleistet, könne nicht gelten
weil solche denen Kindern praejudicire, und heiße es auch hier: il
n'y a plus grand mineur au monde, qu'un enfans, qui n'est pas en
ne. So sey auch laesio enormissima vorhanden, weil Bayern doch nicht der
allergeringste, auch so gar nicht einmal die miserablen 100000 Gulden,
welche ihm pro dote versprochen worden, bekommen habe. Er lobte bey
dieser Gelegenheit den ietzigen Chur-Fürsten als einen Herrn, qui avoir
les bonnes qualites de son pere, sans en avoir les mauvaises, c'est
a dire, trop de penchant pour les plaisirs et pour les jeux, als welche
beyde Mängel verursachet hätten, daß der alte Chur-Fürst niemals
Geld gehabt, wenn ers zu seinen Affairen am nötigsten gebraucht.
Von dem Verhalten des hiesigen Hofes, bey denen ietzigen Conjuncturen
Teutschland, sagte er, daß der König und der Cardinal sollten declariret
haben, wie sie sich weder in die Kayser-Wahl, noch in die Österreichische
Successions-Sache meliren würden, et que c'etoit tres-fense. Als
dagegen eingewendet wurde, daß gleichwol Franckreich die Guarantie der prag-
matischen Sanction versprochen habe, antwortete er: daß solches per bona offic
geschehen könne, und man nicht nötig habe, deswegen die Waffen zu ergreiffen
es müste denn seyn, daß ein oder anderer Parthey gar zu großes Unrecht geschähe
Vor Eßens fand sich noch der Comte de Polignac nebst seiner Gemahlin ein
um sich von dem Cardinal zu beurlauben, weil ihr Herr als Chambella
beym König Stanislav in Diensten, und morgen nach Luneville abzu-
gehen gewillet ist. Wir speiseten darauf mit dem Cardinal ein
wohlzugerichtetes maigre, worunter iedoch 2 Schüßeln gras waren, wo-
von derselbe auch etwas zu sich nahm, und über der Tafel mehren-
theils von Cardinälen und andern römischen Sachen discourite. Nach
Eßens wurde Coffee praesentiret, und der Rückweg in des Cardinals
Cabinet genommen, woselbst wir uns nach einer kurtzen Unter-
redung beurlaubten, und auf morgen die Erlaubniß ausbaten,
den Cardinal nach der Academie des Sciences, welche nach denen Ferien
ihre Sessiones wider eröffnet, und davon er ein membre honoraire ist,
zu begleiten. Welches denn sehr freundlich bewilliget, und Illmus nebst
uns abermal zur Tafel eingeladen wurde. Nach genommenem Ab-
schied giengen wir en passant in das eine Zimmer, wo die ehemal
gedachten Antiquitaeten stehen, um die ungemein schön ausgearbeitete
Urne von grünem Porphyr, welche in des Kaysers Augusti Grabe ge-
funden worden, und vor seine urnam sepulcralem gehalten wird,
in Augenschein zu nehmen, dabey wir uns der Vergänglig keit, auch
derer allergrösten Dinge in dieser Welt, zu erinnern gute Gelegen-
heit hatten. Abends hatten wir von dem jungen Herrn von Uffel und
nachhero noch von dem Herrn Petersen und seinem Successore Zuspruch,
können aber von diesem letztern noch zur Zeit um so viel weniger etwas
berichten, weil er gar nichts geredet.

gedachten Chur-Fürsten wohl Niemand das Recht absprechen könne, etwas von
der Verlaßenschaft zu praetendiren. Denn die Renunciation, welche er
und seine Gemahlin vor ihrer Vermählung geleistet, könne nicht gelten
weil solche denen Kindern praejudicire, und heiße es auch hier: il
n’y a plus grand mineur au monde, qu’un enfans, qui n’est pas en
né. So sey auch laesio enormissima vorhanden, weil Bayern doch nicht der
allergeringste, auch so gar nicht einmal die miserablen 100000 Gulden,
welche ihm pro dote versprochen worden, bekommen habe. Er lobte bey
dieser Gelegenheit den ietzigen Chur-Fürsten als einen Herrn, qui avoir
les bonnes qualités de son pére, sans en avoir les mauvaises, c’est
à dire, trop de penchant pour les plaisirs et pour les jeux, als welche
beyde Mängel verursachet hätten, daß der alte Chur-Fürst niemals
Geld gehabt, wenn ers zu seinen Affairen am nötigsten gebraucht.
Von dem Verhalten des hiesigen Hofes, bey denen ietzigen Conjuncturen
Teutschland, sagte er, daß der König und der Cardinal sollten declariret
haben, wie sie sich weder in die Kayser-Wahl, noch in die Österreichische
Successions-Sache meliren würden, et que c’etoit tres-fensé. Als
dagegen eingewendet wurde, daß gleichwol Franckreich die Guarantie der prag-
matischen Sanction versprochen habe, antwortete er: daß solches per bona offic
geschehen könne, und man nicht nötig habe, deswegen die Waffen zu ergreiffen
es müste denn seyn, daß ein oder anderer Parthey gar zu großes Unrecht geschähe
Vor Eßens fand sich noch der Comte de Polignac nebst seiner Gemahlin ein
um sich von dem Cardinal zu beurlauben, weil ihr Herr als Chambella
beym König Stanislav in Diensten, und morgen nach Luneville abzu-
gehen gewillet ist. Wir speiseten darauf mit dem Cardinal ein
wohlzugerichtetes maigre, worunter iedoch 2 Schüßeln gras waren, wo-
von derselbe auch etwas zu sich nahm, und über der Tafel mehren-
theils von Cardinälen und andern römischen Sachen discourite. Nach
Eßens wurde Coffee praesentiret, und der Rückweg in des Cardinals
Cabinet genommen, woselbst wir uns nach einer kurtzen Unter-
redung beurlaubten, und auf morgen die Erlaubniß ausbaten,
den Cardinal nach der Academie des Sciences, welche nach denen Ferien
ihre Sessiones wider eröffnet, und davon er ein membre honoraire ist,
zu begleiten. Welches denn sehr freundlich bewilliget, und Illmus nebst
uns abermal zur Tafel eingeladen wurde. Nach genommenem Ab-
schied giengen wir en passant in das eine Zimmer, wo die ehemal
gedachten Antiquitaeten stehen, um die ungemein schön ausgearbeitete
Urne von grünem Porphyr, welche in des Kaysers Augusti Grabe ge-
funden worden, und vor seine urnam sepulcralem gehalten wird,
in Augenschein zu nehmen, dabey wir uns der Vergänglig keit, auch
derer allergrösten Dinge in dieser Welt, zu erinnern gute Gelegen-
heit hatten. Abends hatten wir von dem jungen Herrn von Uffel und
nachhero noch von dem Herrn Petersen und seinem Successore Zuspruch,
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berichten, weil er gar nichts geredet.

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[0039] gedachten Chur-Fürsten wohl Niemand das Recht absprechen könne, etwas von der Verlaßenschaft zu praetendiren. Denn die Renunciation, welche er und seine Gemahlin vor ihrer Vermählung geleistet, könne nicht gelten weil solche denen Kindern praejudicire, und heiße es auch hier: il n’y a plus grand mineur au monde, qu’un enfans, qui n’est pas en né. So sey auch laesio enormissima vorhanden, weil Bayern doch nicht der allergeringste, auch so gar nicht einmal die miserablen 100000 Gulden, welche ihm pro dote versprochen worden, bekommen habe. Er lobte bey dieser Gelegenheit den ietzigen Chur-Fürsten als einen Herrn, qui avoir les bonnes qualités de son pére, sans en avoir les mauvaises, c’est à dire, trop de penchant pour les plaisirs et pour les jeux, als welche beyde Mängel verursachet hätten, daß der alte Chur-Fürst niemals Geld gehabt, wenn ers zu seinen Affairen am nötigsten gebraucht. Von dem Verhalten des hiesigen Hofes, bey denen ietzigen Conjuncturen Teutschland, sagte er, daß der König und der Cardinal sollten declariret haben, wie sie sich weder in die Kayser-Wahl, noch in die Oesterreichl: Successions-Sache meliren würden, et que c’etoit tres-fensé. Als dagegen eingewendet wurde, daß gleichwol Franckreich die Guarantie der prag- matischen Sanction versprochen habe, antwortete er: daß solches per bona offic geschehen könne, und man nicht nötig habe, deswegen die Waffen zu ergreiffen es müste denn seyn, daß ein oder anderer Parthey gar zu großes Unrecht geschähe Vor Eßens fand sich noch der Comte de Polignac nebst seiner Gemahlin ein um sich von dem Cardinal zu beurlauben, weil ihr Herr als Chambella beym König Stanislav in Diensten, und morgen nach Luneville abzu- gehen gewillet ist. Wir speiseten darauf mit dem Cardinal ein wohlzugerichtetes maigre, worunter iedoch 2 Schüßeln gras waren, wo- von derselbe auch etwas zu sich nahm, und über der Tafel mehren- theils von Cardinälen und andern römischen Sachen discourite. Nach Eßens wurde Coffee praesentiret, und der Rückweg in des Cardinals Cabinet genommen, woselbst wir uns nach einer kurtzen Unter- redung beurlaubten, und auf morgen die Erlaubniß ausbaten, den Cardinal nach der Academie des Sciences, welche nach denen Ferien ihre Sessiones wider eröffnet, und davon er ein membre honoraire ist, zu begleiten. Welches denn sehr freundlich bewilliget, und Illmus nebst uns abermal zur Tafel eingeladen wurde. Nach genommenem Ab- schied giengen wir en passant in das eine Zimmer, wo die ehemal gedachten Antiquitaeten stehen, um die ungemein schön ausgearbeitete Urne von grünem Porphyr, welche in des Kaysers Augusti Grabe ge- funden worden, und vor seine urnam sepulcralem gehalten wird, in Augenschein zu nehmen, dabey wir uns der Vergänglig keit, auch derer allergrösten Dinge in dieser Welt, zu erinnern gute Gelegen- heit hatten. Abends hatten wir von dem jungen Hl: von Uffel und nachhero noch von dem H. Petersen und seinem Successore Zuspruch, können aber von diesem letztern noch zur Zeit um so viel weniger etwas berichten, weil er gar nichts geredet.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/39>, abgerufen am 14.08.2024.