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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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doch unter Päbstlichen Nahmen geschiehet, und man Zum Exempel hin- und
wieder angeschrieben findet: de part de sa saintete vente
et distribution de tabac, welches uns Protestanten um so viel
ungewohnter vorkam, da wir bey erster Erblickung des Päbstlichen
Nahmens viel eher einen Ablaß= als einen Tabacks=Cram
vermutheten. Mit Gaben sind weder die Einwohner der
Stadt noch der gantzen Grabschaft beschweret, sondern geben bloß
einen geringen zehenden von ihren Land-Früchten, welcher
etwa den 60ten Theil der Revenue aus machen soll. Vielleicht
macht aber eben dieser Vortheil sie theils faul, theils streit-
süchtig, wie denn über die geringsten Bagatellen Processe
geführet werden, welche per appellationem nach Rom gehen,
und daselbst kein Ende nehmen. Aus schon angeführter Ursach
soll auch, wie wir versichert worden, der Pabst jährlich auf
Avignon mehr verwenden, als davon einnehmen, weil
die Unterhaltung des Vice legaten und der Militz alles weg-
nimmt. Das Land ist sehr schön und fruchtbat an Korn
und Wein, und dürffte von der Provence wohl das beste
Stück seyn. Nachdem wir von dem Duc d'Ormond ein
Recommendation-Schreiben an seinen König nach Rom, auf
unser Begehren, erhalten, Monsieur Kelly auch uns dergleichen an einen
dortigen guten antiquarium mitgegeben, und wir nach
oben ermeldtem großen Soupe Abschied genommen, geschahe
unser Aufbruch.

Den 25August

Früh um 4 Uhr und passirten wir gleich vor der Stadt
mit Schiffen über die 2 Armen der Rhone (: welche durch
eine Insul von einander getheilet werden :) in die Provintz
Languedoc hinüber, gelangeten auch gegen Mittag nach Remoulins,
bey welchem Ort wir den Fluß Gardon abermal auf einem
Schiff traversiren musten. Der gerade Post-Weg gehet über
Orange, auf welcher route wir auch unsre Coffres voraus
gesendet: unsre detour aber geschahe, um den bekannten

Pont du Gard
welcher ein kleine halbe Stunde von Remoulins gelegen
ist, in Augenschein zu nehmen. Dieses vortrefliche Über-
bleibsel der Römischen antiquitaet ist ein Stück des großen
aqueducs, durch welchen eine bey dem Städtgen Usez entsprin-
gende Quelle 9 Stunden lang bis nach Nihmes geleitet, und daselbst
theils in dem amphitheatro gebrauchet, theils aber in die publiquen

doch unter Päbstlichen Nahmen geschiehet, und man Zum Exempel hin- und
wieder angeschrieben findet: de part de sa saintete vente
et distribution de tabac, welches uns Protestanten um so viel
ungewohnter vorkam, da wir bey erster Erblickung des Päbstlichen
Nahmens viel eher einen Ablaß= als einen Tabacks=Cram
vermutheten. Mit Gaben sind weder die Einwohner der
Stadt noch der gantzen Grabschaft beschweret, sondern geben bloß
einen geringen zehenden von ihren Land-Früchten, welcher
etwa den 60ten Theil der Revenue aus machen soll. Vielleicht
macht aber eben dieser Vortheil sie theils faul, theils streit-
süchtig, wie denn über die geringsten Bagatellen Processe
geführet werden, welche per appellationem nach Rom gehen,
und daselbst kein Ende nehmen. Aus schon angeführter Ursach
soll auch, wie wir versichert worden, der Pabst jährlich auf
Avignon mehr verwenden, als davon einnehmen, weil
die Unterhaltung des Vice legaten und der Militz alles weg-
nimmt. Das Land ist sehr schön und fruchtbat an Korn
und Wein, und dürffte von der Provence wohl das beste
Stück seyn. Nachdem wir von dem Duc d‘Ormond ein
Recommendation-Schreiben an seinen König nach Rom, auf
unser Begehren, erhalten, Monsieur Kelly auch uns dergleichen an einen
dortigen guten antiquarium mitgegeben, und wir nach
oben ermeldtem großen Soupé Abschied genommen, geschahe
unser Aufbruch.

Den 25August

Früh um 4 Uhr und passirten wir gleich vor der Stadt
mit Schiffen über die 2 Armen der Rhône (: welche durch
eine Insul von einander getheilet werden :) in die Provintz
Languedoc hinüber, gelangeten auch gegen Mittag nach Remoulins,
bey welchem Ort wir den Fluß Gardon abermal auf einem
Schiff traversiren musten. Der gerade Post-Weg gehet über
Orange, auf welcher route wir auch unsre Coffres voraus
gesendet: unsre detour aber geschahe, um den bekannten

Pont du Gard
welcher ein kleine halbe Stunde von Remoulins gelegen
ist, in Augenschein zu nehmen. Dieses vortrefliche Über-
bleibsel der Römischen antiquitaet ist ein Stück des großen
aqueducs, durch welchen eine bey dem Städtgen Usez entsprin-
gende Quelle 9 Stunden lang bis nach Nihmes geleitet, und daselbst
theils in dem amphitheatro gebrauchet, theils aber in die publiquen

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[0421] doch unter Päbstl: Nahmen geschiehet, und man Z. E. hin- und wieder angeschrieben findet: de part de sa saintete vente et distribution de tabac, welches uns Protestanten um so viel ungewohnter vorkam, da wir bey erster Erblickung des Päbstl. Nahmens viel eher einen Ablaß= als einen Tabacks=Cram vermutheten. Mit Gaben sind weder die Einwohner der Stadt noch der gantzen Grabschaft beschweret, sondern geben bloß einen geringen zehenden von ihren Land-Früchten, welcher etwa den 60ten Theil der Revenue aus machen soll. Vielleicht macht aber eben dieser Vortheil sie theils faul, theils streit- süchtig, wie denn über die geringsten Bagatellen Processe geführet werden, welche per appellationem nach Rom gehen, und daselbst kein Ende nehmen. Aus schon angeführter Ursach soll auch, wie wir versichert worden, der Pabst jährlich auf Avignon mehr verwenden, als davon einnehmen, weil die Unterhaltung des Vice legaten und der Militz alles weg- nimmt. Das Land ist sehr schön und fruchtbat an Korn und Wein, und dürffte von der Provence wohl das beste Stück seyn. Nachdem wir von dem Duc d‘Ormond ein Recommendation-Schreiben an seinen König nach Rom, auf unser Begehren, erhalten, Mr. Kelly auch uns dergl: an einen dortigen guten antiquarium mitgegeben, und wir nach oben ermeldtem großen Soupé Abschied genommen, geschahe unser Aufbruch. Den 25 Augl. Früh um 4 Uhr und passirten wir gleich vor der Stadt mit Schiffen über die 2 Armen der Rhône (: welche durch eine Insul von einander getheilet werden :) in die Provintz Languedoc hinüber, gelangeten auch gegen Mittag nach Remoulins, bey welchem Ort wir den Fluß Gardon abermal auf einem Schiff traversiren musten. Der gerade Post-Weg gehet über Orange, auf welcher route wir auch unsre Coffres voraus gesendet: unsre detour aber geschahe, um den bekannten Pont du Gard welcher ein kleine halbe Stunde von Remoulins gelegen ist, in Augenschein zu nehmen. Dieses vortrefliche Über- bleibsel der Röml. antiquitaet ist ein Stück des großen aqueducs, durch welchen eine bey dem Städtgen Usez entsprin- gende Quelle 9 Stunden lang bis nach Nihmes geleitet, und daselbst theils in dem amphitheatro gebrauchet, theils aber in die publiquen

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/421>, abgerufen am 25.11.2024.