Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].210 in die Kohlen gelegt bis es glüet, sodann ziehet man es mit einerZange heraus, feget die Asche davon ab, und poliret daßselbe vermittelst eines stählernen convexen Instruments. Als denn werden 18 oder, wenn die Verguldung, wie zu Treßen nötig ist, stärcker seyn soll, 20 bis 30 übereinander liegende ordentlich geschlagene Gold- Blätgen auf einmal über das lingot geleget, welche solches zwey- mal umschlagen, und wird mit Auflegung dieser Blätter=Paquete so lange fortgefahren, bis die Stange gantz bedeckt ist. Bey iedes- maliger Auflegung eines Paquets bedienet man sich eines agat- Steines, um durch denselben die Blätter feste anzudrücken und aufzustreichen. Wenn nun auf eben die ietzt besagte Weise der silberne Cylinder noch einmal mit eben so viel Gold-Blättern, als das erstemal, umleget worden, so wird er mit einem Zoll, breiten Zwirn-Band dichte umwickelt, und abermal ins Feuer geleget, aus demselben aber, wenn das metall recht durchglüet ist, wieder herausgenommen, von der Asche gesäubert, und mit einem sogenannten Donnerkeil sauber abpoliret, welches Steines man sich deswegen bedienet, weil er weder das Gold annimmt, noch auch sich durch die Hitze calciniret. Von hier wird das lingot 2.) a l'Argue gebracht, welcher eine machine ist, die dem König 3.) Zu dem Tireur oder Dratzieher, der solchen Wachs-Stock 210 in die Kohlen gelegt bis es glüet, sodann ziehet man es mit einerZange heraus, feget die Asche davon ab, und poliret daßselbe vermittelst eines stählernen convexen Instruments. Als denn werden 18 oder, wenn die Verguldung, wie zu Treßen nötig ist, stärcker seyn soll, 20 bis 30 übereinander liegende ordentlich geschlagene Gold- Blätgen auf einmal über das lingot geleget, welche solches zwey- mal umschlagen, und wird mit Auflegung dieser Blätter=Paquete so lange fortgefahren, bis die Stange gantz bedeckt ist. Bey iedes- maliger Auflegung eines Paquets bedienet man sich eines agat- Steines, um durch denselben die Blätter feste anzudrücken und aufzustreichen. Wenn nun auf eben die ietzt besagte Weise der silberne Cylinder noch einmal mit eben so viel Gold-Blättern, als das erstemal, umleget worden, so wird er mit einem Zoll, breiten Zwirn-Band dichte umwickelt, und abermal ins Feuer geleget, aus demselben aber, wenn das metall recht durchglüet ist, wieder herausgenommen, von der Asche gesäubert, und mit einem sogenannten Donnerkeil sauber abpoliret, welches Steines man sich deswegen bedienet, weil er weder das Gold annimmt, noch auch sich durch die Hitze calciniret. Von hier wird das lingot 2.) á l'Argue gebracht, welcher eine machine ist, die dem König 3.) Zu dem Tireur oder Dratzieher, der solchen Wachs-Stock <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0434"/><fw type="folNum" place="top">210</fw><lb/> in die Kohlen gelegt bis es glüet, sodann ziehet man es mit einer<lb/> Zange heraus, feget die Asche davon ab, und poliret daßselbe vermittelst<lb/> eines stählernen convexen Instruments. 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in die Kohlen gelegt bis es glüet, sodann ziehet man es mit einer
Zange heraus, feget die Asche davon ab, und poliret daßselbe vermittelst
eines stählernen convexen Instruments. Als denn werden 18 oder,
wenn die Verguldung, wie zu Treßen nötig ist, stärcker seyn
soll, 20 bis 30 übereinander liegende ordentlich geschlagene Gold-
Blätgen auf einmal über das lingot geleget, welche solches zwey-
mal umschlagen, und wird mit Auflegung dieser Blätter=Paquete
so lange fortgefahren, bis die Stange gantz bedeckt ist. Bey iedes-
maliger Auflegung eines Paquets bedienet man sich eines agat-
Steines, um durch denselben die Blätter feste anzudrücken und
aufzustreichen. Wenn nun auf eben die ietzt besagte Weise der
silberne Cylinder noch einmal mit eben so viel Gold-Blättern,
als das erstemal, umleget worden, so wird er mit einem Zoll,
breiten Zwirn-Band dichte umwickelt, und abermal ins Feuer
geleget, aus demselben aber, wenn das metall recht durchglüet
ist, wieder herausgenommen, von der Asche gesäubert, und mit
einem sogenannten Donnerkeil sauber abpoliret, welches Steines
man sich deswegen bedienet, weil er weder das Gold annimmt,
noch auch sich durch die Hitze calciniret. Von hier wird das lingot
2.) á l'Argue gebracht, welcher eine machine ist, die dem König
gehöret, an den auch deswegen von iedem lingot etwas gewißes
bezahlet werden muß. Hier ziehet man das lingot durch runde
in eine stählerne starcke Tafel gemachte Löcher, und zwar
anfangs durch große, und sodann durch immer kleinere,
bis es so dünne wird, als ein ordinairer Wachs-Stock, dabey
es sich denn nach proportion immer verlängert. Bey iedes-
maligem durchziehen wird die Silber-Stange, weil sie sich
erhitzet, mit Wachs bestrichen, auch in einem Waßer-Troge
abgekühlet. Das durchziehen geschiehet vermittelst einer großen
Beiß-Zange, und eines daran befestigten sehr starcken Stricks,
den 6 Kerls durch eine Winde oder Haspel anziehen. Der sol-
chergestalt, wenn man sich so ausdrücken darff, verfertigte
silberne oder auch verguldete Wachs-Stock komt
3.) Zu dem Tireur oder Dratzieher, der solchen Wachs-Stock
durch immer kleinere stählerne Löcher hindurch passiren läst,
welches durch eine Art großer Spinn-Räder geschiehet, die bloß
mit der Hand umgedrehet werden. Man hat ao 1701 in Bey-
seyn des Duc de Bourgogne und des Duc de Berry auf hiesigem
Rath-Hause die Probe gemacht, wie lang der aus einem obbe-
schriebenen Lingot nach hiesiger methode verfertigte Faden gezogen
werden könne, da denn befunden worden, daß die Länge eines
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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