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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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sehr gelehrtes Buch de Canonisatione Sanctorum voher zu lesen,
und ihm darüber einige kleine objectiones zu machen; denn
wer ein Buch geschrieben, dem könne man, wie er vermeint,
nicht mehr obligiren, als wenn man es lese und mit ihm
davon spreche. Wir nahmen den Vorschlag zur Uberlegung,
und fuhren in das hiesige Concert, welches von eine Anzahl
derer hiesigen vornehmsten Häuser unterhalten wird, und
in welches, außer ihnen, nur allein die Frembden entree
haben. Das express dazu aufgerichtete massive Gebäude be-
stehet in einem vestibule, und einem darauf folgenden
sehr schön aptirten Saal. Der Duc de Saintaignan, welcher
sich mit dem Intendanten neben uns setzte, bedanckte sich
vor die ihm heute gegebene Visite, und bat um Vergebung,
daß er wegen seiner auf diese Nacht festgesetzten Abreise
Illustrissimum nicht wieder besuchen könne. Die music war
mit Stimmen und Instrumenten starck besetzt, und wurde
unter andern schönen Stücken, auch der Psalm Cantate domini
von der Composition des la Lande abgesungen, und mit der
Instrumental-music sehr gur accompagniret. Abends
soupireten wir bey dem Intendanten in großer Gesell-
schafft, und machten verschiedene neue Connoissances, als
den marquis und die Marquise de Chaumont, den
designirten premier President und Commandant von
Grenoble Marquis de Pionell mit seiner Frau, welche
des Marquis de Chaumont Tochter ist, die Frau des ietzigen
Prevot des Marchandi perge In unsrer Abwesenheit ist Monsieur
Nicolau zur visite [unleserliches Material]vor unserm Hotel gewesen.

Den 5 September

Außer dem bey unsern hiesigen beyden Kauff-Leuten Speiser
und Scharff abgestatteten Besuch, haben wir diesen Tag
angewendet, diejenigen Fabriquen nach einander zu besehen
durch welche das Gold und Silber passieren muß, ehe es zu
Wirckung derer Treßen oder reichen Zeuge gebraucht
werden kan.

1.) Wird die massive Silber Barre zu einem Lingot ge-
schmiedet. Ein solches lingot ist ordinair 3 Fuß lang, von
cilindrischer figur, hat 3 starcke Zoll im Umfang und
wieget 17 Marck. Wenn das lingot nun zu Gold-Faden desti-
niret ist, so geschiehet die Verguldung von dem Kauffmann
selbst in seinem Hause folgendermaßen. Das Lingot wird

sehr gelehrtes Buch de Canonisatione Sanctorum voher zu lesen,
und ihm darüber einige kleine objectiones zu machen; denn
wer ein Buch geschrieben, dem könne man, wie er vermeint,
nicht mehr obligiren, als wenn man es lese und mit ihm
davon spreche. Wir nahmen den Vorschlag zur Uberlegung,
und fuhren in das hiesige Concert, welches von eine Anzahl
derer hiesigen vornehmsten Häuser unterhalten wird, und
in welches, außer ihnen, nur allein die Frembden entrée
haben. Das express dazu aufgerichtete massive Gebäude be-
stehet in einem vestibule, und einem darauf folgenden
sehr schön aptirten Saal. Der Duc de Saintaignan, welcher
sich mit dem Intendanten neben uns setzte, bedanckte sich
vor die ihm heute gegebene Visite, und bat um Vergebung,
daß er wegen seiner auf diese Nacht festgesetzten Abreise
Illustrissimum nicht wieder besuchen könne. Die music war
mit Stimmen und Instrumenten starck besetzt, und wurde
unter andern schönen Stücken, auch der Psalm Cantate domini
von der Composition des la Lande abgesungen, und mit der
Instrumental-music sehr gur accompagniret. Abends
soupireten wir bey dem Intendanten in großer Gesell-
schafft, und machten verschiedene neue Connoissances, als
den marquis und die Marquise de Chaumont, den
designirten premier President und Commandant von
Grenoble Marquis de Pionell mit seiner Frau, welche
des Marquis de Chaumont Tochter ist, die Frau des ietzigen
Prevôt des Marchandi perge In unsrer Abwesenheit ist Monsieur
Nicolau zur visite [unleserliches Material]vor unserm Hotel gewesen.

Den 5 September

Außer dem bey unsern hiesigen beyden Kauff-Leuten Speiser
und Scharff abgestatteten Besuch, haben wir diesen Tag
angewendet, diejenigen Fabriquen nach einander zu besehen
durch welche das Gold und Silber passieren muß, ehe es zu
Wirckung derer Treßen oder reichen Zeuge gebraucht
werden kan.

1.) Wird die massive Silber Barre zu einem Lingot ge-
schmiedet. Ein solches lingot ist ordinair 3 Fuß lang, von
cilindrischer figur, hat 3 starcke Zoll im Umfang und
wieget 17 Marck. Wenn das lingot nun zu Gold-Faden desti-
niret ist, so geschiehet die Verguldung von dem Kauffmann
selbst in seinem Hause folgendermaßen. Das Lingot wird

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[0433] sehr gelehrtes Buch de Canonisatione Sanctorum voher zu lesen, und ihm darüber einige kleine objectiones zu machen; denn wer ein Buch geschrieben, dem könne man, wie er vermeint, nicht mehr obligiren, als wenn man es lese und mit ihm davon spreche. Wir nahmen den Vorschlag zur Uberlegung, und fuhren in das hiesige Concert, welches von eine Anzahl derer hiesigen vornehmsten Häuser unterhalten wird, und in welches, außer ihnen, nur allein die Frembden entrée haben. Das express dazu aufgerichtete massive Gebäude be- stehet in einem vestibule, und einem darauf folgenden sehr schön aptirten Saal. Der Duc de Saintaignan, welcher sich mit dem Intendanten neben uns setzte, bedanckte sich vor die ihm heute gegebene Visite, und bat um Vergebung, daß er wegen seiner auf diese Nacht festgesetzten Abreise Illmum nicht wieder besuchen könne. Die music war mit Stimmen und Instrumenten starck besetzt, und wurde unter andern schönen Stücken, auch der Psalm Cantate domini von der Composition des la Lande abgesungen, und mit der Instrumental-music sehr gur accompagniret. Abends soupireten wir bey dem Intendanten in großer Gesell- schafft, und machten verschiedene neue Connoissances, als den marquis und die Marquise de Chaumont, den designirten premier President und Commandant von Grenoble Marquis de Pionell mit seiner Frau, welche des Marquis de Chaumont Tochter ist, die Frau des ietzigen Prevôt des Marchandi p In unsrer Abwesenheit ist Mr. Nicolau zur visite vor unserm Hotel gewesen. Den 5 Sept. Außer dem bey unsern hiesigen beyden Kauff-Leuten Speiser und Scharff abgestatteten Besuch, haben wir diesen Tag angewendet, diejenigen Fabriquen nach einander zu besehen durch welche das Gold und Silber passieren muß, ehe es zu Wirckung derer Treßen oder reichen Zeuge gebraucht werden kan. 1.) Wird die massive Silber Barre zu einem Lingot ge- schmiedet. Ein solches lingot ist ordinair 3 Fuß lang, von cilindrischer figur, hat 3 starcke Zoll im Umfang und wieget 17 Marck. Wenn das lingot nun zu Gold-Faden desti- niret ist, so geschiehet die Verguldung von dem Kauffmann selbst in seinem Hause folgendermaßen. Das Lingot wird

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/433>, abgerufen am 27.11.2024.