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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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hiesiger Heiligen Geist Kirche sein Grabmal setzen läßt. Die Schrifft, welche wir bey
dieser Gelegenheit zu sehen bekommen, wird also lauten.
Deo Optimo Maximo
Bernhardus Otto Liber Baro de Rehbinder, Supremi Ordinis Verginis annunci
tae torquatus Eques, seine MajestätCaroli Emanuelis I. Sardiniae Regis, Sabandiae
Ducis cet. Supremus exercituum Mareschallus, urbis Pinerolii Valliumque
Gubernator, et pedestris Teutonicae Legionis tribunus, natus Revaliae
Estoniae Metropolis in Livonia anno Domini M.DCLXII. Die XXI Novembris. Mit
der Promenade auf dem Wall und dem Besuch der Gesellschaft bey der Marquise
de Borgeal wurde der Abend beschloßen.

Den 3. October

Früh besuchten wir die Reitbahn auf hiesiger Ritter-Academie, und wurden so
wohl von dem Sous-Directeur, als dem Premier Ecuyer Longenechamp auf das höflichste
empfangen. Der letzte gab mit 3 Bereutern nicht nur denen Academisten lection,
sondern ritt auch selbst ein sehr schönes Pferd ungemein geschickt vor. Deren
vorhandenen Pferde sind 40 Stück von allerley nationen, die alle gut, und
die meisten schön sind. Der Duca di Salviati, 2 Englische Lords und der
Chevalier de Vienville sind ietzt unter denen Scholaren an Jahren die
ältesten, und findet sich überhaupt die academie an maitres und sonst
in sehr gutem Stande. Sie ist in 3 apartements oder Classen abgetheilet, und
gehören in die unterste die kleinen, welche humaniora treiben, in die mittelste
diejenigen, welche von Studiis profession machen wollen, und in die erste diejenigen,
welche aus ritterlichen exercitiis ihr Haupt Werck machen. Weil der Duc de
Savoye
gestern Nachmittags von Alessandria zurück kommen, so ließen wir
uns früh nach 10 Uhr durch den Comte de Favria bey ihm in seinem Zimmer intro-
duciren, und legten die gratulation zu seiner glücklichen retour ab. Er nahm
es sehr gnädig auf, fragte auch, wie es uns hier gefiele, und wie lange wir
noch bleiben würden? Nachdem die Fremden ministri und andere sich zu
gleichem Zweck eingefunden, und wir den Oberhofmeister Marquis de
Breuil
ebenfals willkommen heißen, verfügten wir uns au Palais zum
König, holeten von demselben auch auf heute eine sehr gnädige mine und
Kopf=Neigung, und besahen Nachmittags die Universitaet, oder viel-
mehr das Collegium derselben. Das Gebäude ins gevierte hat inwendig
eine doppelte Reihe arcaden über ein ander. In der untersten sind viele
alte - Römische inscriptiones und bas reliefs zur Zierade zusammen in die
Mauer gesetzt, welche zum Theil attentions-Würdig sind. Die Bibliothec
soll aus 24 m Bänden inclusive der Manuscriptorum bestehen, welche letztere
4000 ausmachen. Wir sahen von diesen letzteren Manuscriptis Photii Nomocanonem
in 5 folianten. Einen Codicem derer 4 Evangelisten, aber mit accenten

hiesiger Heiligen Geist Kirche sein Grabmal setzen läßt. Die Schrifft, welche wir bey
dieser Gelegenheit zu sehen bekommen, wird also lauten.
Deo Optimo Maximo
Bernhardus Otto Liber Baro de Rehbinder, Supremi Ordinis Verginis annunci
tae torquatus Eques, seine MajestätCaroli Emanuelis I. Sardiniae Regis, Sabandiae
Ducis cet. Supremus exercituum Mareschallus, urbis Pinerolii Valliumque
Gubernator, et pedestris Teutonicae Legionis tribunus, natus Revaliae
Estoniae Metropolis in Livonia anno Domini M.DCLXII. Die XXI Novembris. Mit
der Promenade auf dem Wall und dem Besuch der Gesellschaft bey der Marquise
de Borgeal wurde der Abend beschloßen.

Den 3. October

Früh besuchten wir die Reitbahn auf hiesiger Ritter-Academie, und wurden so
wohl von dem Sous-Directeur, als dem Premier Ecuyer Longenechamp auf das höflichste
empfangen. Der letzte gab mit 3 Bereutern nicht nur denen Academisten lection,
sondern ritt auch selbst ein sehr schönes Pferd ungemein geschickt vor. Deren
vorhandenen Pferde sind 40 Stück von allerley nationen, die alle gut, und
die meisten schön sind. Der Duca di Salviati, 2 Englische Lords und der
Chevalier de Vienville sind ietzt unter denen Scholaren an Jahren die
ältesten, und findet sich überhaupt die academie an maitres und sonst
in sehr gutem Stande. Sie ist in 3 apartements oder Classen abgetheilet, und
gehören in die unterste die kleinen, welche humaniora treiben, in die mittelste
diejenigen, welche von Studiis profession machen wollen, und in die erste diejenigen,
welche aus ritterlichen exercitiis ihr Haupt Werck machen. Weil der Duc de
Savoye
gestern Nachmittags von Alessandria zurück kommen, so ließen wir
uns früh nach 10 Uhr durch den Comte de Favria bey ihm in seinem Zimmer intro-
duciren, und legten die gratulation zu seiner glücklichen retour ab. Er nahm
es sehr gnädig auf, fragte auch, wie es uns hier gefiele, und wie lange wir
noch bleiben würden? Nachdem die Fremden ministri und andere sich zu
gleichem Zweck eingefunden, und wir den Oberhofmeister Marquis de
Breuil
ebenfals willkommen heißen, verfügten wir uns au Palais zum
König, holeten von demselben auch auf heute eine sehr gnädige mine und
Kopf=Neigung, und besahen Nachmittags die Universitaet, oder viel-
mehr das Collegium derselben. Das Gebäude ins gevierte hat inwendig
eine doppelte Reihe arcaden über ein ander. In der untersten sind viele
alte - Römische inscriptiones und bas reliefs zur Zierade zusammen in die
Mauer gesetzt, welche zum Theil attentions-Würdig sind. Die Bibliothec
soll aus 24 m Bänden inclusive der Manuscriptorum bestehen, welche letztere
4000 ausmachen. Wir sahen von diesen letzteren Manuscriptis Photii Nomocanonem
in 5 folianten. Einen Codicem derer 4 Evangelisten, aber mit accenten

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[0471] hiesiger H. Geist Kirche sein Grabmal setzen läßt. Die Schrifft, welche wir bey dieser Gelegenheit zu sehen bekommen, wird also lauten. D. O. M. Bernhardus Otto Liber Baro de Rehbinder, Supremi Ordinis Verginis annunci tae torquatus Eques, S. M. Caroli Emanuelis I. Sardiniae Regis, Sabandiae Ducis cet. Supremus exercituum Marescallus, urbis Pinerolii Valliumque Gubernator, et pedestris Teutonicae Legionis tribunus, natus Revaliae Estoniae Metropolis in Livonia A. D. M.DCLXII. Die XXI Novembris. Mit der Promenade auf dem Wall und dem Besuch der Gesellschaft bey der Marquise de Borgeal wurde der Abend beschloßen. Den 3. Octobr. Früh besuchten wir die Reitbahn auf hiesiger Ritter-Academie, und wurden so wohl von dem Sous-Directeur, als dem Premier Ecuyer Longchamp auf das höflichste empfangen. Der letzte gab mit 3 Bereutern nicht nur denen Academisten lection, sondern ritt auch selbst ein sehr schönes Pferd ungemein geschickt vor. Deren vorhandenen Pferde sind 40 Stück von allerley nationen, die alle gut, und die meisten schön sind. Der Duca di Salviati, 2 Englische Lords und der Chevalier de Vienville sind ietzt unter denen Scholaren an Jahren die ältesten, und findet sich überhaupt die academie an maitres und sonst in sehr gutem Stande. Sie ist in 3 apartements oder Classen abgetheilet, und gehören in die unterste die kleinen, welche humaniora treiben, in die mittelste diejenigen, welche von Studiis profession machen wollen, und in die erste diejenigen, welche aus ritterlichen exercitiis ihr Haupt Werck machen. Weil der Duc de Savoye gestern Nachmittags von Alessandria zurück kommen, so ließen wir uns früh nach 10 Uhr durch den Comte de Favria bey ihm in seinem Zimmer intro- duciren, und legten die gratulation zu seiner glücklichen retour ab. Er nahm es sehr gnädig auf, fragte auch, wie es uns hier gefiele, und wie lange wir noch bleiben würden? Nachdem die Fremden ministri und andere sich zu gleichem Zweck eingefunden, und wir den Oberhofmeister Marquis de Breuil ebenfals willkommen heißen, verfügten wir uns au Palais zum König, holeten von demselben auch auf heute eine sehr gnädige mine und Kopf=Neigung, und besahen Nachmittags die Universitaet, oder viel- mehr das Collegium derselben. Das Gebäude ins gevierte hat inwendig eine doppelte Reihe arcaden über ein ander. In der untersten sind viele alte - Römische inscriptiones und bas reliefs zur Zierade zus. in die Mauer gesetzt, welche zum Theil attentions-Würdig sind. Die Bibliothec soll aus 24 m Bänden inclusive der MStorum bestehen, welche letztere 4000 ausmachen. Wir sahen von diesen MStis Photii Nomocanonem in 5 folianten. Einen Codicem derer 4 Evangelisten, aber mit accenten

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/471>, abgerufen am 26.11.2024.