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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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und distinctions-Zeichen geschrieben, beyde auf Pergament. Etliche vor-
treffliche hebräische Bibeln in folio Dantis Aligerii Italienische Gedichte auch
auf Pergament in 8vo mit schönen Miniatur Gemählden. Einen admirablen
Plinium, nehmlich deßen historiam naturalem in folio mit gantz extra
feinen Gemählden und einem sauberen gar nicht Gotiquen caractere.
Ein Corpus Iuris civilis Glossatu in Regl. folio auf Pergament ebenfals en
miniature aufs herrlichste durchmahlet. Bey denen gedruckten Büchern
fand sich ziemliche Anzahl von denen ersten editionen nach erfunde
ner Buchdruckerey. Die älteste war Ciceronis officia de anno 1445
in 4to, die wir auch schon anderwerts gesehen. Von hier fuhren wir
auf den cours a l'Esplanade, woselbst uns der König etliche mahl be
gegnete, und bey eingebrochenen Abend zu der Marquise d'Entraive,
welche durch Beschauung des Gemähldes in Illustrissimi tabattiere zu ei-
nem moralischen discours Gelegenheit gab, weil ihr der zwischen
dem Laster und der Tugend vorgestellte Hercules, seiner mine nach,
nicht determinirt genung vorkam, welchem von beyden ihm ange-
wiesenen Wegen er ergreiffen solle. Nachdem auch noch die Mar-
quise de Borgeal besuchet worden, begaben wir uns nach Hause
zur Ruhe.

Den 4 ten October

Da der König sich abermal auf die par force-Jagd begeben, und also
bey Hofe nichts zu thun war, profitireten wir von der Gelegenheit, mancherley
Schreiberey und häußliche Geschäffte zu besorgen, hatten in deßen von dem
Pohlnischen Ministre Grafen von Flemming, und dem premier Ecuyer
bey der Academie Monsieur Long[unleserliches Material]champ visite, wurden auch bey dem Grafen von
Schulenburg durch deßen abgeschickten SecretairMaitre d'Hotel auf Morgen zur Tafel
eingeladen, daß wir also erst Abends aus unserm quatier rückten,
und 1.) bey Madame d'Entraive 2.) bey Madame de Borgeal und endlich
3.) in der großen assamblee bey Madame de Cavaglia unsern Zweck
durch Gespräch und Umgang zu erlangen suchten.

Den 5 ten October

Nachdem wir bey Hofe gewesen, und mit dem Grafen von Flemming des dreßdnischen Pro-
cesses wegen gesprochen, worinn er völlig die dies seitige partie nahm; so begaben wir uns
auf das Landhauß des Grafen von Schulenburg zum Mittags-Eßen, woselbst die Comtesse
de Pron, Marquise d'Osa, Comte [unleserliches Material]Pagliotti, Baron de Vilettes beyde Gentils hommes
de la Chambre und Vetter Chevaliers de Sankt Maurice, und endlich der Legations Secretarius
die Mit Gäste waren. Es ist gedachter Graf Schulenburg eigentlich ein Sohn des Grafen
Öhnhausen in Hannover, har aber, weil sein mütterlicher Oncle der Feld Marechale

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und distinctions-Zeichen geschrieben, beyde auf Pergament. Etliche vor-
treffliche hebräische Bibeln in folio Dantis Aligerii Italienische Gedichte auch
auf Pergament in 8vo mit schönen Miniatur Gemählden. Einen admirablen
Plinium, nehmlich deßen historiam naturalem in folio mit gantz extra
feinen Gemählden und einem sauberen gar nicht Gotiquen caractere.
Ein Corpus Iuris civilis Glossatu in Regl. folio auf Pergament ebenfals en
miniature aufs herrlichste durchmahlet. Bey denen gedruckten Büchern
fand sich ziemliche Anzahl von denen ersten editionen nach erfunde
ner Buchdruckerey. Die älteste war Ciceronis officia de anno 1445
in 4to, die wir auch schon anderwerts gesehen. Von hier fuhren wir
auf den cours á l'Esplanade, woselbst uns der König etliche mahl be
gegnete, und bey eingebrochenen Abend zu der Marquise d'Entraive,
welche durch Beschauung des Gemähldes in Illustrissimi tabattiere zu ei-
nem moralischen discours Gelegenheit gab, weil ihr der zwischen
dem Laster und der Tugend vorgestellte Hercules, seiner mine nach,
nicht determinirt genung vorkam, welchem von beyden ihm ange-
wiesenen Wegen er ergreiffen solle. Nachdem auch noch die Mar-
quise de Borgeal besuchet worden, begaben wir uns nach Hause
zur Ruhe.

Den 4 ten October

Da der König sich abermal auf die par force-Jagd begeben, und also
bey Hofe nichts zu thun war, profitireten wir von der Gelegenheit, mancherley
Schreiberey und häußliche Geschäffte zu besorgen, hatten in deßen von dem
Pohlnischen Ministre Grafen von Flemming, und dem premier Ecuyer
bey der Academie Monsieur Long[unleserliches Material]champ visite, wurden auch bey dem Grafen von
Schulenburg durch deßen abgeschickten SecretairMaitre d'Hotel auf Morgen zur Tafel
eingeladen, daß wir also erst Abends aus unserm quatier rückten,
und 1.) bey Madame d'Entraive 2.) bey Madame de Borgeal und endlich
3.) in der großen assamblée bey Madame de Cavaglia unsern Zweck
durch Gespräch und Umgang zu erlangen suchten.

Den 5 ten October

Nachdem wir bey Hofe gewesen, und mit dem Grafen von Flemming des dreßdnischen Pro-
cesses wegen gesprochen, worinn er völlig die dies seitige partie nahm; so begaben wir uns
auf das Landhauß des Grafen von Schulenburg zum Mittags-Eßen, woselbst die Comtesse
de Pron, Marquise d'Osa, Comte [unleserliches Material]Pagliotti, Baron de Vilettes beyde Gentils hommes
de la Chambre und Vetter Chevaliers de Sankt Maurice, und endlich der Legations Secretarius
die Mit Gäste waren. Es ist gedachter Graf Schulenburg eigentlich ein Sohn des Grafen
Öhnhausen in Hannover, har aber, weil sein mütterlicher Oncle der Feld Marechale

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[0472] 229 und distinctions-Zeichen geschrieben, beyde auf Pergament. Etliche vor- treffliche hebräische Bibeln in fol. Dantis Aligerii Italienische Gedichte auch auf Pergament in 8vo mit schönen Miniatur Gemählden. Einen admirablen Plinium, nehml. deßen historiam naturalem in Fol. mit gantz extra feinen Gemählden und einem sauberen gar nicht Gotiquen caractere. Ein Corpus Iur. civilis Glossatu in Regl. fol. auf Pergament ebenfals en miniature aufs herrlichste durchmahlet. Bey denen gedruckten Büchern fand sich ziemliche Anzahl von denen ersten editionen nach erfunde ner Buchdruckerey. Die älteste war Ciceronis officia de ao 1445 in 4to, die wir auch schon anderwerts gesehen. Von hier fuhren wir auf den cours á l'Esplanade, woselbst uns der König etl. mahl be gegnete, und bey eingebrochenen Abend zu der Marquise d'Entraive, welche durch Beschauung des Gemähldes in Illmi tabattiere zu ei- nem moralischen discours Gelegenheit gab, weil ihr der zwischen dem Laster und der Tugend vorgestellte Hercules, seiner mine nach, nicht determinirt genung vorkam, welchem von beyden ihm ange- wiesenen Wegen er ergreiffen solle. Nachdem auch noch die Mar- quise de Borgeal besuchet worden, begaben wir uns nach Hause zur Ruhe. Den 4 ten Octobr. Da der König sich abermal auf die par force-Jagd begeben, und also bey Hofe nichts zu thun war, profitireten wir von der Gelegenheit, mancherley Schreiberey und häußliche Geschäffte zu besorgen, hatten in deßen von dem Pohlnischen Ministre Grafen von Flemming, und dem premier Ecuyer bey der Academie Mr. Longchamp visite, wurden auch bey dem Grafen von Schulenburg durch deßen abgeschickten Maitre d'Hotel auf Morgen zur Tafel eingeladen, daß wir also erst Abends aus unserm quatier rückten, und 1.) bey Mad d'Entraive 2.) bey Mad de Borgeal und endlich 3.) in der großen assamblée bey Mad. de Cavaglia unsern Zweck durch Gespräch und Umgang zu erlangen suchten. Den 5 ten Octobr. Nachdem wir bey Hofe gewesen, und mit dem Grafen von Flemming des dreßdnischen Pro- cesses wegen gesprochen, worinn er völlig die dies seitige partie nahm; so begaben wir uns auf das Landhauß des Grafen von Schulenburg zum Mittags-Eßen, woselbst die Comtesse de Pron, Marquise d'Osa, Comte Pagliotti, Baron de Vilette beyde Gentils hommes de la Chambre und Chevaliers de St: Maurice, und endl. der Legations Secretarius die Mit Gäste waren. Es ist gedachter Graf Schulenburg eigentl. ein Sohn des Grafen Öhnhausen in Hannover, har aber, weil sein mütterlicher Oncle der Feld Marechal

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/472>, abgerufen am 26.11.2024.