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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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assemblee destinirten 5 Zimmer a plein pied waren ziemlich an-
gefüllet, iedoch die Spielenden und nicht Spielenden fast in glei-
cher Anzahl vorhanden, daß wir also über Mangel des Entretiens
uns im geringsten nicht zu beschwehren hatten. Es ist sonst
der Spanische Ambassadeur Don de Sada ein alter sehr obligeanter
Mann, und hat eine Maltheser Commanderie, wird auch hier durch-
gängig sehr aestimiret. Weil auch, aller angewandten Bemühung
ohnerachtet, man den premier Ministre Marquis d'Ormea bis-
hero nicht hat können zu sprechen bekommen; so haben wir,
auf gut Befinden hiesiger Gönner und Freunde, seit 4 Tagen
den Anfang gemacht, täglich zu ihm zu fahren und in seiner
antichambre uns aufschreiben zu laßen, davon wir den
Effect erwarten müßen. Nach der in vorigem Diario von
hiesigen Hof-Sachen gegebenen Nachricht, wird es denen Lesern
nicht unangenehm seyn, auch

Von dem hiesigen Staat
etwas zu vernehmen. Wie überhaupt das hiesige Haus seit
20 bis 30 Jahren immer gestiegen; also ist auch die letzte acqui-
sition derer 60 Reichs-Lehen, eindiger Zweyer 54 Stücke von Mayland, und
endlich derer mitten in Piemont eingeschloßen gewesenen
Päbstlichen Lehne eine considerable Verstärckung derer Königlichen
Lande, und zugleich ein Mittel, denen Contrebandiers und
anderm liederlichen Gesindel zu steuren, welche sonst in
gedachten Lehnen ihre retirade gehabt. Das Haupt-Commercium
derer Königlichen Lande bestehet in Hanff und Seide, von welcher
letztern viel in Lyon verarbeitet wird, und man gleichwol,
des starcken import[unleserliches Material]s ohnerachtet, die Lyoner Etosses hier
wohlfeiler haben kan, als die in hieseigen Lande fabricirte,
indem die hiesigen Fabricanten längsamer und nicht so
geübt, als die Lyoner seyn sollen; indeßen ist das gantze
Commercium nicht eben considerabel, und contribuiret dazu
eines theils die Nothwendigkeit der Maul-Esel in dem grösten
Theil des Königlichen Gebiets, als welche auf ihrem Rücken so
gar viel nicht fortbringen können, anderntheils die hiesige
starcke Douane. Die Landes-Einkünffte sind hier nicht, wie
in Franckreich, verpachtet, sondern werden administriret, nur
allein die Tabacks-Ferme ausgenommen, doch werden bey solcher
administration die Gaben aufs höchste poussiret, welches
denen Armen Savoyarden am schwersten fält, die Piemon-
teser Bauern hingegen dabey noch gantz wohl zu rechte kommen.
Von Land-Ständen weiß man weder hier, noch in Savoyen
ietzo weiter etwas, und bezahlet die Noblesse von ihren

assemblée destinirten 5 Zimmer a plein pied waren ziemlich an-
gefüllet, iedoch die Spielenden und nicht Spielenden fast in glei-
cher Anzahl vorhanden, daß wir also über Mangel des Entretiens
uns im geringsten nicht zu beschwehren hatten. Es ist sonst
der Spanische Ambassadeur Don de Sada ein alter sehr obligeanter
Mann, und hat eine Maltheser Commanderie, wird auch hier durch-
gängig sehr aestimiret. Weil auch, aller angewandten Bemühung
ohnerachtet, man den premier Ministre Marquis d'Ormea bis-
hero nicht hat können zu sprechen bekommen; so haben wir,
auf gut Befinden hiesiger Gönner und Freunde, seit 4 Tagen
den Anfang gemacht, täglich zu ihm zu fahren und in seiner
antichambre uns aufschreiben zu laßen, davon wir den
Effect erwarten müßen. Nach der in vorigem Diario von
hiesigen Hof-Sachen gegebenen Nachricht, wird es denen Lesern
nicht unangenehm seyn, auch

Von dem hiesigen Staat
etwas zu vernehmen. Wie überhaupt das hiesige Haus seit
20 bis 30 Jahren immer gestiegen; also ist auch die letzte acqui-
sition derer 60 Reichs-Lehen, eindiger Zweyer 54 Stücke von Mayland, und
endlich derer mitten in Piemont eingeschloßen gewesenen
Päbstlichen Lehne eine considerable Verstärckung derer Königlichen
Lande, und zugleich ein Mittel, denen Contrebandiers und
anderm liederlichen Gesindel zu steuren, welche sonst in
gedachten Lehnen ihre retirade gehabt. Das Haupt-Commercium
derer Königlichen Lande bestehet in Hanff und Seide, von welcher
letztern viel in Lyon verarbeitet wird, und man gleichwol,
des starcken import[unleserliches Material]s ohnerachtet, die Lyoner Êtosses hier
wohlfeiler haben kan, als die in hieseigen Lande fabricirte,
indem die hiesigen Fabricanten längsamer und nicht so
geübt, als die Lyoner seyn sollen; indeßen ist das gantze
Commercium nicht eben considerabel, und contribuiret dazu
eines theils die Nothwendigkeit der Maul-Esel in dem grösten
Theil des Königlichen Gebiets, als welche auf ihrem Rücken so
gar viel nicht fortbringen können, anderntheils die hiesige
starcke Douane. Die Landes-Einkünffte sind hier nicht, wie
in Franckreich, verpachtet, sondern werden administriret, nur
allein die Tabacks-Ferme ausgenommen, doch werden bey solcher
administration die Gaben aufs höchste poussiret, welches
denen Armen Savoyarden am schwersten fält, die Piemon-
teser Bauern hingegen dabey noch gantz wohl zu rechte kommen.
Von Land-Ständen weiß man weder hier, noch in Savoyen
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[0491] assemblée destinirten 5 Zimmer a plein pied waren ziemlich an- gefüllet, iedoch die Spielenden und nicht Spielenden fast in glei- cher Anzahl vorhanden, daß wir also über Mangel des Entretiens uns im geringsten nicht zu beschwehren hatten. Es ist sonst der Spanische Ambassadeur Don de Sada ein alter sehr obligeanter Mann, und hat eine Maltheser Commanderie, wird auch hier durch- gängig sehr aestimiret. Weil auch, aller angewandten Bemühung ohnerachtet, man den premier Ministre Marquis d'Ormea bis- hero nicht hat können zu sprechen bekommen; so haben wir, auf gut Befinden hiesiger Gönner und Freunde, seit 4 Tagen den Anfang gemacht, täglich zu ihm zu fahren und in seiner antichambre uns aufschreiben zu laßen, davon wir den Effect erwarten müßen. Nach der in vorigem Diario von hiesigen Hof-Sachen gegebenen Nachricht, wird es denen Lesern nicht unangenehm seyn, auch Von dem hiesigen Staat etwas zu vernehmen. Wie überhaupt das hiesige Haus seit 20 bis 30 Jahren immer gestiegen; also ist auch die letzte acqui- sition derer 60 Reichs-Lehen, Zweyer Stücke von Mayland, und endlich derer mitten in Piemont eingeschloßen gewesenen Päbstlichen Lehne eine considerable Verstärckung derer Königl. Lande, und zugleich ein Mittel, denen Contrebandiers und anderm liederlichen Gesindel zu steuren, welche sonst in gedachten Lehnen ihre retirade gehabt. Das Haupt-Commercium derer Königln Lande bestehet in Hanff und Seide, von welcher letztern viel in Lyon verarbeitet wird, und man gleichwol, des starcken import ohnerachtet, die Lyoner Êtosses hier wohlfeiler haben kan, als die in hieseigen Lande fabricirte, indem die hiesigen Fabricanten längsamer u. nicht so geübt, als die Lyoner seyn sollen; indeßen ist das gantze Commercium nicht eben considerabel, und contribuiret dazu eines theils die Nothwendigkeit der Maul-Esel in dem grösten Theil des Königl. Gebiets, als welche auf ihrem Rücken so gar viel nicht fortbringen können, anderntheils die hiesige starcke Douane. Die Landes-Einkünffte sind hier nicht, wie in Franckreich, verpachtet, sondern werden administriret, nur allein die Tabacks-Ferme ausgenommen, doch werden bey solcher administration die Gaben aufs höchste poussiret, welches denen Armen Savoyarden am schwersten fält, die Piemon- teser Bauern hingegen dabey noch gantz wohl zu rechte kommen. Von Land-Ständen weiß man weder hier, noch in Savoyen ietzo weiter etwas, und bezahlet die Noblesse von ihren

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/491>, abgerufen am 24.11.2024.