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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Oesterreich von schwartz und weißem Marmor mit etlichen Statuen
sehenswürdig, aber keine Inscription daran zu befinden. Welchen
Mangel der Abt und die Mönche dieses Closters durch eine besondre Tafel
von schwartzen Marmor, worüber sich das Brust-Bild der prin-
cessin in weißem marmor praesentiret, ersetzet haben. Diese
Inscription besaget, daß schon benannte Princessin Kaysers Carl des
Vten Tochter, Hertzogs Octavii III Mutter und Rainutii Groß-Mutter
gewesen, quae in Samnio decedens ossa sua in hanc aedem trans-
ferri inssit.
Die Ursache, woher die Mönche zu diesem Aufwand
sich genötiget gesehen, ist aufrichtig dabey gesetzet, weil nehmlich die
Princessin alle ihre Kostbarkeiten und baares Geld ihnen legiret
habe. Ihrer Stiffterin Ingilbertae Augustae, Ludovici Germanici
Regis filiae, Ludovici pii nepti, Caroli Magnus pronepti haben diese
Mönche gleiche Ehre erwiesen, und deren Gedächtniß durch eine
eben dergleichen Tafel erneuret. Ubrigens ist an der Stadt nicht viel
sonderlich und waren wir demnach um so viel weniger gehindert,
noch Vormittags unsre Reise nach Parma fort zu setzen, woselbst
wir auch Abends gantz glücklich anlangten und von dem General Ad-
jutanten Obernanck einem Irrländer von Geburt, desgleichen von
dem Rittmeister Graf Bruniani besuchet wurden. Beyde sind
von hiesiger Garnison und schien der erste von dem Commendanten
abgeschickt zu seyn, bey ietzigen critiquen Zeiten die angekommene
Frembdlinge etwas näher zu beschauen. Der andre ist seinem
Bericht nach aus Preußisch Pommern und bisdato Lutherisch, hat aber
vielleicht seinem teutschen Nahmen eine Italiänische Endung
angehänget.

Den 16 November

Der Vormittag wurde zu Besichtigungen angewendet, aber
weder in Kirchen noch sonst etwas anmerckungswürdiges
beobachtet, außer das Welt beruffne große theatre, welches
Hertzog Rainutius erbauet. Es hat die Gestalt eines Römischen theatri
und ist mit lauter gradins ohne logen, iedoch nur von Holtz
angerichtet. Der Größe ohngeachtet, kan man dasjenige, was zu
hinterst auf dem theatro ziemlich leise gesprochen wird, zu
Ende des parterre vernehmlich hören. Jetzgedachtes parterre
ist so eingerichtet, daß vermittelst eines höltzernen aquaeducts
Waßer hinein gelaßen werden und See-Bataillen darauf
vorgestellet werden können. Auch sind bey Gelegenheit auf eben
diesem parterre Roß-Ballette gehalten worden. Neben diesem
großen theatro ist ein kleines sehr wohl gezieret und gemahltes
theatre, worauf die ehemaligen Printzen dieses Hauses, vermuthlich
weil sie nichts beßers gelernet, sich selbst als acteurs dargestellet

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Oesterreich von schwartz und weißem Marmor mit etlichen Statuen
sehenswürdig, aber keine Inscription daran zu befinden. Welchen
Mangel der Abt und die Mönche dieses Closters durch eine besondre Tafel
von schwartzen Marmor, worüber sich das Brust-Bild der prin-
cessin in weißem marmor praesentiret, ersetzet haben. Diese
Inscription besaget, daß schon benannte Princessin Kaysers Carl des
Vten Tochter, Hertzogs Octavii III Mutter und Rainutii Groß-Mutter
gewesen, quae in Samnio decedens ossa sua in hanc aedem trans-
ferri inssit.
Die Ursache, woher die Mönche zu diesem Aufwand
sich genötiget gesehen, ist aufrichtig dabey gesetzet, weil nehmlich die
Princessin alle ihre Kostbarkeiten und baares Geld ihnen legiret
habe. Ihrer Stiffterin Ingilbertae Augustae, Ludovici Germanici
Regis filiae, Ludovici pii nepti, Caroli Magnus pronepti haben diese
Mönche gleiche Ehre erwiesen, und deren Gedächtniß durch eine
eben dergleichen Tafel erneuret. Ubrigens ist an der Stadt nicht viel
sonderlich und waren wir demnach um so viel weniger gehindert,
noch Vormittags unsre Reise nach Parma fort zu setzen, woselbst
wir auch Abends gantz glücklich anlangten und von dem General Ad-
jutanten Obernanck einem Irrländer von Geburt, desgleichen von
dem Rittmeister Graf Bruniani besuchet wurden. Beyde sind
von hiesiger Garnison und schien der erste von dem Commendanten
abgeschickt zu seyn, bey ietzigen critiquen Zeiten die angekommene
Frembdlinge etwas näher zu beschauen. Der andre ist seinem
Bericht nach aus Preußisch Pommern und bisdato Lutherisch, hat aber
vielleicht seinem teutschen Nahmen eine Italiänische Endung
angehänget.

Den 16 November

Der Vormittag wurde zu Besichtigungen angewendet, aber
weder in Kirchen noch sonst etwas anmerckungswürdiges
beobachtet, außer das Welt beruffne große theatre, welches
Hertzog Rainutius erbauet. Es hat die Gestalt eines Römischen theatri
und ist mit lauter gradins ohne logen, iedoch nur von Holtz
angerichtet. Der Größe ohngeachtet, kan man dasjenige, was zu
hinterst auf dem theatro ziemlich leise gesprochen wird, zu
Ende des parterre vernehmlich hören. Jetzgedachtes parterre
ist so eingerichtet, daß vermittelst eines höltzernen aquaeducts
Waßer hinein gelaßen werden und See-Bataillen darauf
vorgestellet werden können. Auch sind bey Gelegenheit auf eben
diesem parterre Roß-Ballette gehalten worden. Neben diesem
großen theatro ist ein kleines sehr wohl gezieret und gemahltes
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weil sie nichts beßers gelernet, sich selbst als acteurs dargestellet

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[0512] 249 Oesterreich von schwartz und weißem Marmor mit etlichen Statuen sehenswürdig, aber keine Inscription daran zu befinden. Welchen Mangel der Abt und die Mönche dieses Closters durch eine besondre Tafel von schwartzen Marmor, worüber sich das Brust-Bild der prin- cessin in weißem marmor praesentiret, ersetzet haben. Diese Inscription besaget, daß schon benannte Princessin Kaysers Carl des Vten Tochter, Hertzogs Octavii III Mutter und Rainutii Groß-Mutter gewesen, quae in Samnio decedens ossa sua in hanc aedem trans- ferri inssit. Die Ursache, woher die Mönche zu diesem Aufwand sich genötiget gesehen, ist aufrichtig dabey gesetzet, weil nehml: die Princessin alle ihre Kostbarkeiten und baares Geld ihnen legiret habe. Ihrer Stiffterin Ingilbertae Augustae, Ludovici Germanici Regis filiae, Ludovici pii nepti, Caroli M. pronepti haben diese Mönche gleiche Ehre erwiesen, und deren Gedächtniß durch eine eben dergl: Tafel erneuret. Ubrigens ist an der Stadt nicht viel sonderl: und waren wir demnach um so viel weniger gehindert, noch Vormittags unsre Reise nach Parma fort zu setzen, woselbst wir auch Abends gantz glückl: anlangten und von dem General Ad- jutanten Obernanck einem Irrländer von Geburt, desgl: von dem Rittmeister Graf Bruniani besuchet wurden. Beyde sind von hiesiger Garnison und schien der erste von dem Commendanten abgeschickt zu seyn, bey ietzigen critiquen Zeiten die angekommene Frembdlinge etwas näher zu beschauen. Der andre ist seinem Bericht nach aus Preußisch Pommern und bisdato Lutherisch, hat aber vielleicht seinem teutschen Nahmen eine Italiänische Endung angehänget. Den 16 Nov: Der Vormittag wurde zu Besichtigungen angewendet, aber weder in Kirchen noch sonst etwas anmerckungswürdiges beobachtet, außer das Welt beruffne große theatre, welches Hertzog Rainutius erbauet. Es hat die Gestalt eines Röml: theatri und ist mit lauter gradins ohne logen, iedoch nur von Holtz angerichtet. Der Größe ohngeachtet, kan man dasjenige, was zu hinterst auf dem theatro ziemlich leise gesprochen wird, zu Ende des parterre vernehmlich hören. Jetzgedachtes parterre ist so eingerichtet, daß vermittelst eines höltzernen aquaeducts Waßer hinein gelaßen werden und See-Bataillen darauf vorgestellet werden können. Auch sind bey Gelegenheit auf eben diesem parterre Roß-Ballette gehalten worden. Neben diesem großen theatro ist ein kleines sehr wohl gezieret und gemahltes theatre, worauf die ehemaligen Printzen dieses Hauses, vermuthlich weil sie nichts beßers gelernet, sich selbst als acteurs dargestellet

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/512>, abgerufen am 23.11.2024.