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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Hände drücken und allem übrigen Bezeigen nichts unterlaßen,
was sonst einem den credit der Treuhertzigkeit zu Wege bringen
kan. Sein habit war ein schwartzer talar von camelot, und
das rothe baret hatte er in der Hand, der Kopf aber war mit
einer abbe-peruque bedeckt. Seine Geistligkeit begleitete
Illustrissimum bis an den Schweitzer Saal, und Nachmittags fand sich
seine Livree zu Abholung der bona mancia in unserm
Quartier ein.

2.) Obbenannte Donna Laura, der wir Abens nach 24 Uhr die
Visite gaben, ist eine brunette, mittelmäßiger Statur, weder
fett noch mager, und ietzo 30 Jahr alt. Sie hat vor 4 Jahren einen
Medicum, Nahmens Bassi geheyrathet, mit dem sie schon 3 Kinder
gehabt, davon ein Sohn noch am Leben ist. Daß sie schon in
ledigem Stande von hiesiger philosophischen Facultaet mit der
Doctor-Würde beehret worden, ist bekannt, und lieset sie gleich
andern Doctoribus collegia publica in lateinischer Sprache.
Wie denn in dem lections-catalogo, welcher im großen
collegio aufgehenget ist, ihr Nahme mit stehet, und zwar
unter der rubric: ad universam philosophiam. Doch
ist sie, ihrem Bericht nach, zu Haltung der collegiorum nicht
obligiret, sondern thut solches nur, wenn es von der Univer-
sitaet verlanget wird. Wie sie denn in 8 bis 14 Tagen etliche lectio-
nes de elementis zu halten Willens hatte, auf welche general-
Abhandlung sodann zu andrer Zeit die experimental physic folgen
soll. Auf die Frage, was hier vor eine philosophie üblig sey?
gab sie die Nachricht, daß an die Aristotelische Niemand gebunden
sey, als die Mönche, im übrigen aber die neuere philosophie des
Wolffs und Newtons vollkommen goautiret werde. Die metaphysic
des erstern lobete sie als ein Haupt-Buch, meinte auch, daß
obschon die definitiones manchem etwas zu lang schienen,
solche dennoch desto deutlicher und accurater wären. Bey
bisheriger Erziehung der Jugend bedauerte sie als einen großen
Fehler, daß man die zarte Gemüter nur mit vielerley Worten
und Kunst=terminis anzufüllen gesuchet, anstatt ihnen wahre
Begriffe von denen Sachen selbst bey zu bringen, hielt auch dafür,
daß die beste methode sey, von der mathematic anzufangen,
weil die darinn vorkommenden Warheiten simple und zugleich
incontestable wären. Als wir ihre Briefe, welche Doctor Lämmermann
in Nürnberg drucken = und der Medaille, welche er auf sie schlagen
laßen, Erwehnung thaten, war ihr zwar beydes bekannt, sie

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Hände drücken und allem übrigen Bezeigen nichts unterlaßen,
was sonst einem den credit der Treuhertzigkeit zu Wege bringen
kan. Sein habit war ein schwartzer talar von camelot, und
das rothe baret hatte er in der Hand, der Kopf aber war mit
einer abbé-peruque bedeckt. Seine Geistligkeit begleitete
Illustrissimum bis an den Schweitzer Saal, und Nachmittags fand sich
seine Livrée zu Abholung der bona mancia in unserm
Quartier ein.

2.) Obbenannte Donna Laura, der wir Abens nach 24 Uhr die
Visite gaben, ist eine brunette, mittelmäßiger Statur, weder
fett noch mager, und ietzo 30 Jahr alt. Sie hat vor 4 Jahren einen
Medicum, Nahmens Bassi geheyrathet, mit dem sie schon 3 Kinder
gehabt, davon ein Sohn noch am Leben ist. Daß sie schon in
ledigem Stande von hiesiger philosophischen Facultaet mit der
Doctor-Würde beehret worden, ist bekannt, und lieset sie gleich
andern Doctoribus collegia publica in lateinischer Sprache.
Wie denn in dem lections-catalogo, welcher im großen
collegio aufgehenget ist, ihr Nahme mit stehet, und zwar
unter der rubric: ad universam philosophiam. Doch
ist sie, ihrem Bericht nach, zu Haltung der collegiorum nicht
obligiret, sondern thut solches nur, wenn es von der Univer-
sitaet verlanget wird. Wie sie denn in 8 bis 14 Tagen etliche lectio-
nes de elementis zu halten Willens hatte, auf welche general-
Abhandlung sodann zu andrer Zeit die experimental physic folgen
soll. Auf die Frage, was hier vor eine philosophie üblig sey?
gab sie die Nachricht, daß an die Aristotelische Niemand gebunden
sey, als die Mönche, im übrigen aber die neuere philosophie des
Wolffs und Newtons vollkommen goûtiret werde. Die metaphysic
des erstern lobete sie als ein Haupt-Buch, meinte auch, daß
obschon die definitiones manchem etwas zu lang schienen,
solche dennoch desto deutlicher und accurater wären. Bey
bisheriger Erziehung der Jugend bedauerte sie als einen großen
Fehler, daß man die zarte Gemüter nur mit vielerley Worten
und Kunst=terminis anzufüllen gesuchet, anstatt ihnen wahre
Begriffe von denen Sachen selbst bey zu bringen, hielt auch dafür,
daß die beste methode sey, von der mathematic anzufangen,
weil die darinn vorkommenden Warheiten simple und zugleich
incontestable wären. Als wir ihre Briefe, welche Doctor Lämmermann
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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/518>, abgerufen am 23.11.2024.