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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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Kutsche, aus diesem Gewirre in Sicherheit zu kommen, Die meisten
Pferde nahmen ihre Benediction, vermuthlich aus Furcht vor dem
langstieligten Weih-Büschel, sehr ungerne an, die Kutscher und
Knechte aber bedanckten sich mit Abnehmung des Huts deso ehrerbie-
tiger, schlugen auch zum Theil ein Creutz vor sich. Man führet
auch Ochsen, Kälber, Schafe und Hunde zu Empfahung dieses Seegens
hieher, welches wir zwar währendes unsers Dortseyns nicht selbst
gesehen, doch aber von solchen Personen, welche es gesehen, er-
zehlen hören, wie uns denn auch einige von diesem Ort zurück-
kommende und mit Bändern geputzte Schafe begegnet sind. Die
Commedie währet von früh bis auf den Abend, und hilfft der
Seegen dem Viehe nicht, so hilfft er doch dem Closter, deßen
Einnahme von dem heutigen Tage gantz considerabel seyn soll.
Vermuthlich ist der Ursprung dieses Handels in der Erzehlung
zu suchen, welche aus dem Leben der Alt-Väter erinnerlich seyn
wird, daß nehmlich der Heilige Antonius denen Thieren in der Wüsten
geprediget und sie geseegnet habe.

Den 18 Januar:

Wie der Pabst auf zweyerley Art nehmlich in publico und in Semi-
publico sich zu transportiren pfleget; also haben wir heute
seinen Aufzug von der ersten Art mit angesehen, da er bey
Gelegenheit des Fests, Petri Stuhl feyer sich nach der Peters-Kirche
begab. Etliche paar von denen cheveaux legers in roth und
Gold gekleidet, ritten in ziemlicher distantz voraus, darauf
folgten eine Parthie Hof-Cavalier in schwartzen Mänteln
und eine Parthie Praelaten in violetnen langen Roben, alle
zu Pferde, ferner 3 weiße Hand-Pferde mit roth sammetnen
rings umher mit Gold chamarirten Decken behänget, ied-
wedes von einem Knecht geführet, und durch den hinter her
reitenden, gestern so unglücklich gewesenen Maestro die Stella,
begleitet. Ferner 3 Römischen Printzen in schwartzen seidnen
Mänteln, gleichfals zu Pferde mit ihren Bedienten zu Fuß
umgeben, der Connetable Colonna ritt darauf gantz alleine
in eben dergleichen Aufzuge immediate vor dem Pabst. Dieser folgete
in einer mit rothem Sammet überzogenen Porte chaise, und
wurde von seinen in geblumten Cramoisi a[unleserliches Material]tlas gekleideten
Staffieri mit entblößt[unleserliches Material]en Häupte[unleserliches Material]rn|getragen. Zu beyden Seiten
marchirte die Schweitzer Garde mit Helleparten. Die größere
gleichfals in= und auswendig mit rothen Sammet und goldnen Treßen,
staffirte Senffte des Pabsts wurde durch 2 weiße Maul-Esel
leer hinter drein getragen, und endlich folgete der Päbstliche gleichfals

Kutsche, aus diesem Gewirre in Sicherheit zu kommen, Die meisten
Pferde nahmen ihre Benediction, vermuthlich aus Furcht vor dem
langstieligten Weih-Büschel, sehr ungerne an, die Kutscher und
Knechte aber bedanckten sich mit Abnehmung des Huts deso ehrerbie-
tiger, schlugen auch zum Theil ein Creutz vor sich. Man führet
auch Ochsen, Kälber, Schafe und Hunde zu Empfahung dieses Seegens
hieher, welches wir zwar währendes unsers Dortseyns nicht selbst
gesehen, doch aber von solchen Personen, welche es gesehen, er-
zehlen hören, wie uns denn auch einige von diesem Ort zurück-
kommende und mit Bändern geputzte Schafe begegnet sind. Die
Commedie währet von früh bis auf den Abend, und hilfft der
Seegen dem Viehe nicht, so hilfft er doch dem Closter, deßen
Einnahme von dem heutigen Tage gantz considerabel seyn soll.
Vermuthlich ist der Ursprung dieses Handels in der Erzehlung
zu suchen, welche aus dem Leben der Alt-Väter erinnerlich seyn
wird, daß nehmlich der Heilige Antonius denen Thieren in der Wüsten
geprediget und sie geseegnet habe.

Den 18 Januar:

Wie der Pabst auf zweyerley Art nehmlich in publico und in Semi-
publico sich zu transportiren pfleget; also haben wir heute
seinen Aufzug von der ersten Art mit angesehen, da er bey
Gelegenheit des Fests, Petri Stuhl feyer sich nach der Peters-Kirche
begab. Etliche paar von denen cheveaux legers in roth und
Gold gekleidet, ritten in ziemlicher distantz voraus, darauf
folgten eine Parthie Hof-Cavalier in schwartzen Mänteln
und eine Parthie Praelaten in violetnen langen Roben, alle
zu Pferde, ferner 3 weiße Hand-Pferde mit roth sammetnen
rings umher mit Gold chamarirten Decken behänget, ied-
wedes von einem Knecht geführet, und durch den hinter her
reitenden, gestern so unglücklich gewesenen Maestro die Stella,
begleitet. Ferner 3 Römischen Printzen in schwartzen seidnen
Mänteln, gleichfals zu Pferde mit ihren Bedienten zu Fuß
umgeben, der Connetable Colonna ritt darauf gantz alleine
in eben dergleichen Aufzuge immediate vor dem Pabst. Dieser folgete
in einer mit rothem Sammet überzogenen Porte chaise, und
wurde von seinen in geblumten Cramoisi a[unleserliches Material]tlas gekleideten
Staffieri mit entblößt[unleserliches Material]en Häupte[unleserliches Material]rn|getragen. Zu beyden Seiten
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[0605] Kutsche, aus diesem Gewirre in Sicherheit zu kommen, Die meisten Pferde nahmen ihre Benediction, vermuthlich aus Furcht vor dem langstieligten Weih-Büschel, sehr ungerne an, die Kutscher und Knechte aber bedanckten sich mit Abnehmung des Huts deso ehrerbie- tiger, schlugen auch zum Theil ein Creutz vor sich. Man führet auch Ochsen, Kälber, Schafe und Hunde zu Empfahung dieses Seegens hieher, welches wir zwar währendes unsers Dortseyns nicht selbst gesehen, doch aber von solchen Personen, welche es gesehen, er- zehlen hören, wie uns denn auch einige von diesem Ort zurück- kommende und mit Bändern geputzte Schafe begegnet sind. Die Commedie währet von früh bis auf den Abend, und hilfft der Seegen dem Viehe nicht, so hilfft er doch dem Closter, deßen Einnahme von dem heutigen Tage gantz considerabel seyn soll. Vermuthlich ist der Ursprung dieses Handels in der Erzehlung zu suchen, welche aus dem Leben der Alt-Väter erinnerlich seyn wird, daß nehmlich der H. Antonius denen Thieren in der Wüsten geprediget und sie geseegnet habe. Den 18 Januar: Wie der Pabst auf zweyerley Art nehml: in publico und in Semi- publico sich zu transportiren pfleget; also haben wir heute seinen Aufzug von der ersten Art mit angesehen, da er bey Gelegenheit des Fests, Petri Stuhl feyer sich nach der Peters-Kirche begab. Etliche paar von denen cheveaux legers in roth und Gold gekleidet, ritten in ziemlicher distantz voraus, darauf folgten eine Parthie Hof-Cavalier in schwartzen Mänteln und eine Parthie Praelaten in violetnen langen Roben, alle zu Pferde, ferner 3 weiße Hand-Pferde mit roth sammetnen rings umher mit Gold chamarirten Decken behänget, ied- wedes von einem Knecht geführet, und durch den hinter her reitenden, gestern so unglücklich gewesenen Maestro die Stella, begleitet. Ferner 3 Röml: Printzen in schwartzen seidnen Mänteln, gleichfals zu Pferde mit ihren Bedienten zu Fuß umgeben, der Connetable Colonna ritt darauf gantz alleine in eben dergl: Aufzuge immediate vor dem Pabst. Dieser folgete in einer mit rothem Sammet überzogenen Porte chaise, und wurde von seinen in geblumten Cramoisi atlas gekleideten Staffieri mit entblößten Häuptern|getragen. Zu beyden Seiten marchirte die Schweitzer Garde mit Helleparten. Die größere gleichfals in= und auswendig mit rothen Sammet und goldnen Treßen, staffirte Senffte des Pabsts wurde durch 2 weiße Maul-Esel leer hinter drein getragen, und endlich folgete der Päbstl: gleichfals

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/605>, abgerufen am 23.11.2024.