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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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aus zu weichen, welche Anno1439 den 17 October, als König Al-
phonsus von Arragonien die Stadt belagert, in diese Kirche
geflogen, und gedachtem Crucifix die Dornen-Crone hinweg
genommen. Die Kugel ist zum Andencken an einer Kette
aufgehänget vorhanden, ein mehrers aber kan künftig aus
der gedruckten Beschreibung, welche wir mitbringen, er-
sehen werden. Wolte man fragen, warum das Crucifix
sich nicht zeitiger herunter geruckt habe, um auch die
Dornen-Crone unverletzt zu behalten? Oder warum es
nicht lieber die Kugel dergestalt aufgefangen, daß ihm
solche auf dem Haupt ohne alle Verletzung liegen blieben?
So würde wohl auf diese Fragen die beste Antwort seyn,
daß der Erfinder der gantzen Geschichte nicht geschickt genug
gewesen sey, unter denen Miraculu dasjenige zu chorsiren
was dem Crucifix die meiste Ehre gemacht hätte. Auch
heute musten wir, auf die gestrige invitation, bey dem
Frantzösischen Ambassadeur speisen, und waren die vor-
nehmsten Mit-Gäste der General von denen hiesigen Gale-
ren, der Conte di Sangro, der Conte Maoni General Lieutnant und Inspector von
der königlichen Infanterie und Cavalerie, welcher Unpäßligkeit
halber der armee nach der Lombardie noch nicht folgen
können, und ein Commandeur de Malthe, Nahmens Marulli perge
Gegen Abend wurden wir von dem Marchese Doria, welches
ein belesener und gelehrter Herr ist, und von dem Duca
dal Vito besuchet, bey welchem letztern wir auch mit dem
Conte Trivulzio in die assemblee fuhren, weil die Duchessa,
seine Gemahlin ebenfals in Wochen lieget. Die prin-
cipessa San Severo, welche eine Niederländerin von Geburt
ist, und perfect frantzösisch spricht, lernten wir hier kennen,
und fanden sie vollkommen gut Oesterreichisch gesinnet.
Endlich besuchten wir noch die kleine Conversation bey
der Duchessa di Castropignano, welche viel von Paris
sprach, und die petits maitres herunter putzte, sonst
aber wegen der Abreise ihres Herrn nach der Lombardie
nicht die geringste Betrübniß von sich spühren ließ.

Den 23 Febr:

Thaten wir eine kleine Reise nach Portici, Resina und

aus zu weichen, welche Anno1439 den 17 October, als König Al-
phonsus von Arragonien die Stadt belagert, in diese Kirche
geflogen, und gedachtem Crucifix die Dornen-Crone hinweg
genommen. Die Kugel ist zum Andencken an einer Kette
aufgehänget vorhanden, ein mehrers aber kan künftig aus
der gedruckten Beschreibung, welche wir mitbringen, er-
sehen werden. Wolte man fragen, warum das Crucifix
sich nicht zeitiger herunter geruckt habe, um auch die
Dornen-Crone unverletzt zu behalten? Oder warum es
nicht lieber die Kugel dergestalt aufgefangen, daß ihm
solche auf dem Haupt ohne alle Verletzung liegen blieben?
So würde wohl auf diese Fragen die beste Antwort seyn,
daß der Erfinder der gantzen Geschichte nicht geschickt genug
gewesen sey, unter denen Miraculu dasjenige zu chorsiren
was dem Crucifix die meiste Ehre gemacht hätte. Auch
heute musten wir, auf die gestrige invitation, bey dem
Frantzösischen Ambassadeur speisen, und waren die vor-
nehmsten Mit-Gäste der General von denen hiesigen Gale-
ren, der Conte di Sangro, der Conte Maoni General Lieutnant und Inspector von
der königlichen Infanterie und Cavalerie, welcher Unpäßligkeit
halber der armée nach der Lombardie noch nicht folgen
können, und ein Commandeur de Malthe, Nahmens Marulli perge
Gegen Abend wurden wir von dem Marchese Doria, welches
ein belesener und gelehrter Herr ist, und von dem Duca
dal Vito besuchet, bey welchem letztern wir auch mit dem
Conte Trivulzio in die assemblée fuhren, weil die Duchessa,
seine Gemahlin ebenfals in Wochen lieget. Die prin-
cipessa San Severo, welche eine Niederländerin von Geburt
ist, und perfect frantzösisch spricht, lernten wir hier kennen,
und fanden sie vollkommen gut Oesterreichisch gesinnet.
Endlich besuchten wir noch die kleine Conversation bey
der Duchessa di Castropignano, welche viel von Paris
sprach, und die petits maitres herunter putzte, sonst
aber wegen der Abreise ihres Herrn nach der Lombardie
nicht die geringste Betrübniß von sich spühren ließ.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/649>, abgerufen am 23.11.2024.