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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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oder wo man nichts zu finden vermeinet. Der Ingenieur
hat das Glück gehabt, gleich Anfangs mit seiner Arbeit auf
eine Fenster= oder Schreibbogen=Oeffnung des amphitheatri zu
treffen, welche ihn auf die obere gallerie deßelben geführet,
wo die gradins oder Sitze des Volcks aufhören. Oben auf
diesen gradins ist er also an der inwendigen Mauer des
amphitheatri mit der Arbeit rings herum gefahren, hat
auch auf diesen gradins hinunter einen Durchschlag in die
Mitte des Platzes gemacht. Gedachte inwendige Mauer
der obersten galerie sowohl, als etliche Neben-Behältniße,
sind mit dem schönsten weißen marmor incrustiret,
davon das beste herausgenommen, und nach Portici ge-
liefert worden. An andern eröffneten Stellen dieses
amphitheatri findet man die Mauer mit dem schönsten
festesten Gipß, auch darüber noch mit der schönsten rothen
Farbe, welche einem Lack gleichet, überzogen. Die übrigen
Gebäude dieser unglückseeligen Stadt scheinen bey dem
erschrecklichen über sie ergangenen Straf Gericht einge-
fallen zu seyn, und die ruinen confus durch einander
zu liegen, wie denn viele Schächte und Gänge durch lauter
Gemäuer getrieben sind, man auch an solchen Orten
mancherley Hausrath von bronce, item thönerne Gefäße,
darinn die Römer Waßer und Getreyde zu verwahren
pflegten, und andre dergleichen Sachen gefunden hat.
Das Dorf Torre Grega ist deswegen von uns besucht worden,
weil die materie desjenigen Feuer-Strohms, welcher den
21 May 1737 aus dem Vesuvio herab gefloßen, hier
am besten zu sehen ist. Der Strohm hat sich nicht selbst
einen alveum gemacht, sondern ist in denen natürlichen
abhängigen Vertieffungen oder kleinen Thälern des
Erdreichs zwischen denen Weinbergen nach der See zu
hinunter, aber nicht gantz hinein gelauffen. Dieses Lauffen
ist iedoch, nach der Einwohner Beschreibung, nicht allzu schnell
gewesen, daß man sich also füglich salviren können, wie-
wohl dennoch der ietzige Neapolitanische Ambassadeur zu Turin
es versehen, daß er bey einem Haar von dem Strohm
wäre umgeben worden, wo ihn die Land-Leute nicht

oder wo man nichts zu finden vermeinet. Der Ingenieur
hat das Glück gehabt, gleich Anfangs mit seiner Arbeit auf
eine Fenster= oder Schreibbogen=Oeffnung des amphitheatri zu
treffen, welche ihn auf die obere gallerie deßelben geführet,
wo die gradins oder Sitze des Volcks aufhören. Oben auf
diesen gradins ist er also an der inwendigen Mauer des
amphitheatri mit der Arbeit rings herum gefahren, hat
auch auf diesen gradins hinunter einen Durchschlag in die
Mitte des Platzes gemacht. Gedachte inwendige Mauer
der obersten galerie sowohl, als etliche Neben-Behältniße,
sind mit dem schönsten weißen marmor incrustiret,
davon das beste herausgenommen, und nach Portici ge-
liefert worden. An andern eröffneten Stellen dieses
amphitheatri findet man die Mauer mit dem schönsten
festesten Gipß, auch darüber noch mit der schönsten rothen
Farbe, welche einem Lack gleichet, überzogen. Die übrigen
Gebäude dieser unglückseeligen Stadt scheinen bey dem
erschrecklichen über sie ergangenen Straf Gericht einge-
fallen zu seyn, und die ruinen confus durch einander
zu liegen, wie denn viele Schächte und Gänge durch lauter
Gemäuer getrieben sind, man auch an solchen Orten
mancherley Hausrath von bronce, item thönerne Gefäße,
darinn die Römer Waßer und Getreyde zu verwahren
pflegten, und andre dergleichen Sachen gefunden hat.
Das Dorf Torre Grega ist deswegen von uns besucht worden,
weil die materie desjenigen Feuer-Strohms, welcher den
21 May 1737 aus dem Vesuvio herab gefloßen, hier
am besten zu sehen ist. Der Strohm hat sich nicht selbst
einen alveum gemacht, sondern ist in denen natürlichen
abhängigen Vertieffungen oder kleinen Thälern des
Erdreichs zwischen denen Weinbergen nach der See zu
hinunter, aber nicht gantz hinein gelauffen. Dieses Lauffen
ist iedoch, nach der Einwohner Beschreibung, nicht allzu schnell
gewesen, daß man sich also füglich salviren können, wie-
wohl dennoch der ietzige Neapolitanische Ambassadeur zu Turin
es versehen, daß er bey einem Haar von dem Strohm
wäre umgeben worden, wo ihn die Land-Leute nicht

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[0651] oder wo man nichts zu finden vermeinet. Der Ingenieur hat das Glück gehabt, gleich Anfangs mit seiner Arbeit auf eine Fenster= oder Schreibbogen=Oeffnung des amphitheatri zu treffen, welche ihn auf die obere gallerie deßelben geführet, wo die gradins oder Sitze des Volcks aufhören. Oben auf diesen gradins ist er also an der inwendigen Mauer des amphitheatri mit der Arbeit rings herum gefahren, hat auch auf diesen gradins hinunter einen Durchschlag in die Mitte des Platzes gemacht. Gedachte inwendige Mauer der obersten galerie sowohl, als etliche Neben-Behältniße, sind mit dem schönsten weißen marmor incrustiret, davon das beste herausgenommen, und nach Portici ge- liefert worden. An andern eröffneten Stellen dieses amphitheatri findet man die Mauer mit dem schönsten festesten Gipß, auch darüber noch mit der schönsten rothen Farbe, welche einem Lack gleichet, überzogen. Die übrigen Gebäude dieser unglückseeligen Stadt scheinen bey dem erschrecklichen über sie ergangenen Straf Gericht einge- fallen zu seyn, und die ruinen confus durch einander zu liegen, wie denn viele Schächte und Gänge durch lauter Gemäuer getrieben sind, man auch an solchen Orten mancherley Hausrath von bronce, item thönerne Gefäße, darinn die Römer Waßer und Getreyde zu verwahren pflegten, und andre dergleichen Sachen gefunden hat. Das Dorf Torre Grega ist deswegen von uns besucht worden, weil die materie desjenigen Feuer-Strohms, welcher den 21 May 1737 aus dem Vesuvio herab gefloßen, hier am besten zu sehen ist. Der Strohm hat sich nicht selbst einen alveum gemacht, sondern ist in denen natürlichen abhängigen Vertieffungen oder kleinen Thälern des Erdreichs zwischen denen Weinbergen nach der See zu hinunter, aber nicht gantz hinein gelauffen. Dieses Lauffen ist iedoch, nach der Einwohner Beschreibung, nicht allzu schnell gewesen, daß man sich also füglich salviren können, wie- wohl dennoch der ietzige Neapolitanische Ambassadeur zu Turin es versehen, daß er bey einem Haar von dem Strohm wäre umgeben worden, wo ihn die Land-Leute nicht

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/651>, abgerufen am 23.11.2024.