Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].319 gerettet hätten: Denn hohe und Niedere sind damals ausNapoli häuffig herbey gekommen, um dieses Spectacul, welches sonderlich bey der Nacht den Effect einer rechten Land-illumination gemacht hat, mit an zu sehen. Die materie welche nach unterschiedlicher Beschaffenheit des Erdreichs, 8, 10 und mehr Schritte breit, und 1, 2 bis 3 Mann hoch lieget, siehet auf der obern Fläche von ferne einem frisch und sehr klumpig geackerten Erdreich gleich, in der Nähe aber ist es eine Art von Schlacken. Unter dieser obersten Superficie ist wieder ein andre stratum von grobem Sand und gelblichter Erde, und zu unterst lieget endlich die verhärtete Haupt-materie des Strohms, welche einem dunckel aschfarbenen und fast schwartzen Felsen ähnlich ist, daß also die gedachten 2 obersten strata nur als der Schaum von diesem Feuer-Strohm angesehen werd müßen. Jetztgedachte Haupt materie kan man mit Recht einen Felsen nennen, weil sie nicht Stückweise lieget, sondern durch den gantzen Strohm nicht anders zu- sammen henget, als ob es eine aus der Erde gewachsene Felsen-Ader wäre. Wie denn an bequemen Orten ordentlich, Steine daraus gebrochen, und zum Bauen ge- brauchet werden, welcher Nutzen aber freylig den Schaden bey weitem nicht ersetzet, welcher durch Bedeckung und Verderbung des schönsten und fruchtbarsten Bodens geschehen ist. Ein Carmeliter-Closter, eine Capelle vor die Seelen im Fege-Feuer, und noch ein privat-Haus hat dieser Feuer-Strohm dergestalt durchfloßen, daß man diese Felsen-materie, weil sie überaus hart, obzwar nicht übrig schwer ist, sehr mühsam wieder heraus arbeiten, auch auswendig um die Gebäude herum eben dergleichen thun müßen, dahero denn dieselben ietzt fast so an zu sehen sind, als ob sie an einem Steinbruche erbauet wären. Gießet man Waßer auf diesen Felsen, so giebt es einen Rauch, fast wie von ungelöschten Kalck, doch wird derselbe davon nicht mürbe. Wie man in diesen Landen keine Gelegenheit zu Statuirung eines 319 gerettet hätten: Denn hohe und Niedere sind damals ausNapoli häuffig herbey gekommen, um dieses Spectacul, welches sonderlich bey der Nacht den Effect einer rechten Land-illumination gemacht hat, mit an zu sehen. Die materie welche nach unterschiedlicher Beschaffenheit des Erdreichs, 8, 10 und mehr Schritte breit, und 1, 2 bis 3 Mann hoch lieget, siehet auf der obern Fläche von ferne einem frisch und sehr klumpig geackerten Erdreich gleich, in der Nähe aber ist es eine Art von Schlacken. Unter dieser obersten Superficie ist wieder ein andre stratum von grobem Sand und gelblichter Erde, und zu unterst lieget endlich die verhärtete Haupt-materie des Strohms, welche einem dunckel aschfarbenen und fast schwartzen Felsen ähnlich ist, daß also die gedachten 2 obersten strata nur als der Schaum von diesem Feuer-Strohm angesehen werd müßen. Jetztgedachte Haupt materie kan man mit Recht einen Felsen nennen, weil sie nicht Stückweise lieget, sondern durch den gantzen Strohm nicht anders zu- sammen henget, als ob es eine aus der Erde gewachsene Felsen-Ader wäre. Wie denn an bequemen Orten ordentlich, Steine daraus gebrochen, und zum Bauen ge- brauchet werden, welcher Nutzen aber freylig den Schaden bey weitem nicht ersetzet, welcher durch Bedeckung und Verderbung des schönsten und fruchtbarsten Bodens geschehen ist. Ein Carmeliter-Closter, eine Capelle vor die Seelen im Fege-Feuer, und noch ein privat-Haus hat dieser Feuer-Strohm dergestalt durchfloßen, daß man diese Felsen-materie, weil sie überaus hart, obzwar nicht übrig schwer ist, sehr mühsam wieder heraus arbeiten, auch auswendig um die Gebäude herum eben dergleichen thun müßen, dahero denn dieselben ietzt fast so an zu sehen sind, als ob sie an einem Steinbruche erbauet wären. Gießet man Waßer auf diesen Felsen, so giebt es einen Rauch, fast wie von ungelöschten Kalck, doch wird derselbe davon nicht mürbe. Wie man in diesen Landen keine Gelegenheit zu Statuirung eines <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0652"/><fw type="folNum" place="top">319</fw><lb/> gerettet hätten: Denn hohe und Niedere sind damals aus<lb/> Napoli häuffig herbey gekommen, um dieses Spectacul,<lb/> welches sonderlich bey der Nacht den Effect einer rechten<lb/> Land-illumination gemacht hat, mit an zu sehen. 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Napoli häuffig herbey gekommen, um dieses Spectacul,
welches sonderlich bey der Nacht den Effect einer rechten
Land-illumination gemacht hat, mit an zu sehen. Die
materie welche nach unterschiedlicher Beschaffenheit des
Erdreichs, 8, 10 und mehr Schritte breit, und 1, 2 bis 3 Mann
hoch lieget, siehet auf der obern Fläche von ferne einem
frisch und sehr klumpig geackerten Erdreich gleich, in der
Nähe aber ist es eine Art von Schlacken. Unter dieser
obersten Superficie ist wieder ein andre stratum von
grobem Sand und gelblichter Erde, und zu unterst lieget
endlich die verhärtete Haupt-materie des Strohms, welche
einem dunckel aschfarbenen und fast schwartzen Felsen
ähnlich ist, daß also die gedachten 2 obersten strata nur
als der Schaum von diesem Feuer-Strohm angesehen werd
müßen. Jetztgedachte Haupt materie kan man mit
Recht einen Felsen nennen, weil sie nicht Stückweise
lieget, sondern durch den gantzen Strohm nicht anders zu-
sammen henget, als ob es eine aus der Erde gewachsene
Felsen-Ader wäre. Wie denn an bequemen Orten
ordentlich Steine daraus gebrochen, und zum Bauen ge-
brauchet werden, welcher Nutzen aber freylig den
Schaden bey weitem nicht ersetzet, welcher durch Bedeckung
und Verderbung des schönsten und fruchtbarsten Bodens
geschehen ist. Ein Carmeliter-Closter, eine Capelle vor
die Seelen im Fege-Feuer, und noch ein privat-Haus
hat dieser Feuer-Strohm dergestalt durchfloßen, daß
man diese Felsen-materie, weil sie überaus hart, obzwar
nicht übrig schwer ist, sehr mühsam wieder heraus arbeiten,
auch auswendig um die Gebäude herum eben dergl:n
thun müßen, dahero denn dieselben ietzt fast so an zu
sehen sind, als ob sie an einem Steinbruche erbauet
wären. Gießet man Waßer auf diesen Felsen, so
giebt es einen Rauch, fast wie von ungelöschten Kalck,
doch wird derselbe davon nicht mürbe. Wie man in
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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