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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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seinen Conto-Leuten, denen es gefällig, der Kleidung wegen, also
contrahire, daß er alle 3 Monath ein neu Kleid, und zwar der
Saison gemäß, liefere, zu Ende eines ieden Quartals aber das
getragene Kleid zurück nähme, es mit neuen Knöpfen und sonst
wider ausstaffire, und in die Provinzien, sonderlich auf die Gräntzen
des Königreichs herum verschicke, da sie denn vom Land-Adel, Officiers
und andern convenablen Leuten, als von Paris kommend, gar gerne
gekauft würden. Nach dem nun ein mit diesem Schneider in ge-
dachtem jährlichen Contract stehender, kostbar gekleidet seyn wolle, nach
dem müße er auch bezahlen, und habe ein gewißer Duc seine
jährlichen 4 Kleider vor 1800 Livres bedungen gehabt. Wobey in pa-
ren[unleserliches Material]thesi anzumercken, daß die hiesigen Frippiers gleichfals jährliche
Contracte machen, um denenjenigen, welche von Zeit zu Zeit,
in andern und zugleich kostbaren Kleidern erscheinen wollen,
mit gelehnten Kleidern behülflich zu seyn. Dahero man in
Paris, bey Erblickung eines chamarirten Menschen, dahin ge-.
stellet laßen seyn muß, ob das Kleid sein eigen gehöre,
oder nur gemiethet sey. Die Mittags-Mahlzeit wurde von
uns halb 3 Uhr bey dem premier Maitre d'Hotel Comte
de Livey, eingenommen, und wird solche von dem König be-
zahlet, weil sie vor die frembden Ministros und andre Leute
von Condition, destiniret ist. Es wurde zweymal abgehoben,
und bestund ieder Gang aus 12 Schüßeln, welche sehr wohl zu-
gerichtet, und das darauf folgende Desert ebenfals propre
war. An dem silbernen Service war weiter nichts auszu-
setzen, als daß dreyerley Sorten Teller vorkamen, nehmlich die
eine gantz schlecht, die andere auf dem Rande herum go[unleserliches Material]droniret,
und die dritte gar verguldet. Gleich nach aufgehobner Tafel
kehrten wir anhero zurück, und kamen um 7 Uhr gantz glücklich
an, erfuhren auch, daß nicht nur ein Graf Schönfeld, nebst
dem Herrn von Zech und Herr von Uffel zur Visite da gewesen, sondern
auch, daß der Herr von Bram zu einem heute gegebenen Festin
uns invitiren laßen.

Den 7 December

Der Dähnische Prediger Hasenmüller besuchte uns, und er-
fuhren wir, daß er zu Jena studiret habe und anno 1715 dort
weggezogen sey, von welcher Zeit an, er sich auf der Exspector-
ten-Banck, bis zur hiesigen Vocation, hat gedulten müßen.

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seinen Conto-Leuten, denen es gefällig, der Kleidung wegen, also
contrahire, daß er alle 3 Monath ein neu Kleid, und zwar der
Saison gemäß, liefere, zu Ende eines ieden Quartals aber das
getragene Kleid zurück nähme, es mit neuen Knöpfen und sonst
wider ausstaffire, und in die Provinzien, sonderlich auf die Gräntzen
des Königreichs herum verschicke, da sie denn vom Land-Adel, Officiers
und andern convenablen Leuten, als von Paris kommend, gar gerne
gekauft würden. Nach dem nun ein mit diesem Schneider in ge-
dachtem jährlichen Contract stehender, kostbar gekleidet seyn wolle, nach
dem müße er auch bezahlen, und habe ein gewißer Duc seine
jährlichen 4 Kleider vor 1800 Livres bedungen gehabt. Wobey in pa-
ren[unleserliches Material]thesi anzumercken, daß die hiesigen Frippiers gleichfals jährliche
Contracte machen, um denenjenigen, welche von Zeit zu Zeit,
in andern und zugleich kostbaren Kleidern erscheinen wollen,
mit gelehnten Kleidern behülflich zu seyn. Dahero man in
Paris, bey Erblickung eines chamarirten Menschen, dahin ge-.
stellet laßen seyn muß, ob das Kleid sein eigen gehöre,
oder nur gemiethet sey. Die Mittags-Mahlzeit wurde von
uns halb 3 Uhr bey dem premier Mâitre d’Hotel Comte
de Livey, eingenommen, und wird solche von dem König be-
zahlet, weil sie vor die frembden Ministros und andre Leute
von Condition, destiniret ist. Es wurde zweymal abgehoben,
und bestund ieder Gang aus 12 Schüßeln, welche sehr wohl zu-
gerichtet, und das darauf folgende Desert ebenfals propre
war. An dem silbernen Service war weiter nichts auszu-
setzen, als daß dreyerley Sorten Teller vorkamen, nehmlich die
eine gantz schlecht, die andere auf dem Rande herum go[unleserliches Material]droniret,
und die dritte gar verguldet. Gleich nach aufgehobner Tafel
kehrten wir anhero zurück, und kamen um 7 Uhr gantz glücklich
an, erfuhren auch, daß nicht nur ein Graf Schönfeld, nebst
dem Herrn von Zech und Herr von Uffel zur Visite da gewesen, sondern
auch, daß der Herr von Bram zu einem heute gegebenen Festin
uns invitiren laßen.

Den 7 December

Der Dähnische Prediger Hasenmüller besuchte uns, und er-
fuhren wir, daß er zu Jena studiret habe und anno 1715 dort
weggezogen sey, von welcher Zeit an, er sich auf der Exspector-
ten-Banck, bis zur hiesigen Vocation, hat gedulten müßen.

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[0072] 31 seinen Conto-Leuten, denen es gefällig, der Kleidung wegen, also contrahire, daß er alle 3 Monath ein neu Kleid, und zwar der Saison gemäß, liefere, zu Ende eines ieden Quartals aber das getragene Kleid zurück nähme, es mit neuen Knöpfen und sonst wider ausstaffire, und in die Provinzien, sonderlich auf die Gräntzen des Königreichs herum verschicke, da sie denn vom Land-Adel, Officiers und andern convenablen Leuten, als von Paris kommend, gar gerne gekauft würden. Nach dem nun ein mit diesem Schneider in ge- dachtem jährl: Contract stehender, kostbar gekleidet seyn wolle, nach dem müße er auch bezahlen, und habe ein gewißer Duc seine jährl: 4 Kleider vor 1800 Livres bedungen gehabt. Wobey in pa- renthesi anzumercken, daß die hiesigen Frippiers gleichfals jährliche Contracte machen, um denenjenigen, welche von Zeit zu Zeit, in andern und zugleich kostbaren Kleidern erscheinen wollen, mit gelehnten Kleidern behülflich zu seyn. Dahero man in Paris, bey Erblickung eines chamarirten Menschen, dahin ge-. stellet laßen seyn muß, ob das Kleid sein eigen gehöre, oder nur gemiethet sey. Die Mittags-Mahlzeit wurde von uns halb 3 Uhr bey dem premier Mâitre d’Hotel Comte de Livey, eingenommen, und wird solche von dem König be- zahlet, weil sie vor die frembden Ministros und andre Leute von Condition, destiniret ist. Es wurde zweymal abgehoben, und bestund ieder Gang aus 12 Schüßeln, welche sehr wohl zu- gerichtet, und das darauf folgende Desert ebenfals propre war. An dem silbernen Service war weiter nichts auszu- setzen, als daß dreyerley Sorten Teller vorkamen, nehmlich die eine gantz schlecht, die andere auf dem Rande herum godroniret, und die dritte gar verguldet. Gleich nach aufgehobner Tafel kehrten wir anhero zurück, und kamen um 7 Uhr gantz glücklich an, erfuhren auch, daß nicht nur ein Graf Schönfeld, nebst dem H. von Zech u. H. v. Uffel zur Visite da gewesen, sondern auch, daß der H. von Bram zu einem heute gegebenen Festin uns invitiren laßen. Den 7 Decembr: Der Dähnische Prediger Hasenmüller besuchte uns, und er- fuhren wir, daß er zu Jena studiret habe und ao 1715 dort weggezogen sey, von welcher Zeit an, er sich auf der Exspector- ten-Banck, bis zur hiesigen Vocation, hat gedulten müßen.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/72>, abgerufen am 21.11.2024.