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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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"Bey seinem Vater sich des Verlusts so fort wieder zu erhohlen, sey die
"ser Nothhelffer indeßen durch den Todt schon in die andere Welt versetzet
"gewesen, mithin die Hoffnung des Jünglings in den Brunnen gefallen.
"Die äuserste desparation, darinn derselbe über diesen seinen hülff=
"losen Zustand gerathen, habe ihn aufs Feld, und endlich zu der extre=
"mitaet getrieben, daß er den Satan um Hülffe angeruffen, welcher
"denn auch sich gar bald in Menschlicher Gestalt eingefunden, 1000 gute
"Versprechungen gethan, seinen neuen clienten von der Zeit an allent=
"halben begleitet, und auf mancherley Weise divertiret, bis er
"endlich bey einem Spatziergang an dem Ufer des Poes die Gelegenheit
"ergriffen, demselben gantz unverhofft mitten in den Strohm hinein
"zu werffen, um ihn solcher Gestalt nach Leib und Seele zu verderben.
"Das sonst alles Feuer aus löschende Waßer habe diesmal einen
"contrairen effect gethan, und den Funcken der alten devotion
"gegen die H. Jungfrau, welcher in dem Hertzen des Jünglings von
"der Zeit seiner ersten Jugend her noch übrig geblieben, wieder
"dermaaßen angeflammet, daß der arme Mensch diese seine
"ehemalige Patronin in dieser Noth um Hülffe angeflehet, welche
"auch sein Flehen erhöret, und ihm ohne allen Schaden wieder auf das
"trockene Land geholffen. Der Satan, dem es ungelegen gewesen, die
"se verhoffte Beute zu verlieren, habe darauf den Jüngling mit Ketten
"gefeßelt, beym Halse ergriffen, und durch die Lufft nach der Hölle
"zu geführet. Weil aber der Gefangene ohnabläßig zu der H. Jungfr.
"zu seufzen fort gefahren, so sey diese Himmels=Königin in gröster
"Glorie denen durch die Lufft dahinfahrenden erschienen, und habe
"mit derjenigen Stimme, vor welcher die gantze Hölle erzittere, dem
"Satan Befohlen, den Jüngling in Freyheit zu setzen, welches auch so
"fort geschehen; der Erlösete aber sich dagegen dermaaßen danck=
"bar erwiesen, daß er der allerheiligsten Jungfrau sich gantz zu eigen
"ergeben, und in Dienst derselben bey einer gewißen Capelle unweit
"Turin sein Leben seelig beschloßen habe. Wie nun solcher Gestalt mehr
"gedachter H. Jungfrau das verfinsterte Hertz des Jünglings erleuchtet, und

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„Bey seinem Vater sich des Verlusts so fort wieder zu erhohlen, sey die
„ser Nothhelffer indeßen durch den Todt schon in die andere Welt versetzet
„gewesen, mithin die Hoffnung des Jünglings in den Brunnen gefallen.
„Die äuserste desparation, darinn derselbe über diesen seinen hülff=
„losen Zustand gerathen, habe ihn aufs Feld, und endlich zu der extre=
„mitaet getrieben, daß er den Satan um Hülffe angeruffen, welcher
„denn auch sich gar bald in Menschlicher Gestalt eingefunden, 1000 gute
„Versprechungen gethan, seinen neuen clienten von der Zeit an allent=
„halben begleitet, und auf mancherley Weise divertiret, bis er
„endlich bey einem Spatziergang an dem Ufer des Poes die Gelegenheit
„ergriffen, demselben gantz unverhofft mitten in den Strohm hinein
„zu werffen, um ihn solcher Gestalt nach Leib und Seele zu verderben.
„Das sonst alles Feuer aus löschende Waßer habe diesmal einen
„contrairen effect gethan, und den Funcken der alten devotion
„gegen die H. Jungfrau, welcher in dem Hertzen des Jünglings von
„der Zeit seiner ersten Jugend her noch übrig geblieben, wieder
„dermaaßen angeflammet, daß der arme Mensch diese seine
„ehemalige Patronin in dieser Noth um Hülffe angeflehet, welche
„auch sein Flehen erhöret, und ihm ohne allen Schaden wieder auf das
„trockene Land geholffen. Der Satan, dem es ungelegen gewesen, die
„se verhoffte Beute zu verlieren, habe darauf den Jüngling mit Ketten
„gefeßelt, beym Halse ergriffen, und durch die Lufft nach der Hölle
„zu geführet. Weil aber der Gefangene ohnabläßig zu der H. Jungfr.
„zu seufzen fort gefahren, so sey diese Himmels=Königin in gröster
„Glorie denen durch die Lufft dahinfahrenden erschienen, und habe
„mit derjenigen Stimme, vor welcher die gantze Hölle erzittere, dem
„Satan Befohlen, den Jüngling in Freyheit zu setzen, welches auch so
„fort geschehen; der Erlösete aber sich dagegen dermaaßen danck=
„bar erwiesen, daß er der allerheiligsten Jungfrau sich gantz zu eigen
„ergeben, und in Dienst derselben bey einer gewißen Capelle unweit
„Turin sein Leben seelig beschloßen habe. Wie nun solcher Gestalt mehr
„gedachter H. Jungfrau das verfinsterte Hertz des Jünglings erleuchtet, und

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[0736] 361 „Bey seinem Vater sich des Verlusts so fort wieder zu erhohlen, sey die „ser Nothhelffer indeßen durch den Todt schon in die andere Welt versetzet „gewesen, mithin die Hoffnung des Jünglings in den Brunnen gefallen. „Die äuserste desparation, darinn derselbe über diesen seinen hülff= „losen Zustand gerathen, habe ihn aufs Feld, und endlich zu der extre= „mitaet getrieben, daß er den Satan um Hülffe angeruffen, welcher „denn auch sich gar bald in Menschlicher Gestalt eingefunden, 1000 gute „Versprechungen gethan, seinen neuen clienten von der Zeit an allent= „halben begleitet, und auf mancherley Weise divertiret, bis er „endlich bey einem Spatziergang an dem Ufer des Poes die Gelegenheit „ergriffen, demselben gantz unverhofft mitten in den Strohm hinein „zu werffen, um ihn solcher Gestalt nach Leib und Seele zu verderben. „Das sonst alles Feuer aus löschende Waßer habe diesmal einen „contrairen effect gethan, und den Funcken der alten devotion „gegen die H. Jungfrau, welcher in dem Hertzen des Jünglings von „der Zeit seiner ersten Jugend her noch übrig geblieben, wieder „dermaaßen angeflammet, daß der arme Mensch diese seine „ehemalige Patronin in dieser Noth um Hülffe angeflehet, welche „auch sein Flehen erhöret, und ihm ohne allen Schaden wieder auf das „trockene Land geholffen. Der Satan, dem es ungelegen gewesen, die „se verhoffte Beute zu verlieren, habe darauf den Jüngling mit Ketten „gefeßelt, beym Halse ergriffen, und durch die Lufft nach der Hölle „zu geführet. Weil aber der Gefangene ohnabläßig zu der H. Jungfr. „zu seufzen fort gefahren, so sey diese Himmels=Königin in gröster „Glorie denen durch die Lufft dahinfahrenden erschienen, und habe „mit derjenigen Stimme, vor welcher die gantze Hölle erzittere, dem „Satan Befohlen, den Jüngling in Freyheit zu setzen, welches auch so „fort geschehen; der Erlösete aber sich dagegen dermaaßen danck= „bar erwiesen, daß er der allerheiligsten Jungfrau sich gantz zu eigen „ergeben, und in Dienst derselben bey einer gewißen Capelle unweit „Turin sein Leben seelig beschloßen habe. Wie nun solcher Gestalt mehr „gedachter H. Jungfrau das verfinsterte Hertz des Jünglings erleuchtet, und

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/736>, abgerufen am 25.11.2024.