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Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].

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über den kleinen Fluß Pisatello, welcher bey denen Römern Rubico hieß,
und zwischen denen provinciis Suburbicariis und Gallia Cisalpina die
Gräntz Scheidung machte. Die Legiones, welche etwa aus der campagne
in gedachte provincias Suburbicarias zurück marchireten, musten
ihr Gewehr jenseit dieses Flußes ablegen, wiedrigenfals sie vor Feinde
des Vaterlandes gehalten wurden. Es war deswegen eine eigne Sanctio,
auf marmor gegraben, ehemals bey diesem Fluß aufgerichtet, welche man
am Ufer deßelben vor geraumer Zeit aus der Erde gegraben, aber nicht
an den alten Ort, sondern weiter nach der Stadt Cesena aufgestellet
hat. Die Rubric daran lautet also: S.P.Q.R. Sanctio ad Rubiconis
pontem. Darauf folget die Sanctio in extenso, und an der basi des
monuments ist deren Inhalt nochmals kurtz in diese Worte zusammen
gefaßet. Ultra hos sines arma proferri liceat nemini. Die
ses vorausgesetzt, läßt sich die Erzehlung Suetonii in vita Caesaris
cap 31 et 32 desto beßer verstehen, da nehmlich Caesar zweifelhaffte
war, ob er mit seinen Gallischen Legionen über diesen Fluß rücken
sollte, dennoch aber sich da zu bald resolvirete mit dem Zusatz: jacta
alea est. Gleich hinter der kleinen neu angelegten Stadt Cervia,
welche zwischen Cesenatico und Savio gelegen ist, siehet man Land-
wärts eine niedrige Gegend, in welche das See Waßer durch einen ge-
wißen Canal in denen heißen Sommer=Monathen hinein gelaßen wird,
da denn die Sonne das wilde Waßer verzehret, und das Saltz liegen
bleibet, welches die Päbstl. Cammer sammlet, und die Päbstl. Provintzien
dies seit des Apenninischen Gebirges damit versorget. Unweit Ra-
venna bleibet das Kloster La Classe, Camaldulenser Ordens, lincker
Hand ziemlich nahe liegen, darinn Kayser Otto III. eine große Buß=Übung
angestellet. Es sind auch in dieser Kirche andre sehenswürdige monu-
menta, das Regen Wetter aber wollte diese kleine detour nicht
verstatten. Wir gelangeten noch ein paar Stunden vor Abends nach
Ravenna, welche Zeit accurat hinreichete, die dasigen Merckwür-
digkeiten zu Besehen. Die vornehmsten sind 1.) Die sogenannte Rotun-
da
vor der Stadt. Es ist eine runde Capelle von Quader Stücken, die
etwa 15 Schritte im Diametro hat, und eigentlich aus zwey über
einander gesetzten Capellen bestehet, doch ist die unterste mit Erde
und Waßer überhalb angefüllet, folglich nicht mehr brauchbar. Das
Dach der oberen Capelle bestehet aus einem einzigen, wie eine flache
cupula zugerichteten harten Kieselstein, der fast einem granit

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über den kleinen Fluß Pisatello, welcher bey denen Römern Rubico hieß,
und zwischen denen provinciis Suburbicariis und Gallia Cisalpina die
Gräntz Scheidung machte. Die Legiones, welche etwa aus der campagne
in gedachte provincias Suburbicarias zurück marchireten, musten
ihr Gewehr jenseit dieses Flußes ablegen, wiedrigenfals sie vor Feinde
des Vaterlandes gehalten wurden. Es war deswegen eine eigne Sanctio,
auf marmor gegraben, ehemals bey diesem Fluß aufgerichtet, welche man
am Ufer deßelben vor geraumer Zeit aus der Erde gegraben, aber nicht
an den alten Ort, sondern weiter nach der Stadt Cesena aufgestellet
hat. Die Rubric daran lautet also: S.P.Q.R. Sanctio ad Rubiconis
pontem. Darauf folget die Sanctio in extenso, und an der basi des
monuments ist deren Inhalt nochmals kurtz in diese Worte zusammen
gefaßet. Ultra hos sines arma proferri liceat nemini. Die
ses vorausgesetzt, läßt sich die Erzehlung Suetonii in vita Caesaris
cap 31 et 32 desto beßer verstehen, da nehmlich Caesar zweifelhaffte
war, ob er mit seinen Gallischen Legionen über diesen Fluß rücken
sollte, dennoch aber sich da zu bald resolvirete mit dem Zusatz: jacta
alea est. Gleich hinter der kleinen neu angelegten Stadt Cervia,
welche zwischen Cesenatico und Savio gelegen ist, siehet man Land-
wärts eine niedrige Gegend, in welche das See Waßer durch einen ge-
wißen Canal in denen heißen Sommer=Monathen hinein gelaßen wird,
da denn die Sonne das wilde Waßer verzehret, und das Saltz liegen
bleibet, welches die Päbstl. Cammer sammlet, und die Päbstl. Provintzien
dies seit des Apenninischen Gebirges damit versorget. Unweit Ra-
venna bleibet das Kloster La Classe, Camaldulenser Ordens, lincker
Hand ziemlich nahe liegen, darinn Kayser Otto III. eine große Buß=Übung
angestellet. Es sind auch in dieser Kirche andre sehenswürdige monu-
menta, das Regen Wetter aber wollte diese kleine detour nicht
verstatten. Wir gelangeten noch ein paar Stunden vor Abends nach
Ravenna, welche Zeit accurat hinreichete, die dasigen Merckwür-
digkeiten zu Besehen. Die vornehmsten sind 1.) Die sogenannte Rotun-
da
vor der Stadt. Es ist eine runde Capelle von Quader Stücken, die
etwa 15 Schritte im Diametro hat, und eigentlich aus zwey über
einander gesetzten Capellen bestehet, doch ist die unterste mit Erde
und Waßer überhalb angefüllet, folglich nicht mehr brauchbar. Das
Dach der oberen Capelle bestehet aus einem einzigen, wie eine flache
cupula zugerichteten harten Kieselstein, der fast einem granit

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[0744] 365 über den kleinen Fluß Pisatello, welcher bey denen Römern Rubico hieß, und zwischen denen provinciis Suburbicariis und Gallia Cisalpina die Gräntz Scheidung machte. Die Legiones, welche etwa aus der campagne in gedachte provincias Suburbicarias zurück marchireten, musten ihr Gewehr jenseit dieses Flußes ablegen, wiedrigenfals sie vor Feinde des Vaterlandes gehalten wurden. Es war deswegen eine eigne Sanctio, auf marmor gegraben, ehemals bey diesem Fluß aufgerichtet, welche man am Ufer deßelben vor geraumer Zeit aus der Erde gegraben, aber nicht an den alten Ort, sondern weiter nach der Stadt Cesena aufgestellet hat. Die Rubric daran lautet also: S.P.Q.R. Sanctio ad Rubiconis pontem. Darauf folget die Sanctio in extenso, und an der basi des monuments ist deren Inhalt nochmals kurtz in diese Worte zusammen gefaßet. Ultra hos sines arma proferri liceat nemini. Die ses vorausgesetzt, läßt sich die Erzehlung Suetonii in vita Caesaris cap 31 et 32 desto beßer verstehen, da nehmlich Caesar zweifelhaffte war, ob er mit seinen Gallischen Legionen über diesen Fluß rücken sollte, dennoch aber sich da zu bald resolvirete mit dem Zusatz: jacta alea est. Gleich hinter der kleinen neu angelegten Stadt Cervia, welche zwischen Cesenatico und Savio gelegen ist, siehet man Land- wärts eine niedrige Gegend, in welche das See Waßer durch einen ge- wißen Canal in denen heißen Sommer=Monathen hinein gelaßen wird, da denn die Sonne das wilde Waßer verzehret, und das Saltz liegen bleibet, welches die Päbstl. Cammer sammlet, und die Päbstl. Provintzien dies seit des Apenninischen Gebirges damit versorget. Unweit Ra- venna bleibet das Kloster La Classe, Camaldulenser Ordens, lincker Hand ziemlich nahe liegen, darinn Kayser Otto III. eine große Buß=Übung angestellet. Es sind auch in dieser Kirche andre sehenswürdige monu- menta, das Regen Wetter aber wollte diese kleine detour nicht verstatten. Wir gelangeten noch ein paar Stunden vor Abends nach Ravenna, welche Zeit accurat hinreichete, die dasigen Merckwür- digkeiten zu Besehen. Die vornehmsten sind 1.) Die sogenannte Rotun- da vor der Stadt. Es ist eine runde Capelle von Quader Stücken, die etwa 15 Schritte im Diametro hat, und eigentlich aus zwey über einander gesetzten Capellen bestehet, doch ist die unterste mit Erde und Waßer überhalb angefüllet, folglich nicht mehr brauchbar. Das Dach der oberen Capelle bestehet aus einem einzigen, wie eine flache cupula zugerichteten harten Kieselstein, der fast einem granit

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Herausgeber:innen
Paul Beckus, Marita Gruner, Thomas Grunewald, Sabrina Mögelin, Martin Prell: Bearbeiter:innen
Martin Prell: Datentransformation
Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate

Weitere Informationen:

Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten

Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert.

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;




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Zitationshilfe: Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geusau_reisetagebuchHeinrichxiReuss_1740/744>, abgerufen am 25.11.2024.