Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].gleichkomt, und rings umher 12 gleichfals mit aus dem gantzen gehauene 2.) Der Pallast eben dieses Königes Theodorici von Backsteinen, iedoch 3.) Die Theatiner Kirche, und in derselben oben mitten über dem Haupt gleichkomt, und rings umher 12 gleichfals mit aus dem gantzen gehauene 2.) Der Pallast eben dieses Königes Theodorici von Backsteinen, iedoch 3.) Die Theatiner Kirche, und in derselben oben mitten über dem Haupt <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0745"/> gleichkomt, und rings umher 12 gleichfals mit aus dem gantzen gehauene<lb/> Öhre hat, die, wenn man von unten hinauf siehet, 12 piedestal, vor-<lb/> stellen, an denen die Nahmen der 12 Apostel eingegraben stehen. Wie<lb/> denn vorgegeben wird, daß die Statuen derer 12 Apostel auf die-<lb/> sen postamenten ehemals gestanden, wo von aber weder Löcher,<lb/> noch sonst einige vestigia wahr zu nehmen sind, und uns dem-<lb/> nach am wahrscheinlichsten gewesen, daß die gedachten 12<lb/> Öhre hauptsächlich deswegen angebracht worden, um diese<lb/> horrende Last desto beqwemer in die Höhe zu heben. Der große<lb/> Stein, auf welchem man, wie auf einem andern flachen Dach<lb/> herum gehen kan, hat accurat in der Mitte ein kleines Loch, durch<lb/> welches wir seine Dicke gemeßen, und solche 2 Ellen befunden haben.<lb/> Der Riß, welcher auf der einen Seite deßelben zu sehen, soll durch ei-<lb/> nen Wetter-Strahl veruhrsachet worden seyn. Oben auf dieser son-<lb/> derbaren Cupula haben die Gebeine des Ost Gotischen Königes Theo-<lb/> dorici in einem Porphyrnen Sarge, deßen bald gedacht werden soll,<lb/> ehemals ihre Ruhe Städte gehabt. Wie denn insgemein dafür gehalten wird,<lb/> daß die Tochter dieses Königes Amalasunta ao 526 dieses Gebäu-<lb/> de als ein Begräbniß=monument vor ihren Vater aufgeführet habe.</p><lb/> <p> 2.) <hi rendition="#u">Der Pallast eben dieses Königes Theodoric</hi>i von Backsteinen, iedoch<lb/> oben an denen Fenstern mit kleinen Marmor:Säulen gezieret.<lb/> Mitten über dem Thor ist eine große niche, und in derselben ein<lb/> balcon, alles aber à la Gothique. An diesem Pallast nach der Straße<lb/> zu hat man gedachten Porphyrnen Sarg ao. 1574 eingemauert, nachdem<lb/> derselbe ao. 1512 als König Lud. XII. von Franckreich diese Stadt ein-<lb/> nahm, durch die Frantzösischen Soldaten von der Rotunda herunter<lb/> geworffen worden. Der Sarg ist ziemlich groß, und sind 2<lb/> Löwen Köpfe mit 2 Ringen en bas relief daran zu sehen.</p><lb/> <p> 3.) <hi rendition="#u">Die Theatiner Kirche</hi>, und in derselben oben mitten über dem Haupt<lb/> altar das Fenster, durch welches bey der Wahl des hiesigen Bischoffs der<lb/> H. Geist in Tauben gestalt herein geflogen, und sich auf denjenigen ge-<lb/> setzet, der Bischoff werden sollen. Nach dem Tode des H. Apollinaris<lb/> soll dieses Wunder zum erstenmahl sich zugetragen, und bey denen<lb/> 12 auf ihn gefolgten Bischöfen iedes mal continuiret haben, daß </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0745]
gleichkomt, und rings umher 12 gleichfals mit aus dem gantzen gehauene
Öhre hat, die, wenn man von unten hinauf siehet, 12 piedestal, vor-
stellen, an denen die Nahmen der 12 Apostel eingegraben stehen. Wie
denn vorgegeben wird, daß die Statuen derer 12 Apostel auf die-
sen postamenten ehemals gestanden, wo von aber weder Löcher,
noch sonst einige vestigia wahr zu nehmen sind, und uns dem-
nach am wahrscheinlichsten gewesen, daß die gedachten 12
Öhre hauptsächlich deswegen angebracht worden, um diese
horrende Last desto beqwemer in die Höhe zu heben. Der große
Stein, auf welchem man, wie auf einem andern flachen Dach
herum gehen kan, hat accurat in der Mitte ein kleines Loch, durch
welches wir seine Dicke gemeßen, und solche 2 Ellen befunden haben.
Der Riß, welcher auf der einen Seite deßelben zu sehen, soll durch ei-
nen Wetter-Strahl veruhrsachet worden seyn. Oben auf dieser son-
derbaren Cupula haben die Gebeine des Ost Gotischen Königes Theo-
dorici in einem Porphyrnen Sarge, deßen bald gedacht werden soll,
ehemals ihre Ruhe Städte gehabt. Wie denn insgemein dafür gehalten wird,
daß die Tochter dieses Königes Amalasunta ao 526 dieses Gebäu-
de als ein Begräbniß=monument vor ihren Vater aufgeführet habe.
2.) Der Pallast eben dieses Königes Theodorici von Backsteinen, iedoch
oben an denen Fenstern mit kleinen Marmor:Säulen gezieret.
Mitten über dem Thor ist eine große niche, und in derselben ein
balcon, alles aber à la Gothique. An diesem Pallast nach der Straße
zu hat man gedachten Porphyrnen Sarg ao. 1574 eingemauert, nachdem
derselbe ao. 1512 als König Lud. XII. von Franckreich diese Stadt ein-
nahm, durch die Frantzösischen Soldaten von der Rotunda herunter
geworffen worden. Der Sarg ist ziemlich groß, und sind 2
Löwen Köpfe mit 2 Ringen en bas relief daran zu sehen.
3.) Die Theatiner Kirche, und in derselben oben mitten über dem Haupt
altar das Fenster, durch welches bey der Wahl des hiesigen Bischoffs der
H. Geist in Tauben gestalt herein geflogen, und sich auf denjenigen ge-
setzet, der Bischoff werden sollen. Nach dem Tode des H. Apollinaris
soll dieses Wunder zum erstenmahl sich zugetragen, und bey denen
12 auf ihn gefolgten Bischöfen iedes mal continuiret haben, daß
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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