Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].Attilae Degen, Helm, und der Harnisch von dem Kopf seines Pferdes; Attilae Degen, Helm, und der Harnisch von dem Kopf seines Pferdes; <TEI> <text> <body> <div type="letter"> <div type="diaryEntry"> <p><pb facs="#f0753"/> Attilae Degen, Helm, und der Harnisch von dem Kopf seines Pferdes; <lb/> |:Der Helm ist schwartz, und hat das Visir eine spitze Schnautze, welche<lb/> fast einen Hunds=Kopf vorstellet|: Der Harnisch und die Rüstung des-<lb/> jenigen <persName xml:id="TidB17647" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13319" ref="http://d-nb.info/gnd/120056100">Doye</persName>, deßen über die <choice><abbr>Kayserl</abbr><expan>Kayserliche</expan></choice>. Flotte erhaltene Victorie und<lb/> dabey erfolgte Gefangennehmung des <choice><abbr>Kayserl.</abbr><expan>Kayserlichen</expan></choice> Printzen <persName xml:id="TidB17648" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13321" ref="http://d-nb.info/gnd/142858609">Ottonis</persName> die<lb/> obgedachte Submission <persName xml:id="TidB17642" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10748" ref="http://d-nb.info/gnd/118535757">Friderici Barbarossae</persName> gegen den <persName xml:id="TidB17649" corresp="register.xml#regID_37.lemID_13205" ref="http://d-nb.info/gnd/118819712">Pabst</persName> zu<lb/> Wege gebracht; der Harnisch und Helm des großen <persName xml:id="TidB17646" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10220">Henri IV.</persName> nebst<lb/> dem Kopf=Harnisch seines Pferdes, welche Rüstung er der Republic<lb/> verehret hat. Auf dem Brust-Harnisch ist das † des <choice><abbr>Heil.</abbr><expan>Heiligen</expan></choice> Geist Ordens<lb/> mit dem Bande von Gold emalliret, alles übrige aber ist von po-<lb/> lirtem Stahl und mit blau angelauffenen Blumen gezieret. Man<lb/> kan sich bey diesem Anblick aller seiner Kriege und Siege auf eine<lb/> gantz eindrückliche Art erinnern, und giebt die an der Mauer da-<lb/> rüber stehende Schrifft hierzu noch mehr Gelegenheit, welche also<lb/> lautet: <persName xml:id="TidB17645" corresp="register.xml#regID_37.lemID_10220">Henrici IV</persName>, Franciae et Navarrae Regis, arma, in tot<lb/> tantisque et periculis, et victoriis hostili sanguine madefacta,<lb/> immortalis ejus gloriae trophaeum, ac veri et sinceri amoris<lb/> erga rem publicam monumentum. Ein artig Stück ist noch das<lb/> gantze lateinische Evangelium Marci mit sehr kleinen littern und<lb/> in der Figur geschrieben, daß die gantze Schrifft das Bildniß des Evan-<lb/> gelisten und den daneben liegenden geflügelten Löwen vorstellet. Das<lb/> in einer Kette dabey hängende Vergrößerungs Glas hebet alle Schwie-<lb/> rigkeit, die sich sonst bey dem lesen dieses Augen-Pulvers finden<lb/> würde. Es ist sonst der <choice><abbr>Hertzol.</abbr><expan>Hertzogliche</expan></choice> Pallast mit keiner Wache, ausgenom-<lb/> men zu der Zeit, wenn großer Rath gehalten wird, besetzt, da sich denn<lb/> theils unter denen 2 Thoren, theils gegen über einige Bürger mit Helle-<lb/> parten sehen laßen. Das gemeine Volck aber hat vor diese Residentz<lb/> so wenig egard, daß es im Hofe nicht nur schreiet und tumultui<lb/> ret, sondern auch mit Kugeln spielet. 2.) <hi rendition="#u">Die <placeName xml:id="TidB17651" corresp="register.xml#regID_66.lemID_13322" ref="http://d-nb.info/gnd/4078763-1">Marcus-Kirche</placeName></hi>,<lb/> welche unmittelbar an den Palast stoßet, und <choice><abbr>eigentl.</abbr><expan>eigentlich</expan></choice> die Capelle<lb/> des Doye ist; kan denen materialien nach vor prächtig passiren, in-<lb/> dem sie aus und inwendig mit marmor reichlich bekleidet ist. Die<lb/> Architectur aber ist vollkommen gothique. Das beste daran sind<lb/> die Gemählde von mosaique, und die 4 vergoldeten Pferde von bronce,<lb/> welche über dem Haupt-Eingange stehen, und von <placeName xml:id="TidB17654" corresp="register.xml#regID_66.lemID_11813" ref="http://d-nb.info/gnd/4073697-0">Constantinopel</placeName> sollen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0753]
Attilae Degen, Helm, und der Harnisch von dem Kopf seines Pferdes;
|:Der Helm ist schwartz, und hat das Visir eine spitze Schnautze, welche
fast einen Hunds=Kopf vorstellet|: Der Harnisch und die Rüstung des-
jenigen Doye, deßen über die Kayserl. Flotte erhaltene Victorie und
dabey erfolgte Gefangennehmung des Kayserl. Printzen Ottonis die
obgedachte Submission Friderici Barbarossae gegen den Pabst zu
Wege gebracht; der Harnisch und Helm des großen Henri IV. nebst
dem Kopf=Harnisch seines Pferdes, welche Rüstung er der Republic
verehret hat. Auf dem Brust-Harnisch ist das † des Heil. Geist Ordens
mit dem Bande von Gold emalliret, alles übrige aber ist von po-
lirtem Stahl und mit blau angelauffenen Blumen gezieret. Man
kan sich bey diesem Anblick aller seiner Kriege und Siege auf eine
gantz eindrückliche Art erinnern, und giebt die an der Mauer da-
rüber stehende Schrifft hierzu noch mehr Gelegenheit, welche also
lautet: Henrici IV, Franciae et Navarrae Regis, arma, in tot
tantisque et periculis, et victoriis hostili sanguine madefacta,
immortalis ejus gloriae trophaeum, ac veri et sinceri amoris
erga rem publicam monumentum. Ein artig Stück ist noch das
gantze lateinische Evangelium Marci mit sehr kleinen littern und
in der Figur geschrieben, daß die gantze Schrifft das Bildniß des Evan-
gelisten und den daneben liegenden geflügelten Löwen vorstellet. Das
in einer Kette dabey hängende Vergrößerungs Glas hebet alle Schwie-
rigkeit, die sich sonst bey dem lesen dieses Augen-Pulvers finden
würde. Es ist sonst der Hertzol. Pallast mit keiner Wache, ausgenom-
men zu der Zeit, wenn großer Rath gehalten wird, besetzt, da sich denn
theils unter denen 2 Thoren, theils gegen über einige Bürger mit Helle-
parten sehen laßen. Das gemeine Volck aber hat vor diese Residentz
so wenig egard, daß es im Hofe nicht nur schreiet und tumultui
ret, sondern auch mit Kugeln spielet. 2.) Die Marcus-Kirche,
welche unmittelbar an den Palast stoßet, und eigentl. die Capelle
des Doye ist; kan denen materialien nach vor prächtig passiren, in-
dem sie aus und inwendig mit marmor reichlich bekleidet ist. Die
Architectur aber ist vollkommen gothique. Das beste daran sind
die Gemählde von mosaique, und die 4 vergoldeten Pferde von bronce,
welche über dem Haupt-Eingange stehen, und von Constantinopel sollen
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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