Geusau, Anton von: Reise Herrn Heinrich d. XI. durch Teutschland Franckr. u. Italien, [1740–1742].378 hiesigen Universitaet zu schreiben übernommen, weil diejenige, welcheschon vor geraumen Jahren in fol. gedruckt ist, sehr schlecht gerathen. Er beschenckte uns mit einer ziemlichen Anzahl kleiner lateinsicher pie cen, die er von Zeit zu Zeit drucken laßen, und dimittirete uns mit be- sonderer cordialitaet und gröster Freundlichkeit. Unter denen Kirchen zu Padua ist die dem H. Antonio gewiedmete die vornehmste. Die Capelle, darinn sein Cörper aufbehalten wird, kan vor kostbar passiren, und sind seine praetendirten miracul in sehr schönen bas reliefs von weißen Marmor an denen Wänden zu sehen. Von dem schönen Geruch, den dieser Cörper durch eine hinter dem Begräbniß=Altar befindliche Ritze von sich geben soll, haben wir nichts gespühret. Die Zunge und das Kinn des Heiligen werden in der Sacristey besonders aufbehalten, sollen aber ebenfals in eine aparte capelle transportiret werden, welche durchaus mit Marmor und denen trefflichsten Statuen aus- gezieret, und ietzo noch nicht gantz fertig ist. Von denen an diese Zunge gerichteten besonderen Gebeten könnte manches beygebracht werden, wo man nicht allzu große Weitläuffigkeit besorgete. Der bekannte gelehrte Octavius Ferrarius lieget in dieser Kirche begra ben, Petrus Bembus, aber, und das gelehrte Frauenzimmer Helena Lucretia Cornara haben hier nur gedächtniß monumenta, weil sie beyde anderwerts begraben liegen. Die Kirche S. Giustina. ist der architectur nach die schönste und moderneste, auch groß und helle. Die Haupt Reliquien sind die Cörper des Evangelisten Lucae und des Apostels Mathaei. Der höltzerne Kasten mit 2 Schlößern, darinnen diese Leiber sollen von Constantinopel hieher gebracht worden seyn, wird in einem besonderen eisernen Käfig verwahret. Das Gemählde des Haupt Altars, welches der H. Justinae Marter=Todt vorstellet, ist von Paolo Veronese. Die bibliothec des reichen benedictiner Closters, dem diese Kirche gehöret, ist mit Marmor gepflastert, und mit colonnen und schön geschnitzten repositoriis aufs beste gezieret. Von Büchern haben wir nichts rares gesehen, als einen Lactantium, ao. 1465 in fol. in venerabili mo- nasterio Sublacensi gedruckt, als welches Closter die erste Buchdrucke- rey in Italien gehabt. Der große grüne Platz vor dieser Kirche und dem Closter, wo ietzt ein ViehMarckt gehalten wird, war bey den Römern campus Martius. In der kleinen Kirche S. Thomae der congregation Philippi Neri zugehörig, sind die Begräbniße nach dem Alter, Geschlecht und Ständen der Menschen ausgetheilet, wie denn über iedweder Grufft ein Marmor-Stein lieget, deßen lateinische Schrifft die dahin gehörige Sorte anzeiget, als. 1.) Priester aus die= 378 hiesigen Universitaet zu schreiben übernommen, weil diejenige, welcheschon vor geraumen Jahren in fol. gedruckt ist, sehr schlecht gerathen. Er beschenckte uns mit einer ziemlichen Anzahl kleiner lateinsicher pie cen, die er von Zeit zu Zeit drucken laßen, und dimittirete uns mit be- sonderer cordialitaet und gröster Freundlichkeit. Unter denen Kirchen zu Padua ist die dem H. Antonio gewiedmete die vornehmste. Die Capelle, darinn sein Cörper aufbehalten wird, kan vor kostbar passiren, und sind seine praetendirten miracul in sehr schönen bas reliefs von weißen Marmor an denen Wänden zu sehen. Von dem schönen Geruch, den dieser Cörper durch eine hinter dem Begräbniß=Altar befindliche Ritze von sich geben soll, haben wir nichts gespühret. Die Zunge und das Kinn des Heiligen werden in der Sacristey besonders aufbehalten, sollen aber ebenfals in eine âparte capelle transportiret werden, welche durchaus mit Marmor und denen trefflichsten Statuen aus- gezieret, und ietzo noch nicht gantz fertig ist. Von denen an diese Zunge gerichteten besonderen Gebeten könnte manches beygebracht werden, wo man nicht allzu große Weitläuffigkeit besorgete. Der bekannte gelehrte Octavius Ferrarius lieget in dieser Kirche begra ben, Petrus Bembus, aber, und das gelehrte Frauenzimmer Helena Lucretia Cornara haben hier nur gedächtniß monumenta, weil sie beyde anderwerts begraben liegen. Die Kirche S. Giustina. ist der architectur nach die schönste und moderneste, auch groß und helle. Die Haupt Reliquien sind die Cörper des Evangelisten Lucae und des Apostels Mathaei. Der höltzerne Kasten mit 2 Schlößern, darinnen diese Leiber sollen von Constantinopel hieher gebracht worden seyn, wird in einem besonderen eisernen Käfig verwahret. Das Gemählde des Haupt Altars, welches der H. Justinae Marter=Todt vorstellet, ist von Paolo Veronese. Die bibliothec des reichen benedictiner Closters, dem diese Kirche gehöret, ist mit Marmor gepflastert, und mit colonnen und schön geschnitzten repositoriis aufs beste gezieret. Von Büchern haben wir nichts rares gesehen, als einen Lactantium, ao. 1465 in fol. in venerabili mo- nasterio Sublacensi gedruckt, als welches Closter die erste Buchdrucke- rey in Italien gehabt. Der große grüne Platz vor dieser Kirche und dem Closter, wo ietzt ein ViehMarckt gehalten wird, war bey den Römern campus Martius. In der kleinen Kirche S. Thomae der congregation Philippi Neri zugehörig, sind die Begräbniße nach dem Alter, Geschlecht und Ständen der Menschen ausgetheilet, wie denn über iedweder Grufft ein Marmor-Stein lieget, deßen lateinische Schrifft die dahin gehörige Sorte anzeiget, als. 1.) 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hiesigen Universitaet zu schreiben übernommen, weil diejenige, welche
schon vor geraumen Jahren in fol. gedruckt ist, sehr schlecht gerathen.
Er beschenckte uns mit einer ziemlichen Anzahl kleiner lateinsicher pie
cen, die er von Zeit zu Zeit drucken laßen, und dimittirete uns mit be-
sonderer cordialitaet und gröster Freundlichkeit. Unter denen
Kirchen zu Padua ist die dem H. Antonio gewiedmete die vornehmste. Die
Capelle, darinn sein Cörper aufbehalten wird, kan vor kostbar passiren,
und sind seine praetendirten miracul in sehr schönen bas reliefs von
weißen Marmor an denen Wänden zu sehen. Von dem schönen Geruch,
den dieser Cörper durch eine hinter dem Begräbniß=Altar befindliche
Ritze von sich geben soll, haben wir nichts gespühret. Die Zunge und das
Kinn des Heiligen werden in der Sacristey besonders aufbehalten,
sollen aber ebenfals in eine âparte capelle transportiret werden,
welche durchaus mit Marmor und denen trefflichsten Statuen aus-
gezieret, und ietzo noch nicht gantz fertig ist. Von denen an diese
Zunge gerichteten besonderen Gebeten könnte manches beygebracht
werden, wo man nicht allzu große Weitläuffigkeit besorgete. Der
bekannte gelehrte Octavius Ferrarius lieget in dieser Kirche begra
ben, Petrus Bembus aber, und das gelehrte Frauenzimmer Helena
Lucretia Cornara haben hier nur gedächtniß monumenta, weil
sie beyde anderwerts begraben liegen. Die Kirche S. Giustina.
ist der architectur nach die schönste und moderneste, auch groß und helle. Die
Haupt Reliquien sind die Cörper des Evangelisten Lucae und des Apostels
Mathaei. Der höltzerne Kasten mit 2 Schlößern, darinnen diese Leiber
sollen von Constantinopel hieher gebracht worden seyn, wird in einem
besonderen eisernen Käfig verwahret. Das Gemählde des Haupt Altars,
welches der H. Justinae Marter=Todt vorstellet, ist von Paolo Veronese.
Die bibliothec des reichen benedictiner Closters, dem diese Kirche gehöret,
ist mit Marmor gepflastert, und mit colonnen und schön geschnitzten
repositoriis aufs beste gezieret. Von Büchern haben wir nichts rares
gesehen, als einen Lactantium, ao. 1465 in fol. in venerabili mo-
nasterio Sublacensi gedruckt, als welches Closter die erste Buchdrucke-
rey in Italien gehabt. Der große grüne Platz vor dieser Kirche
und dem Closter, wo ietzt ein ViehMarckt gehalten wird, war bey
den Römern campus Martius. In der kleinen Kirche S. Thomae
der congregation Philippi Neri zugehörig, sind die Begräbniße nach
dem Alter, Geschlecht und Ständen der Menschen ausgetheilet, wie
denn über iedweder Grufft ein Marmor-Stein lieget, deßen lateinische
Schrifft die dahin gehörige Sorte anzeiget, als. 1.) Priester aus die=
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Saskia Jungmann, Nikolas Schröder, Andreas Lewen: Mitarbeit
Thüringer Staatskanzlei: Projektförderer
Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena: Bilddigitalisierung von Editionsvorlage und deren Abschrift sowie Bereitstellung der Digitalisate
Weitere Informationen:Das Endendum der vorliegenden Edition bildet das Tagebuch zur Kavalierstour des pietistischen Grafen Heinrich XI. Reuß zu Obergreiz (1722-1800) durch das Heilige Römische Reich deutscher Nation, Frankreich, die Schweiz, Italien und Österreich in den Jahren 1740–1742. Es besteht aus 443 Tagebucheinträgen auf 784 Seiten, die in 71 Briefen in die Heimat übersandt wurden. Verfasser des Tagebuchs ist der Köstritzer Hofmeister Anton von Geusau (1695–1749). Im Tagebuch bietet dieser nicht nur Einblicke in die international vernetzte Welt des Hochadels, sondern überliefert auch tiefgehende Einblicke in die wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und politischen Entwicklungen in den besuchten Ländern. Dies ist vor allem für die im politischen System Europas stattfindenden Veränderungen relevant. So führte der Aufstieg Preußens zur Großmacht zu einer Neuordnung des europäischen Mächtesystems. In die Zeit seiner Kavalierstour fallen beispielsweise der Tod des Römisch-Deutschen Kaisers Karl VI. (1685–1740) und der sich daran anschließende Österreichische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen auf das europäische Mächtesystem. Besonders aufschlussreich sind die zahlreichen wiedergegebenen Gespräche zwischen den Reisenden und anderen Adligen, Geistlichen und Gelehrten zumeist katholischer Provenienz. Diese ermöglichen vielfältige Einblicke in die Gedanken- und Vorstellungswelt des Verfassers, seiner Mitreisenden und Gesprächspartner. Hieran werden Kontaktzonen für interkonfessionellen Austausch, aber auch Grenzen des Sag- oder Machbaren deutlich: Heinrich XI. und von Geusau waren pietistisch-fromme Lutheraner, die die auf der Reise gemachten Erfahrungen vor ihrem konfessionellen Erfahrungshintergrund spiegelten, werteten und einordneten Die Edition wurde zunächst mit Hilfe der virtuellen Forschungsumgebung FuD erstellt, die im Rahmen des Projektes Editionenportal Thüringen an der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB) implementiert wurde. Nach Einstellung dieses Infrastrukturprojekts fand eine Transformation des FuD-XML in das DTABf im Rahmen eines FAIR-Data-Stipendiums der NFDI4Memory statt. Die Digitalisierung des originalen Brieftagebuchs und einer zeitgenössischen Abschrift erfolgte über die ThULB. Die vorliegende Edition umfasst eine vorlagennahe und zeilengenaue Umschrift der kurrenten Handschrift in moderne lateinische Buchstaben. Eine gründliche Ersttranskription ist erfolgt; eine abschließende Kollationierung steht noch aus. Die XML-Daten umfassen zum gegenwärtigen Zeitpunkt zudem eine grundständige Strukturkodierung (Briefe, Tagebucheinträge, Kopfzeilen, Absätze, Seiten- und Zeilenwechsel) und eine TEI-konforme Auszeichnung grundlegender formal-textkritischer Phänomene (Hervorhebungen, Autorkorrekturen, editorische Konjekturen, Unlesbarkeiten, Abkürzungen mit Auflösungen). Abweichungen der zeitgenössische Abschrift vom originalen Autographen wurden bis dato nicht erfasst. Topographische Informationen der Autorkorrekturen wurden erfasst. Einrückungen am Zeilenbeginn und innerhalb von Zeilen wurden nicht wiedergegeben. Horizontale Leerräume wurden nicht genau, sondern als einfache Leerzeilen wiedergegeben. Für bisher 49 der insgesamt 71 Briefe wurden zudem die darin erwähnten inhaltlich-semantischen Entitäten (Personen/Körperschaften, Gruppen, Geografika, Ereignisse und Objekte (z.B. Bücher, Gebäude, Statuen, Karten, Gemälde etc.)) kodiert und unter Nutzung von GND-Verweisen identifiziert. Ein entsprechendes Register finden Sie auf Github, dort sind auch sämtliche Daten der Edition zu diesem Werk publiziert. Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: nicht markiert; Geminations-/Abkürzungsstriche: mnarkiert, expandiert; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht markiert; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: wie Vorlage; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: DTABf-getreu; Zeilenumbrüche markiert: ja;
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