Glauber, Johann Rudolf: Furni Philosophici. Bd. 2. Amsterdam, 1647.Philosophischer Oefen. Natur vns anders lehret: Were es nicht besser/ daßwir vns von der einfältigen Natur vnder-weisen liessen. Gewißlich/ so wir geringe ding liebeten/ würden wir gros- se finden. Weilen aber fast alle Menschen nur nach grossen vnd hohen dingen trachten/ wird jhnen auch das kleine enthalten. Darumb es gar gut wehre/ daß wir vns ein ding einbilden könten/ daß auch gering-schätzige ding etwas thun können/ gleich wie alhier bey dem Wein- stein vnd verächtlichen Antimonio zusehen ist/ so wür- den nicht allein so viel Kohlen/ Gläser/ Materialien vnd andere dinge/ sondern auch die edle Zeit also vnnützlich in bereittung der Medicamenten nicht verschwendet wer- den/ dann nicht alles was gläntzet Golt ist/ sondern offter- mals vnter einem vnansehnlichen Kleide etwas herrli- ches verborgen ist/ darauff man mercken muß. Es möchte jemand sagen/ warumb ich lehre daß man vnd J
Philoſophiſcher Oefen. Natur vns anders lehret: Were es nicht beſſer/ daßwir vns von der einfaͤltigen Natur vnder-weiſen lieſſen. Gewißlich/ ſo wir geringe ding liebeten/ wuͤrden wir groſ- ſe finden. Weilen aber faſt alle Menſchen nur nach groſſen vnd hohen dingen trachten/ wird jhnen auch das kleine enthalten. Darumb es gar gut wehre/ daß wir vns ein ding einbilden koͤnten/ daß auch gering-ſchaͤtzige ding etwas thun koͤnnen/ gleich wie alhier bey dem Wein- ſtein vnd veraͤchtlichen Antimonio zuſehen iſt/ ſo wuͤr- den nicht allein ſo viel Kohlen/ Glaͤſer/ Materialien vnd andere dinge/ ſondern auch die edle Zeit alſo vnnuͤtzlich in bereittung der Medicamenten nicht verſchwendet wer- den/ dann nicht alles was glaͤntzet Golt iſt/ ſondern offter- mals vnter einem vnanſehnlichen Kleide etwas herꝛli- ches verborgen iſt/ darauff man mercken muß. Es moͤchte jemand ſagen/ warumb ich lehre daß man vnd J
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Philoſophiſcher Oefen.
Natur vns anders lehret: Were es nicht beſſer/ daß
wir vns von der einfaͤltigen Natur vnder-weiſen lieſſen.
Gewißlich/ ſo wir geringe ding liebeten/ wuͤrden wir groſ-
ſe finden. Weilen aber faſt alle Menſchen nur nach
groſſen vnd hohen dingen trachten/ wird jhnen auch
das kleine enthalten. Darumb es gar gut wehre/ daß wir
vns ein ding einbilden koͤnten/ daß auch gering-ſchaͤtzige
ding etwas thun koͤnnen/ gleich wie alhier bey dem Wein-
ſtein vnd veraͤchtlichen Antimonio zuſehen iſt/ ſo wuͤr-
den nicht allein ſo viel Kohlen/ Glaͤſer/ Materialien vnd
andere dinge/ ſondern auch die edle Zeit alſo vnnuͤtzlich
in bereittung der Medicamenten nicht verſchwendet wer-
den/ dann nicht alles was glaͤntzet Golt iſt/ ſondern offter-
mals vnter einem vnanſehnlichen Kleide etwas herꝛli-
ches verborgen iſt/ darauff man mercken muß.
Es moͤchte jemand ſagen/ warumb ich lehre daß man
erſtlich das Antimonium mit dem Tartaro durch huͤlff
gemeines Waſſers (ehe man ſolches mit Wein jaͤhren
laſſe) vereinigen muͤſſe/ ob es nicht ſo gut were/ daß mans
nur alſo in forma pulveris hinein thaͤte/ oder nur in Spi-
ritu Salis ſolvirte, welches leichter als mit Tartaro zu-
thun iſt/ vnd arbeiten lieſſe. Darauff ich berichte/ daß ein
jaͤhrender Wein oder Tranck/ kein Metalliſchen Calcem
oder Solution annehme/ als die jenige/ welche mit
Weinſtein oder Spiritu Vini gemacht ſeyn. Dann wann
man ſchon Antimonium, oder ein ander Mineral oder
Metall in Spiritu Salis, Vitrioli, Nitri, oder einem an-
dern Spiritu Acido ſolviret, vnd mit Wein/ oder ei-
nem andern Tranck wolte jaͤhren laſſen/ ſo wuͤrde es
nicht angehen/ denn der Spiritus Acidus wuͤrde die fer-
mentation verhinderen/ das ſolvirte Metal fallen laſſen/
vnd
J
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