nere feine Häutchen auf verschiedene Ecken mit her- aus, und zeiget nebst seiner Feinheit zugleich eine weiße oder weißliche Farbe, indem es unter währen- den Zerplatzen von der dicken Haut zum Theil abge- schälet worden ist.
Von diesen beyden Häuten, die die Höhle der Saamenstaubkügelchen bilden, sind nachfolgende Umstände anmerklich genug: als 1) Wenn nehmlich die befruchtende Saamenmaterie aus der erwähn- ten innern Höhlung, und folglich aus ihren Bla- sengewebe herausgebracht worden, und die leeren Blasen, Kugeln oder Hülsen eintrocknen; so er- langen sie bey ihrer bekannten außerordentlichen Leichtigkeit eine sehr vorzügliche Härte und Steife, und dauern hernach ziemlich lange, ehe sie sich wei- ter verändern. Ein Beyspiel hiervon giebt uns der sehr trockne, leichte und wachsartige Blumenstaub des gemeinen Lycopodii, welcher schon längst unter den Namen Muscus terrestris in den Apotheken be- kannt ist, auch vorlängst bey physikalischen Versu- chen und bey den Lustfeuerwerken gebräuchlich ge- wesen; imgleichen der im Maymonat in größter Menge bey uns ausfallende und abfliegende Blu- menstaub der wilden Fichten in den Nadelhölzern, als welcher so leichte, trocken und dauerhaft be- funden wird, daß er ohne sich mit dem Wasser zu mischen, in solchen Waldungen bey der geringsten Bewegung außerordentlich stäubet, das Gras über- ziehet, und denen darinnen weidenden Schaafen ei-
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nere feine Haͤutchen auf verſchiedene Ecken mit her- aus, und zeiget nebſt ſeiner Feinheit zugleich eine weiße oder weißliche Farbe, indem es unter waͤhren- den Zerplatzen von der dicken Haut zum Theil abge- ſchaͤlet worden iſt.
Von dieſen beyden Haͤuten, die die Hoͤhle der Saamenſtaubkuͤgelchen bilden, ſind nachfolgende Umſtaͤnde anmerklich genug: als 1) Wenn nehmlich die befruchtende Saamenmaterie aus der erwaͤhn- ten innern Hoͤhlung, und folglich aus ihren Bla- ſengewebe herausgebracht worden, und die leeren Blaſen, Kugeln oder Huͤlſen eintrocknen; ſo er- langen ſie bey ihrer bekannten außerordentlichen Leichtigkeit eine ſehr vorzuͤgliche Haͤrte und Steife, und dauern hernach ziemlich lange, ehe ſie ſich wei- ter veraͤndern. Ein Beyſpiel hiervon giebt uns der ſehr trockne, leichte und wachsartige Blumenſtaub des gemeinen Lycopodii, welcher ſchon laͤngſt unter den Namen Muſcus terreſtris in den Apotheken be- kannt iſt, auch vorlaͤngſt bey phyſikaliſchen Verſu- chen und bey den Luſtfeuerwerken gebraͤuchlich ge- weſen; imgleichen der im Maymonat in groͤßter Menge bey uns ausfallende und abfliegende Blu- menſtaub der wilden Fichten in den Nadelhoͤlzern, als welcher ſo leichte, trocken und dauerhaft be- funden wird, daß er ohne ſich mit dem Waſſer zu miſchen, in ſolchen Waldungen bey der geringſten Bewegung außerordentlich ſtaͤubet, das Gras uͤber- ziehet, und denen darinnen weidenden Schaafen ei-
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nere feine Haͤutchen auf verſchiedene Ecken mit her-
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weiße oder weißliche Farbe, indem es unter waͤhren-
den Zerplatzen von der dicken Haut zum Theil abge-
ſchaͤlet worden iſt.
Von dieſen beyden Haͤuten, die die Hoͤhle der
Saamenſtaubkuͤgelchen bilden, ſind nachfolgende
Umſtaͤnde anmerklich genug: als 1) Wenn nehmlich
die befruchtende Saamenmaterie aus der erwaͤhn-
ten innern Hoͤhlung, und folglich aus ihren Bla-
ſengewebe herausgebracht worden, und die leeren
Blaſen, Kugeln oder Huͤlſen eintrocknen; ſo er-
langen ſie bey ihrer bekannten außerordentlichen
Leichtigkeit eine ſehr vorzuͤgliche Haͤrte und Steife,
und dauern hernach ziemlich lange, ehe ſie ſich wei-
ter veraͤndern. Ein Beyſpiel hiervon giebt uns der
ſehr trockne, leichte und wachsartige Blumenſtaub
des gemeinen Lycopodii, welcher ſchon laͤngſt unter
den Namen Muſcus terreſtris in den Apotheken be-
kannt iſt, auch vorlaͤngſt bey phyſikaliſchen Verſu-
chen und bey den Luſtfeuerwerken gebraͤuchlich ge-
weſen; imgleichen der im Maymonat in groͤßter
Menge bey uns ausfallende und abfliegende Blu-
menſtaub der wilden Fichten in den Nadelhoͤlzern,
als welcher ſo leichte, trocken und dauerhaft be-
funden wird, daß er ohne ſich mit dem Waſſer zu
miſchen, in ſolchen Waldungen bey der geringſten
Bewegung außerordentlich ſtaͤubet, das Gras uͤber-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/164>, abgerufen am 18.06.2024.
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