daß man allezeit eine besondre staubtragende Pflanze bey ihnen in der Nähe gewahr wird; daß also dar- aus verhoffentlich noch nicht erwiesen werden kann, wie andre sich und uns überreden wollen, der Blu- menstaub sey zur Befruchtung der Pflanzen des- wegen unnöthig, weil diese ohne demselben na- türlicherweise von selbst geschehe und geschehen könne.
Demnach werde ich so lange den Blumenstaub vor einen der allerunentbehrlichsten Blumentheile halten, in welchen eine ganz besondere Secretion von der alleredelsten vegetabilischen Substanz ge- schiehet, bis mir durch ungezweifelte und unter mei- ner oder anderer glaubhaften Männer Aufsicht ge- machten Versuchen, dasjenige, was man dagegen saget, klärlich wird erwiesen seyn. Daß er aber, wie andere Theile zu denen Blumen wirklich ge- höre und kein Excrement der Blumen sey, kann unter andern auch daher erhellen, weil er in den noch ganz unzeitigen Blumen, innerhalb den Keimen, Knospen, Augen, Zwiebeln, Knollen und Wurzeln vom Anfange mit der übrigen Blu- me zugleich ordentlich gebildet wird, da der Begrif von einem Blumenexcremente noch nicht statt findet. Denn was nicht im kleinen schon wirklich da, oder gebildet ist, kann mit den andern Theilen nicht her- vorwachsen und sich vergrößern; da aber die Staub- kügelchen gleich denen andern Blumentheilen wach- sen, so müssen sie als besondere Organe oder Be-
hält-
daß man allezeit eine beſondre ſtaubtragende Pflanze bey ihnen in der Naͤhe gewahr wird; daß alſo dar- aus verhoffentlich noch nicht erwieſen werden kann, wie andre ſich und uns uͤberreden wollen, der Blu- menſtaub ſey zur Befruchtung der Pflanzen des- wegen unnoͤthig, weil dieſe ohne demſelben na- tuͤrlicherweiſe von ſelbſt geſchehe und geſchehen koͤnne.
Demnach werde ich ſo lange den Blumenſtaub vor einen der allerunentbehrlichſten Blumentheile halten, in welchen eine ganz beſondere Secretion von der alleredelſten vegetabiliſchen Subſtanz ge- ſchiehet, bis mir durch ungezweifelte und unter mei- ner oder anderer glaubhaften Maͤnner Aufſicht ge- machten Verſuchen, dasjenige, was man dagegen ſaget, klaͤrlich wird erwieſen ſeyn. Daß er aber, wie andere Theile zu denen Blumen wirklich ge- hoͤre und kein Excrement der Blumen ſey, kann unter andern auch daher erhellen, weil er in den noch ganz unzeitigen Blumen, innerhalb den Keimen, Knospen, Augen, Zwiebeln, Knollen und Wurzeln vom Anfange mit der uͤbrigen Blu- me zugleich ordentlich gebildet wird, da der Begrif von einem Blumenexcremente noch nicht ſtatt findet. Denn was nicht im kleinen ſchon wirklich da, oder gebildet iſt, kann mit den andern Theilen nicht her- vorwachſen und ſich vergroͤßern; da aber die Staub- kuͤgelchen gleich denen andern Blumentheilen wach- ſen, ſo muͤſſen ſie als beſondere Organe oder Be-
haͤlt-
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daß man allezeit eine beſondre ſtaubtragende Pflanze
bey ihnen in der Naͤhe gewahr wird; daß alſo dar-
aus verhoffentlich noch nicht erwieſen werden kann,
wie andre ſich und uns uͤberreden wollen, der Blu-
menſtaub ſey zur Befruchtung der Pflanzen des-
wegen unnoͤthig, weil dieſe ohne demſelben na-
tuͤrlicherweiſe von ſelbſt geſchehe und geſchehen
koͤnne.
Demnach werde ich ſo lange den Blumenſtaub
vor einen der allerunentbehrlichſten Blumentheile
halten, in welchen eine ganz beſondere Secretion
von der alleredelſten vegetabiliſchen Subſtanz ge-
ſchiehet, bis mir durch ungezweifelte und unter mei-
ner oder anderer glaubhaften Maͤnner Aufſicht ge-
machten Verſuchen, dasjenige, was man dagegen
ſaget, klaͤrlich wird erwieſen ſeyn. Daß er aber,
wie andere Theile zu denen Blumen wirklich ge-
hoͤre und kein Excrement der Blumen ſey, kann
unter andern auch daher erhellen, weil er in den
noch ganz unzeitigen Blumen, innerhalb den
Keimen, Knospen, Augen, Zwiebeln, Knollen
und Wurzeln vom Anfange mit der uͤbrigen Blu-
me zugleich ordentlich gebildet wird, da der Begrif
von einem Blumenexcremente noch nicht ſtatt findet.
Denn was nicht im kleinen ſchon wirklich da, oder
gebildet iſt, kann mit den andern Theilen nicht her-
vorwachſen und ſich vergroͤßern; da aber die Staub-
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ſen, ſo muͤſſen ſie als beſondere Organe oder Be-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/44>, abgerufen am 16.07.2024.
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