eine gar zu merkliche Veränderung äußerlich zeig- ten, außer in einigen, oder andern, da gemeiniglich plantae hybridae entstehen, und sich gar sehr von plantis naturalibus unterscheiden. Hier sind alle die Wege der Befruchtung, welches ohne Wunder- werk geschiehet und geschehen kann, wenn auch eine planta mere foeminea, ohne eine masculam in der Nähe zu haben, fruchtbaren und vollkommenen Saamen bringet, daß also Theoria foecundationis naturalis florum durch dergleichen unvollkommene Erfahrungen noch gar nicht widerleget.
Was die vorher angezeigten Palmen betrift, so können die weiblichen Pflanzen allerdings Früchte bringen, ohne von dem Staube befruchtet zu seyn, aber doch nur solche, die 1) ihre vollkommene Größe nicht haben, 2) keinen guten Geschmack haben, 3) kei- ne fruchtbare Kerne enthalten, wie man hiervon die Erläuterung in des Pair Labat seinen Schriften mit mehrern finden kann; etliche Palmen aber werfen die unvollkommenen Früchte allezeit ab. Es giebt aber auch von der Palme, Chamaerops oder Cha- maeriphes genannt, eine Art mit Zwitterblumen, welche sich gegenwärtig im botanischen Garten der K. Akad. der Wissenschaften befindet, und schon 1732 zu Leipzig im Bosischen Garten unter meiner Auf- sicht vollkommen reife Früchte brachte.
Demnach können alle vorher angezeigten Be- fruchtungen der weiblichen Pflanzen unter angeführ- ten Bedingungen und Umständen statt haben, ohne
daß
eine gar zu merkliche Veraͤnderung aͤußerlich zeig- ten, außer in einigen, oder andern, da gemeiniglich plantae hybridae entſtehen, und ſich gar ſehr von plantis naturalibus unterſcheiden. Hier ſind alle die Wege der Befruchtung, welches ohne Wunder- werk geſchiehet und geſchehen kann, wenn auch eine planta mere foeminea, ohne eine maſculam in der Naͤhe zu haben, fruchtbaren und vollkommenen Saamen bringet, daß alſo Theoria foecundationis naturalis florum durch dergleichen unvollkommene Erfahrungen noch gar nicht widerleget.
Was die vorher angezeigten Palmen betrift, ſo koͤnnen die weiblichen Pflanzen allerdings Fruͤchte bringen, ohne von dem Staube befruchtet zu ſeyn, aber doch nur ſolche, die 1) ihre vollkommene Groͤße nicht haben, 2) keinen guten Geſchmack haben, 3) kei- ne fruchtbare Kerne enthalten, wie man hiervon die Erlaͤuterung in des Pair Labat ſeinen Schriften mit mehrern finden kann; etliche Palmen aber werfen die unvollkommenen Fruͤchte allezeit ab. Es giebt aber auch von der Palme, Chamaerops oder Cha- maeriphes genannt, eine Art mit Zwitterblumen, welche ſich gegenwaͤrtig im botaniſchen Garten der K. Akad. der Wiſſenſchaften befindet, und ſchon 1732 zu Leipzig im Boſiſchen Garten unter meiner Auf- ſicht vollkommen reife Fruͤchte brachte.
Demnach koͤnnen alle vorher angezeigten Be- fruchtungen der weiblichen Pflanzen unter angefuͤhr- ten Bedingungen und Umſtaͤnden ſtatt haben, ohne
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eine gar zu merkliche Veraͤnderung aͤußerlich zeig-
ten, außer in einigen, oder andern, da gemeiniglich
plantae hybridae entſtehen, und ſich gar ſehr von
plantis naturalibus unterſcheiden. Hier ſind alle
die Wege der Befruchtung, welches ohne Wunder-
werk geſchiehet und geſchehen kann, wenn auch eine
planta mere foeminea, ohne eine maſculam in der
Naͤhe zu haben, fruchtbaren und vollkommenen
Saamen bringet, daß alſo Theoria foecundationis
naturalis florum durch dergleichen unvollkommene
Erfahrungen noch gar nicht widerleget.
Was die vorher angezeigten Palmen betrift,
ſo koͤnnen die weiblichen Pflanzen allerdings Fruͤchte
bringen, ohne von dem Staube befruchtet zu ſeyn,
aber doch nur ſolche, die 1) ihre vollkommene Groͤße
nicht haben, 2) keinen guten Geſchmack haben, 3) kei-
ne fruchtbare Kerne enthalten, wie man hiervon die
Erlaͤuterung in des Pair Labat ſeinen Schriften mit
mehrern finden kann; etliche Palmen aber werfen
die unvollkommenen Fruͤchte allezeit ab. Es giebt
aber auch von der Palme, Chamaerops oder Cha-
maeriphes genannt, eine Art mit Zwitterblumen,
welche ſich gegenwaͤrtig im botaniſchen Garten der
K. Akad. der Wiſſenſchaften befindet, und ſchon 1732
zu Leipzig im Boſiſchen Garten unter meiner Auf-
ſicht vollkommen reife Fruͤchte brachte.
Demnach koͤnnen alle vorher angezeigten Be-
fruchtungen der weiblichen Pflanzen unter angefuͤhr-
ten Bedingungen und Umſtaͤnden ſtatt haben, ohne
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische Abhandlungen. Bd. 1. Berlin, 1789, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen01_1789/43>, abgerufen am 16.07.2024.
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