zu anderer Zeit, zur Weide genutzt werden. Nach Beschaffenheit der Lage und des Grundes ist ihre Grä- serey und deren Menge und Güte gar sehr verschie- den, welches aus einer genauern Kenntniß und Un- tersuchung deutlich erhellet. Das Gras ist also ihr natürlich eigenes und beständiges Produkt, das sie von selbst ohne weitere Bestellung geben, wenn sie nur sonst bey ihren guten tragbaren Eigenschaf- ten erhalten werden. Der Grund muß unter al- len natürlichen grastragenden Ländereyen auf den Wiesen so vorzüglich tragbar oder fruchtbar seyn, daß er nicht nur mehr Gras zum Heu als anderer, sondern auch selbst von den dazu gehörigen guten Arten giebt; denn dessen innere Güte unterstützt die Lage, die Witterung vermehret sie, und die ordent- liche Behandlung unterhält sie.
Wenn man auf die guten tragbaren Wiesen sie- het, auf welchen die eigentlichen nahrhaften Grase und Grasarten, gegen die dazwischen hervorkom- menden übrigen Kräuter, Standengewächse, Schilf- rohr und Riedgräser, auch starke Arzeneygewächse, gewiß 3 Theile, oder wenigstens doch etwas über die Hälfte betragen müssen; so wird sich finden, daß der größte Theil solcher Gräser, weil er mit kriechenden oder doch weit um sich gehenden flachen, oder in etwas verschiedener Tiefe über, unter und durcheinander streichenden Wurzeln versehen ist, auch weitläuftige und dichte Rasenstücke bildet, wo- durch der mäßig feuchte und lockere gute Boden
feste
zu anderer Zeit, zur Weide genutzt werden. Nach Beſchaffenheit der Lage und des Grundes iſt ihre Graͤ- ſerey und deren Menge und Guͤte gar ſehr verſchie- den, welches aus einer genauern Kenntniß und Un- terſuchung deutlich erhellet. Das Gras iſt alſo ihr natuͤrlich eigenes und beſtaͤndiges Produkt, das ſie von ſelbſt ohne weitere Beſtellung geben, wenn ſie nur ſonſt bey ihren guten tragbaren Eigenſchaf- ten erhalten werden. Der Grund muß unter al- len natuͤrlichen grastragenden Laͤndereyen auf den Wieſen ſo vorzuͤglich tragbar oder fruchtbar ſeyn, daß er nicht nur mehr Gras zum Heu als anderer, ſondern auch ſelbſt von den dazu gehoͤrigen guten Arten giebt; denn deſſen innere Guͤte unterſtuͤtzt die Lage, die Witterung vermehret ſie, und die ordent- liche Behandlung unterhaͤlt ſie.
Wenn man auf die guten tragbaren Wieſen ſie- het, auf welchen die eigentlichen nahrhaften Graſe und Grasarten, gegen die dazwiſchen hervorkom- menden uͤbrigen Kraͤuter, Standengewaͤchſe, Schilf- rohr und Riedgraͤſer, auch ſtarke Arzeneygewaͤchſe, gewiß 3 Theile, oder wenigſtens doch etwas uͤber die Haͤlfte betragen muͤſſen; ſo wird ſich finden, daß der groͤßte Theil ſolcher Graͤſer, weil er mit kriechenden oder doch weit um ſich gehenden flachen, oder in etwas verſchiedener Tiefe uͤber, unter und durcheinander ſtreichenden Wurzeln verſehen iſt, auch weitlaͤuftige und dichte Raſenſtuͤcke bildet, wo- durch der maͤßig feuchte und lockere gute Boden
feſte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0137"n="127"/>
zu anderer Zeit, zur Weide genutzt werden. Nach<lb/>
Beſchaffenheit der Lage und des Grundes iſt ihre Graͤ-<lb/>ſerey und deren Menge und Guͤte gar ſehr verſchie-<lb/>
den, welches aus einer genauern Kenntniß und Un-<lb/>
terſuchung deutlich erhellet. Das Gras iſt alſo<lb/>
ihr natuͤrlich eigenes und beſtaͤndiges Produkt, das<lb/>ſie von ſelbſt ohne weitere Beſtellung geben, wenn<lb/>ſie nur ſonſt bey ihren guten tragbaren Eigenſchaf-<lb/>
ten erhalten werden. Der Grund muß unter al-<lb/>
len natuͤrlichen grastragenden Laͤndereyen auf den<lb/>
Wieſen ſo vorzuͤglich tragbar oder fruchtbar ſeyn,<lb/>
daß er nicht nur mehr Gras zum Heu als anderer,<lb/>ſondern auch ſelbſt von den dazu gehoͤrigen guten<lb/>
Arten giebt; denn deſſen innere Guͤte unterſtuͤtzt die<lb/>
Lage, die Witterung vermehret ſie, und die ordent-<lb/>
liche Behandlung unterhaͤlt ſie.</p><lb/><p>Wenn man auf die guten tragbaren Wieſen ſie-<lb/>
het, auf welchen die eigentlichen nahrhaften Graſe<lb/>
und Grasarten, gegen die dazwiſchen hervorkom-<lb/>
menden uͤbrigen Kraͤuter, Standengewaͤchſe, Schilf-<lb/>
rohr und Riedgraͤſer, auch ſtarke Arzeneygewaͤchſe,<lb/>
gewiß 3 Theile, oder wenigſtens doch etwas uͤber<lb/>
die Haͤlfte betragen muͤſſen; ſo wird ſich finden,<lb/>
daß der groͤßte Theil ſolcher Graͤſer, weil er mit<lb/>
kriechenden oder doch weit um ſich gehenden flachen,<lb/>
oder in etwas verſchiedener Tiefe uͤber, unter und<lb/>
durcheinander ſtreichenden <choice><sic>Wnrzeln</sic><corr>Wurzeln</corr></choice> verſehen iſt,<lb/>
auch weitlaͤuftige und dichte Raſenſtuͤcke bildet, wo-<lb/>
durch der maͤßig feuchte und lockere gute Boden<lb/><fwplace="bottom"type="catch">feſte</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[127/0137]
zu anderer Zeit, zur Weide genutzt werden. Nach
Beſchaffenheit der Lage und des Grundes iſt ihre Graͤ-
ſerey und deren Menge und Guͤte gar ſehr verſchie-
den, welches aus einer genauern Kenntniß und Un-
terſuchung deutlich erhellet. Das Gras iſt alſo
ihr natuͤrlich eigenes und beſtaͤndiges Produkt, das
ſie von ſelbſt ohne weitere Beſtellung geben, wenn
ſie nur ſonſt bey ihren guten tragbaren Eigenſchaf-
ten erhalten werden. Der Grund muß unter al-
len natuͤrlichen grastragenden Laͤndereyen auf den
Wieſen ſo vorzuͤglich tragbar oder fruchtbar ſeyn,
daß er nicht nur mehr Gras zum Heu als anderer,
ſondern auch ſelbſt von den dazu gehoͤrigen guten
Arten giebt; denn deſſen innere Guͤte unterſtuͤtzt die
Lage, die Witterung vermehret ſie, und die ordent-
liche Behandlung unterhaͤlt ſie.
Wenn man auf die guten tragbaren Wieſen ſie-
het, auf welchen die eigentlichen nahrhaften Graſe
und Grasarten, gegen die dazwiſchen hervorkom-
menden uͤbrigen Kraͤuter, Standengewaͤchſe, Schilf-
rohr und Riedgraͤſer, auch ſtarke Arzeneygewaͤchſe,
gewiß 3 Theile, oder wenigſtens doch etwas uͤber
die Haͤlfte betragen muͤſſen; ſo wird ſich finden,
daß der groͤßte Theil ſolcher Graͤſer, weil er mit
kriechenden oder doch weit um ſich gehenden flachen,
oder in etwas verſchiedener Tiefe uͤber, unter und
durcheinander ſtreichenden Wurzeln verſehen iſt,
auch weitlaͤuftige und dichte Raſenſtuͤcke bildet, wo-
durch der maͤßig feuchte und lockere gute Boden
feſte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/137>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.