feste, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen überall durchflochten wird, daß er ganze Flächen, in Ver- mischung mit den nachfolgenden, als eine feste filzige Decke überziehet. Diese erstere Art der Wurzeln unterhält die Wiesen, befestiget den Rasen, und hat die längste Dauer und größte Lebhaftigkeit. Zwischen solchen Grasen kömmt eine größere oder geringere Menge von andern Grasen hervor, die nicht sowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber desto dichtere und stärkere faserige Wurzelstöcke und Büsche machen. Diese Art, wodurch die Wiesen ein dichtes und häufiges Gras erhalten, ist eben so vorzüglich als nöthig, und stirbt immer abwech- selnd in der Mitte der Stöcke aus, ob sie sonst schon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und ersetzet sich von selbst.
Eine dritte Gattung der Gräser, welche auch unter die beständigen gehört, wurzelt einzeln zwi- schen beyden vorigen, ohne sich stark zu vermehren, und die Sommergräser, welche nur eine jährlich oder 2jährige Dauer haben, wachsen zwischen den übrigen, und Wasser und Wind erhalten ihren Zu- wachs abwechselnd. Zur Erhaltung der Wiesen tragen sie selbst weniger bey, als vorige, da sie nicht immer da sind, und fast an alle grastragende Oerter hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungestört sind, auch manche Jahre sehr mangeln, da aus den Saamen, der an Rändern stehen geblieben, sich Stau- den erzeugen müssen, welches ungewiß ist.
In
feſte, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen uͤberall durchflochten wird, daß er ganze Flaͤchen, in Ver- miſchung mit den nachfolgenden, als eine feſte filzige Decke uͤberziehet. Dieſe erſtere Art der Wurzeln unterhaͤlt die Wieſen, befeſtiget den Raſen, und hat die laͤngſte Dauer und groͤßte Lebhaftigkeit. Zwiſchen ſolchen Graſen koͤmmt eine groͤßere oder geringere Menge von andern Graſen hervor, die nicht ſowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber deſto dichtere und ſtaͤrkere faſerige Wurzelſtoͤcke und Buͤſche machen. Dieſe Art, wodurch die Wieſen ein dichtes und haͤufiges Gras erhalten, iſt eben ſo vorzuͤglich als noͤthig, und ſtirbt immer abwech- ſelnd in der Mitte der Stoͤcke aus, ob ſie ſonſt ſchon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und erſetzet ſich von ſelbſt.
Eine dritte Gattung der Graͤſer, welche auch unter die beſtaͤndigen gehoͤrt, wurzelt einzeln zwi- ſchen beyden vorigen, ohne ſich ſtark zu vermehren, und die Sommergraͤſer, welche nur eine jaͤhrlich oder 2jaͤhrige Dauer haben, wachſen zwiſchen den uͤbrigen, und Waſſer und Wind erhalten ihren Zu- wachs abwechſelnd. Zur Erhaltung der Wieſen tragen ſie ſelbſt weniger bey, als vorige, da ſie nicht immer da ſind, und faſt an alle grastragende Oerter hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungeſtoͤrt ſind, auch manche Jahre ſehr mangeln, da aus den Saamen, der an Raͤndern ſtehen geblieben, ſich Stau- den erzeugen muͤſſen, welches ungewiß iſt.
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feſte, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen uͤberall
durchflochten wird, daß er ganze Flaͤchen, in Ver-
miſchung mit den nachfolgenden, als eine feſte filzige
Decke uͤberziehet. Dieſe erſtere Art der Wurzeln
unterhaͤlt die Wieſen, befeſtiget den Raſen, und
hat die laͤngſte Dauer und groͤßte Lebhaftigkeit.
Zwiſchen ſolchen Graſen koͤmmt eine groͤßere oder
geringere Menge von andern Graſen hervor, die
nicht ſowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber
deſto dichtere und ſtaͤrkere faſerige Wurzelſtoͤcke und
Buͤſche machen. Dieſe Art, wodurch die Wieſen
ein dichtes und haͤufiges Gras erhalten, iſt eben ſo
vorzuͤglich als noͤthig, und ſtirbt immer abwech-
ſelnd in der Mitte der Stoͤcke aus, ob ſie ſonſt
ſchon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und erſetzet
ſich von ſelbſt.
Eine dritte Gattung der Graͤſer, welche auch
unter die beſtaͤndigen gehoͤrt, wurzelt einzeln zwi-
ſchen beyden vorigen, ohne ſich ſtark zu vermehren,
und die Sommergraͤſer, welche nur eine jaͤhrlich
oder 2jaͤhrige Dauer haben, wachſen zwiſchen den
uͤbrigen, und Waſſer und Wind erhalten ihren Zu-
wachs abwechſelnd. Zur Erhaltung der Wieſen
tragen ſie ſelbſt weniger bey, als vorige, da ſie nicht
immer da ſind, und faſt an alle grastragende Oerter
hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungeſtoͤrt
ſind, auch manche Jahre ſehr mangeln, da aus den
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/138>, abgerufen am 21.11.2024.
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