Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

feste, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen überall
durchflochten wird, daß er ganze Flächen, in Ver-
mischung mit den nachfolgenden, als eine feste filzige
Decke überziehet. Diese erstere Art der Wurzeln
unterhält die Wiesen, befestiget den Rasen, und
hat die längste Dauer und größte Lebhaftigkeit.
Zwischen solchen Grasen kömmt eine größere oder
geringere Menge von andern Grasen hervor, die
nicht sowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber
desto dichtere und stärkere faserige Wurzelstöcke und
Büsche machen. Diese Art, wodurch die Wiesen
ein dichtes und häufiges Gras erhalten, ist eben so
vorzüglich als nöthig, und stirbt immer abwech-
selnd in der Mitte der Stöcke aus, ob sie sonst
schon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und ersetzet
sich von selbst.

Eine dritte Gattung der Gräser, welche auch
unter die beständigen gehört, wurzelt einzeln zwi-
schen beyden vorigen, ohne sich stark zu vermehren,
und die Sommergräser, welche nur eine jährlich
oder 2jährige Dauer haben, wachsen zwischen den
übrigen, und Wasser und Wind erhalten ihren Zu-
wachs abwechselnd. Zur Erhaltung der Wiesen
tragen sie selbst weniger bey, als vorige, da sie nicht
immer da sind, und fast an alle grastragende Oerter
hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungestört
sind, auch manche Jahre sehr mangeln, da aus den
Saamen, der an Rändern stehen geblieben, sich Stau-
den erzeugen müssen, welches ungewiß ist.

In

feſte, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen uͤberall
durchflochten wird, daß er ganze Flaͤchen, in Ver-
miſchung mit den nachfolgenden, als eine feſte filzige
Decke uͤberziehet. Dieſe erſtere Art der Wurzeln
unterhaͤlt die Wieſen, befeſtiget den Raſen, und
hat die laͤngſte Dauer und groͤßte Lebhaftigkeit.
Zwiſchen ſolchen Graſen koͤmmt eine groͤßere oder
geringere Menge von andern Graſen hervor, die
nicht ſowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber
deſto dichtere und ſtaͤrkere faſerige Wurzelſtoͤcke und
Buͤſche machen. Dieſe Art, wodurch die Wieſen
ein dichtes und haͤufiges Gras erhalten, iſt eben ſo
vorzuͤglich als noͤthig, und ſtirbt immer abwech-
ſelnd in der Mitte der Stoͤcke aus, ob ſie ſonſt
ſchon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und erſetzet
ſich von ſelbſt.

Eine dritte Gattung der Graͤſer, welche auch
unter die beſtaͤndigen gehoͤrt, wurzelt einzeln zwi-
ſchen beyden vorigen, ohne ſich ſtark zu vermehren,
und die Sommergraͤſer, welche nur eine jaͤhrlich
oder 2jaͤhrige Dauer haben, wachſen zwiſchen den
uͤbrigen, und Waſſer und Wind erhalten ihren Zu-
wachs abwechſelnd. Zur Erhaltung der Wieſen
tragen ſie ſelbſt weniger bey, als vorige, da ſie nicht
immer da ſind, und faſt an alle grastragende Oerter
hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungeſtoͤrt
ſind, auch manche Jahre ſehr mangeln, da aus den
Saamen, der an Raͤndern ſtehen geblieben, ſich Stau-
den erzeugen muͤſſen, welches ungewiß iſt.

In
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0138" n="128"/>
fe&#x017F;te, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen u&#x0364;berall<lb/>
durchflochten wird, daß er ganze Fla&#x0364;chen, in Ver-<lb/>
mi&#x017F;chung mit den nachfolgenden, als eine fe&#x017F;te filzige<lb/>
Decke u&#x0364;berziehet. Die&#x017F;e er&#x017F;tere Art der Wurzeln<lb/>
unterha&#x0364;lt die Wie&#x017F;en, befe&#x017F;tiget den Ra&#x017F;en, und<lb/>
hat die la&#x0364;ng&#x017F;te Dauer und gro&#x0364;ßte Lebhaftigkeit.<lb/>
Zwi&#x017F;chen &#x017F;olchen Gra&#x017F;en ko&#x0364;mmt eine gro&#x0364;ßere oder<lb/>
geringere Menge von andern Gra&#x017F;en hervor, die<lb/>
nicht &#x017F;owohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber<lb/>
de&#x017F;to dichtere und &#x017F;ta&#x0364;rkere fa&#x017F;erige Wurzel&#x017F;to&#x0364;cke und<lb/>
Bu&#x0364;&#x017F;che machen. Die&#x017F;e Art, wodurch die Wie&#x017F;en<lb/>
ein dichtes und ha&#x0364;ufiges Gras erhalten, i&#x017F;t eben &#x017F;o<lb/>
vorzu&#x0364;glich als no&#x0364;thig, und &#x017F;tirbt immer abwech-<lb/>
&#x017F;elnd in der Mitte der Sto&#x0364;cke aus, ob &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und er&#x017F;etzet<lb/>
&#x017F;ich von &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Eine dritte Gattung der Gra&#x0364;&#x017F;er, welche auch<lb/>
unter die be&#x017F;ta&#x0364;ndigen geho&#x0364;rt, wurzelt einzeln zwi-<lb/>
&#x017F;chen beyden vorigen, ohne &#x017F;ich &#x017F;tark zu vermehren,<lb/>
und die Sommergra&#x0364;&#x017F;er, welche nur eine ja&#x0364;hrlich<lb/>
oder 2ja&#x0364;hrige Dauer haben, wach&#x017F;en zwi&#x017F;chen den<lb/>
u&#x0364;brigen, und Wa&#x017F;&#x017F;er und Wind erhalten ihren Zu-<lb/>
wachs abwech&#x017F;elnd. Zur Erhaltung der Wie&#x017F;en<lb/>
tragen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t weniger bey, als vorige, da &#x017F;ie nicht<lb/>
immer da &#x017F;ind, und fa&#x017F;t an alle grastragende Oerter<lb/>
hinfliegen und kaum an irgend einem Orte unge&#x017F;to&#x0364;rt<lb/>
&#x017F;ind, auch manche Jahre &#x017F;ehr mangeln, da aus den<lb/>
Saamen, der an Ra&#x0364;ndern &#x017F;tehen geblieben, &#x017F;ich Stau-<lb/>
den erzeugen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, welches ungewiß i&#x017F;t.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0138] feſte, auf 3 bis 6 und 8 Zoll tief dermaßen uͤberall durchflochten wird, daß er ganze Flaͤchen, in Ver- miſchung mit den nachfolgenden, als eine feſte filzige Decke uͤberziehet. Dieſe erſtere Art der Wurzeln unterhaͤlt die Wieſen, befeſtiget den Raſen, und hat die laͤngſte Dauer und groͤßte Lebhaftigkeit. Zwiſchen ſolchen Graſen koͤmmt eine groͤßere oder geringere Menge von andern Graſen hervor, die nicht ſowohl weit auslaufende, wie die vorigen, aber deſto dichtere und ſtaͤrkere faſerige Wurzelſtoͤcke und Buͤſche machen. Dieſe Art, wodurch die Wieſen ein dichtes und haͤufiges Gras erhalten, iſt eben ſo vorzuͤglich als noͤthig, und ſtirbt immer abwech- ſelnd in der Mitte der Stoͤcke aus, ob ſie ſonſt ſchon ziemlich dauerhaft gefunden wird, und erſetzet ſich von ſelbſt. Eine dritte Gattung der Graͤſer, welche auch unter die beſtaͤndigen gehoͤrt, wurzelt einzeln zwi- ſchen beyden vorigen, ohne ſich ſtark zu vermehren, und die Sommergraͤſer, welche nur eine jaͤhrlich oder 2jaͤhrige Dauer haben, wachſen zwiſchen den uͤbrigen, und Waſſer und Wind erhalten ihren Zu- wachs abwechſelnd. Zur Erhaltung der Wieſen tragen ſie ſelbſt weniger bey, als vorige, da ſie nicht immer da ſind, und faſt an alle grastragende Oerter hinfliegen und kaum an irgend einem Orte ungeſtoͤrt ſind, auch manche Jahre ſehr mangeln, da aus den Saamen, der an Raͤndern ſtehen geblieben, ſich Stau- den erzeugen muͤſſen, welches ungewiß iſt. In

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/138
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/138>, abgerufen am 21.11.2024.