ze zurücke bringen, daß wir uns zuletzt in der Ge- schichte der aller entferntesten Zeiten, in Ceremonien, Muthmaßungen, Erdichtungen und Aberglauben völ- lig verliehren würden. Zuletzt könnte uns kaum nach allen mühsamen Untersuchungen mehr übrig seyn, als daß wir ausgemacht, die Mandragora- Wurzel befinde sich auch unter denjenigen rohen Ma- terialien aus denen ehedem, wie aus Glas, Steinen, Erden, Metallen, Knochen, Hörnern, Zähnen, Muscheln und Korallen oder auch Wurzeln und Holz- arten und dergleichen, allerhand gegossene und ge- schnitzte Zauberbilder und Amulete von der aben- theuerlichsten Gestalt gemacht wurden, um eines Vortheils halber den abergläubischen Pöbel da- mit zu betrügen. Bey dieser Gelegenheit würde man sehr tief in das Alterthum zurücke kommen und darin auf eine Menge oder ganze Familien von be- trügerischen Priestern, Priesterinnen, Prophetin- nen, Wahrsager, Sybillen, weise Frauen, Gauk- ler, Zauberer und allerhand von dergleichen viel- wissenden, murmelnden Zigeuner-Hexen- und al- ten Weibergesindel gerathen, welche diese ihre ge- heime Nahrungswissenschaft schon von ihren Vor- fahren ererbet, nach welcher sie recht meisterhaft verstunden, die ganze Pöbelwelt zu hintergehen, bey ihrem Aberglauben zu erhalten, und sich dadurch von lauter Betrug zu ernähren; wovon weiter un- ten etliche Beyspiele so kurz als möglich beygebracht werden sollen, da man Zeit und Arbeit nützlichern
Ge-
A 3
ze zuruͤcke bringen, daß wir uns zuletzt in der Ge- ſchichte der aller entfernteſten Zeiten, in Ceremonien, Muthmaßungen, Erdichtungen und Aberglauben voͤl- lig verliehren wuͤrden. Zuletzt koͤnnte uns kaum nach allen muͤhſamen Unterſuchungen mehr uͤbrig ſeyn, als daß wir ausgemacht, die Mandragora- Wurzel befinde ſich auch unter denjenigen rohen Ma- terialien aus denen ehedem, wie aus Glas, Steinen, Erden, Metallen, Knochen, Hoͤrnern, Zaͤhnen, Muſcheln und Korallen oder auch Wurzeln und Holz- arten und dergleichen, allerhand gegoſſene und ge- ſchnitzte Zauberbilder und Amulete von der aben- theuerlichſten Geſtalt gemacht wurden, um eines Vortheils halber den aberglaͤubiſchen Poͤbel da- mit zu betruͤgen. Bey dieſer Gelegenheit wuͤrde man ſehr tief in das Alterthum zuruͤcke kommen und darin auf eine Menge oder ganze Familien von be- truͤgeriſchen Prieſtern, Prieſterinnen, Prophetin- nen, Wahrſager, Sybillen, weiſe Frauen, Gauk- ler, Zauberer und allerhand von dergleichen viel- wiſſenden, murmelnden Zigeuner-Hexen- und al- ten Weibergeſindel gerathen, welche dieſe ihre ge- heime Nahrungswiſſenſchaft ſchon von ihren Vor- fahren ererbet, nach welcher ſie recht meiſterhaft verſtunden, die ganze Poͤbelwelt zu hintergehen, bey ihrem Aberglauben zu erhalten, und ſich dadurch von lauter Betrug zu ernaͤhren; wovon weiter un- ten etliche Beyſpiele ſo kurz als moͤglich beygebracht werden ſollen, da man Zeit und Arbeit nuͤtzlichern
Ge-
A 3
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0015"n="5"/>
ze zuruͤcke bringen, daß wir uns zuletzt in der Ge-<lb/>ſchichte der aller entfernteſten Zeiten, in Ceremonien,<lb/>
Muthmaßungen, Erdichtungen und Aberglauben voͤl-<lb/>
lig verliehren wuͤrden. Zuletzt koͤnnte uns kaum<lb/>
nach allen muͤhſamen Unterſuchungen mehr uͤbrig<lb/>ſeyn, als daß wir ausgemacht, die <hirendition="#fr">Mandragora</hi>-<lb/>
Wurzel befinde ſich auch unter denjenigen rohen Ma-<lb/>
terialien aus denen ehedem, wie aus Glas, Steinen,<lb/>
Erden, Metallen, Knochen, Hoͤrnern, Zaͤhnen,<lb/>
Muſcheln und Korallen oder auch Wurzeln und Holz-<lb/>
arten und dergleichen, allerhand gegoſſene und ge-<lb/>ſchnitzte Zauberbilder und Amulete von der aben-<lb/>
theuerlichſten Geſtalt gemacht wurden, um eines<lb/>
Vortheils halber den aberglaͤubiſchen Poͤbel da-<lb/>
mit zu betruͤgen. Bey dieſer Gelegenheit wuͤrde<lb/>
man ſehr tief in das Alterthum zuruͤcke kommen und<lb/>
darin auf eine Menge oder ganze Familien von be-<lb/>
truͤgeriſchen Prieſtern, Prieſterinnen, Prophetin-<lb/>
nen, Wahrſager, Sybillen, weiſe Frauen, Gauk-<lb/>
ler, Zauberer und allerhand von dergleichen viel-<lb/>
wiſſenden, murmelnden Zigeuner-Hexen- und al-<lb/>
ten Weibergeſindel gerathen, welche dieſe ihre ge-<lb/>
heime Nahrungswiſſenſchaft ſchon von ihren Vor-<lb/>
fahren ererbet, nach welcher ſie recht meiſterhaft<lb/>
verſtunden, die ganze Poͤbelwelt zu hintergehen,<lb/>
bey ihrem Aberglauben zu erhalten, und ſich dadurch<lb/>
von lauter Betrug zu ernaͤhren; wovon weiter un-<lb/>
ten etliche Beyſpiele ſo kurz als moͤglich beygebracht<lb/>
werden ſollen, da man Zeit und Arbeit nuͤtzlichern<lb/><fwplace="bottom"type="sig">A 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ge-</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[5/0015]
ze zuruͤcke bringen, daß wir uns zuletzt in der Ge-
ſchichte der aller entfernteſten Zeiten, in Ceremonien,
Muthmaßungen, Erdichtungen und Aberglauben voͤl-
lig verliehren wuͤrden. Zuletzt koͤnnte uns kaum
nach allen muͤhſamen Unterſuchungen mehr uͤbrig
ſeyn, als daß wir ausgemacht, die Mandragora-
Wurzel befinde ſich auch unter denjenigen rohen Ma-
terialien aus denen ehedem, wie aus Glas, Steinen,
Erden, Metallen, Knochen, Hoͤrnern, Zaͤhnen,
Muſcheln und Korallen oder auch Wurzeln und Holz-
arten und dergleichen, allerhand gegoſſene und ge-
ſchnitzte Zauberbilder und Amulete von der aben-
theuerlichſten Geſtalt gemacht wurden, um eines
Vortheils halber den aberglaͤubiſchen Poͤbel da-
mit zu betruͤgen. Bey dieſer Gelegenheit wuͤrde
man ſehr tief in das Alterthum zuruͤcke kommen und
darin auf eine Menge oder ganze Familien von be-
truͤgeriſchen Prieſtern, Prieſterinnen, Prophetin-
nen, Wahrſager, Sybillen, weiſe Frauen, Gauk-
ler, Zauberer und allerhand von dergleichen viel-
wiſſenden, murmelnden Zigeuner-Hexen- und al-
ten Weibergeſindel gerathen, welche dieſe ihre ge-
heime Nahrungswiſſenſchaft ſchon von ihren Vor-
fahren ererbet, nach welcher ſie recht meiſterhaft
verſtunden, die ganze Poͤbelwelt zu hintergehen,
bey ihrem Aberglauben zu erhalten, und ſich dadurch
von lauter Betrug zu ernaͤhren; wovon weiter un-
ten etliche Beyſpiele ſo kurz als moͤglich beygebracht
werden ſollen, da man Zeit und Arbeit nuͤtzlichern
Ge-
A 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/15>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.