Ferner daß man sie nicht zu Kropfweiden ziehen und in gewissen Jahren kröpfen solle. Man kann ihnen die untersten und innersten Aeste nehmen, wo sie zu dicke stehen, und ohnedem absterben, welches sie sehr stark zu thun pflegen. Sollten sie zu hoch ge- hen, alsdann verschonet man den Wipfel nicht. Die Nebensprossen aus der Wurzel und dem Stammende nimmt man ihnen alle 2 Jahr, um sie zur Anlage zu gebrauchen; wenn aber die Bäume zu alt werden, durch den Honig-Mehlthau zuwei- len zurücke gehen, oder sonst schlecht werden, läßt man einen oder zwey von den stärksten Schossen ste- hen, und mit aufwachsen, da man denn mit der Zeit einen von den alten schlechten dagegen abnimmt, und auf diese Weise die tragbaren Stämme und Bäume erneuert.
Bey der Baumwollenweide giebts wenige Zu- fälle, welche sie mit andern Arten in nassen und schat- tigen Gegenden in gewissen Jahren von der Witte- rung und Insekten nicht gemein hätte; der Honig- thau schadet dem Wachsthume der jungen Zweige und der Wollzapfen nicht wenig, wo kein Regen bald erfolget, wie sich denn in manchen Jahren wunderliche Gewächse daran befinden, da die saft- reichen Spitzen in starke Knollen aufschwellen, oder breit, platt und kammförmig zusammen gepreßt ste- hen, auch in ganz verwirrte knotige Blätterbüschel sich verkürzen. Was den Wachsthum der Baum- wollenzapfen oder Aehren betrift, so erfordert dieser
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Ferner daß man ſie nicht zu Kropfweiden ziehen und in gewiſſen Jahren kroͤpfen ſolle. Man kann ihnen die unterſten und innerſten Aeſte nehmen, wo ſie zu dicke ſtehen, und ohnedem abſterben, welches ſie ſehr ſtark zu thun pflegen. Sollten ſie zu hoch ge- hen, alsdann verſchonet man den Wipfel nicht. Die Nebenſproſſen aus der Wurzel und dem Stammende nimmt man ihnen alle 2 Jahr, um ſie zur Anlage zu gebrauchen; wenn aber die Baͤume zu alt werden, durch den Honig-Mehlthau zuwei- len zuruͤcke gehen, oder ſonſt ſchlecht werden, laͤßt man einen oder zwey von den ſtaͤrkſten Schoſſen ſte- hen, und mit aufwachſen, da man denn mit der Zeit einen von den alten ſchlechten dagegen abnimmt, und auf dieſe Weiſe die tragbaren Staͤmme und Baͤume erneuert.
Bey der Baumwollenweide giebts wenige Zu- faͤlle, welche ſie mit andern Arten in naſſen und ſchat- tigen Gegenden in gewiſſen Jahren von der Witte- rung und Inſekten nicht gemein haͤtte; der Honig- thau ſchadet dem Wachsthume der jungen Zweige und der Wollzapfen nicht wenig, wo kein Regen bald erfolget, wie ſich denn in manchen Jahren wunderliche Gewaͤchſe daran befinden, da die ſaft- reichen Spitzen in ſtarke Knollen aufſchwellen, oder breit, platt und kammfoͤrmig zuſammen gepreßt ſte- hen, auch in ganz verwirrte knotige Blaͤtterbuͤſchel ſich verkuͤrzen. Was den Wachsthum der Baum- wollenzapfen oder Aehren betrift, ſo erfordert dieſer
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[187[185]/0195]
Ferner daß man ſie nicht zu Kropfweiden ziehen und
in gewiſſen Jahren kroͤpfen ſolle. Man kann ihnen
die unterſten und innerſten Aeſte nehmen, wo ſie zu
dicke ſtehen, und ohnedem abſterben, welches ſie
ſehr ſtark zu thun pflegen. Sollten ſie zu hoch ge-
hen, alsdann verſchonet man den Wipfel nicht.
Die Nebenſproſſen aus der Wurzel und dem
Stammende nimmt man ihnen alle 2 Jahr, um ſie
zur Anlage zu gebrauchen; wenn aber die Baͤume
zu alt werden, durch den Honig-Mehlthau zuwei-
len zuruͤcke gehen, oder ſonſt ſchlecht werden, laͤßt
man einen oder zwey von den ſtaͤrkſten Schoſſen ſte-
hen, und mit aufwachſen, da man denn mit der Zeit
einen von den alten ſchlechten dagegen abnimmt,
und auf dieſe Weiſe die tragbaren Staͤmme und
Baͤume erneuert.
Bey der Baumwollenweide giebts wenige Zu-
faͤlle, welche ſie mit andern Arten in naſſen und ſchat-
tigen Gegenden in gewiſſen Jahren von der Witte-
rung und Inſekten nicht gemein haͤtte; der Honig-
thau ſchadet dem Wachsthume der jungen Zweige
und der Wollzapfen nicht wenig, wo kein Regen
bald erfolget, wie ſich denn in manchen Jahren
wunderliche Gewaͤchſe daran befinden, da die ſaft-
reichen Spitzen in ſtarke Knollen aufſchwellen, oder
breit, platt und kammfoͤrmig zuſammen gepreßt ſte-
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ſich verkuͤrzen. Was den Wachsthum der Baum-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 187[185]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/195>, abgerufen am 23.11.2024.
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