Breslauischen Fürstenthum 22 Sorten Baum- und Strauchweiden, darunter aber vornehmlich 8 Wolletragende Gattungen aufgefunden worden, die sowohl an Menge, als auch an Güte, sehr unter- schiedene Wolle tragen.
Ob nun gleich bey den Landökonomien die Fortpflanzung aller Weiden überhaupt, wegen der vielfachen Nutzung ihres Holzes, hierdurch gar nicht untersagt wird, so sind doch vorzüglich, zur Erfül- lung der so vortheilhaften Absichten mit der Baum- wolle, nur zwo Gattungen bekannt, deren Wolle die andern 6 Sorten an Menge und an Feinheit weit übertreffen, weswegen man den Anbau derselben um desto häufiger zu veranstalten vor nöthig befindet, da sie entweder noch gar nicht, oder doch nur spar- sam, vorhanden sind.
Die erste Gattung heißt der Landmann nicht nur in Schlesien, sondern auch in andern Provinzen, die Lorbeer- oder Schaafweide, welche sich von al- len andern Weiden, aus der gleich folgenden Be- schreibung, am allerkenntlichsten unterscheiden läßt. Sie wächst, besonders wenn sie öfters tief behauen wird, und aus den untersten Stamme wieder neue Triebe und Aeste machen muß, als eine Strauch- weide. Stehet sie aber nur lange ruhig, und kann sie unbehauen ohne Hinderniß fortwachsen, oder wird sie bald anfangs in langen vierelligen Stangen fortgepflanzt; so wird daraus ein Stamm von mehr als 20 Ellen in der Höhe, dergestalt,
daß
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Breslauiſchen Fuͤrſtenthum 22 Sorten Baum- und Strauchweiden, darunter aber vornehmlich 8 Wolletragende Gattungen aufgefunden worden, die ſowohl an Menge, als auch an Guͤte, ſehr unter- ſchiedene Wolle tragen.
Ob nun gleich bey den Landoͤkonomien die Fortpflanzung aller Weiden uͤberhaupt, wegen der vielfachen Nutzung ihres Holzes, hierdurch gar nicht unterſagt wird, ſo ſind doch vorzuͤglich, zur Erfuͤl- lung der ſo vortheilhaften Abſichten mit der Baum- wolle, nur zwo Gattungen bekannt, deren Wolle die andern 6 Sorten an Menge und an Feinheit weit uͤbertreffen, weswegen man den Anbau derſelben um deſto haͤufiger zu veranſtalten vor noͤthig befindet, da ſie entweder noch gar nicht, oder doch nur ſpar- ſam, vorhanden ſind.
Die erſte Gattung heißt der Landmann nicht nur in Schleſien, ſondern auch in andern Provinzen, die Lorbeer- oder Schaafweide, welche ſich von al- len andern Weiden, aus der gleich folgenden Be- ſchreibung, am allerkenntlichſten unterſcheiden laͤßt. Sie waͤchſt, beſonders wenn ſie oͤfters tief behauen wird, und aus den unterſten Stamme wieder neue Triebe und Aeſte machen muß, als eine Strauch- weide. Stehet ſie aber nur lange ruhig, und kann ſie unbehauen ohne Hinderniß fortwachſen, oder wird ſie bald anfangs in langen vierelligen Stangen fortgepflanzt; ſo wird daraus ein Stamm von mehr als 20 Ellen in der Hoͤhe, dergeſtalt,
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[211[209]/0219]
Breslauiſchen Fuͤrſtenthum 22 Sorten Baum- und
Strauchweiden, darunter aber vornehmlich 8
Wolletragende Gattungen aufgefunden worden, die
ſowohl an Menge, als auch an Guͤte, ſehr unter-
ſchiedene Wolle tragen.
Ob nun gleich bey den Landoͤkonomien die
Fortpflanzung aller Weiden uͤberhaupt, wegen der
vielfachen Nutzung ihres Holzes, hierdurch gar nicht
unterſagt wird, ſo ſind doch vorzuͤglich, zur Erfuͤl-
lung der ſo vortheilhaften Abſichten mit der Baum-
wolle, nur zwo Gattungen bekannt, deren Wolle die
andern 6 Sorten an Menge und an Feinheit weit
uͤbertreffen, weswegen man den Anbau derſelben
um deſto haͤufiger zu veranſtalten vor noͤthig befindet,
da ſie entweder noch gar nicht, oder doch nur ſpar-
ſam, vorhanden ſind.
Die erſte Gattung heißt der Landmann nicht
nur in Schleſien, ſondern auch in andern Provinzen,
die Lorbeer- oder Schaafweide, welche ſich von al-
len andern Weiden, aus der gleich folgenden Be-
ſchreibung, am allerkenntlichſten unterſcheiden laͤßt.
Sie waͤchſt, beſonders wenn ſie oͤfters tief behauen
wird, und aus den unterſten Stamme wieder neue
Triebe und Aeſte machen muß, als eine Strauch-
weide. Stehet ſie aber nur lange ruhig, und
kann ſie unbehauen ohne Hinderniß fortwachſen,
oder wird ſie bald anfangs in langen vierelligen
Stangen fortgepflanzt; ſo wird daraus ein Stamm
von mehr als 20 Ellen in der Hoͤhe, dergeſtalt,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 211[209]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/219>, abgerufen am 21.11.2024.
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