und dürfen, weil sie nicht Wolle tragen, nicht auf- gesammelt werden. Jene hingegen mit der Wolle sind die weiblichen Blumen, die zu unsern Absich- ten dienen. Wir erinnern dies blos beyläufig des- wegen, damit, wenn man ja in einigen Gegenden sol- che Lorbeerweiden mit männlichen Blumen finden sollte, das Publikum doch hiervon sattsam unter- richtet sey.
Ihre Blüthezeit ist, nach Beschaffenheit des Bodens, des schattigen, oder Sonnenreichen Orts, und der Witterung verschieden, gemeiniglich schon zu Anfange des Augustmonats, in andern Gegen- den aber auch manchmahl drey bis vier Wochen später. An Teichdämmen, an ordentlichen Was- sergraben, an feuchten Wiesen und Straßen, in Gegenden, wo Erlen, Orlen, Aspen, Rüstern, Eschen und dergleichen befindlich sind, in schwarzer, in grüner und in Moorerde, in feuchten und etwas sumpfigen, ferner in lehmigen, wie auch in Lehm- mit Sande vermischten Boden, pflegt die gedachte Weide am geschwindesten zu wachsen, und am be- sten Wolle zu tragen. In grob kiesigen, in star- ken und fein sandigen Boden, der mit keiner an- dern Erde vermischt ist, kommt sie zwar auch fort, bleibt aber viel schwächer, und trägt sowohl weni- ger als kleinere Wollenzäpfchen, weil sich die Re- genfeuchtigkeiten nicht lange genug um die Wur- zeln aufhalten, sondern bald durchseigern, imglei- chen auch, weil die durch die Sonnenstrahlen zu
sehr
und duͤrfen, weil ſie nicht Wolle tragen, nicht auf- geſammelt werden. Jene hingegen mit der Wolle ſind die weiblichen Blumen, die zu unſern Abſich- ten dienen. Wir erinnern dies blos beylaͤufig des- wegen, damit, wenn man ja in einigen Gegenden ſol- che Lorbeerweiden mit maͤnnlichen Blumen finden ſollte, das Publikum doch hiervon ſattſam unter- richtet ſey.
Ihre Bluͤthezeit iſt, nach Beſchaffenheit des Bodens, des ſchattigen, oder Sonnenreichen Orts, und der Witterung verſchieden, gemeiniglich ſchon zu Anfange des Auguſtmonats, in andern Gegen- den aber auch manchmahl drey bis vier Wochen ſpaͤter. An Teichdaͤmmen, an ordentlichen Waſ- ſergraben, an feuchten Wieſen und Straßen, in Gegenden, wo Erlen, Orlen, Aſpen, Ruͤſtern, Eſchen und dergleichen befindlich ſind, in ſchwarzer, in gruͤner und in Moorerde, in feuchten und etwas ſumpfigen, ferner in lehmigen, wie auch in Lehm- mit Sande vermiſchten Boden, pflegt die gedachte Weide am geſchwindeſten zu wachſen, und am be- ſten Wolle zu tragen. In grob kieſigen, in ſtar- ken und fein ſandigen Boden, der mit keiner an- dern Erde vermiſcht iſt, kommt ſie zwar auch fort, bleibt aber viel ſchwaͤcher, und traͤgt ſowohl weni- ger als kleinere Wollenzaͤpfchen, weil ſich die Re- genfeuchtigkeiten nicht lange genug um die Wur- zeln aufhalten, ſondern bald durchſeigern, imglei- chen auch, weil die durch die Sonnenſtrahlen zu
ſehr
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[214[212]/0222]
und duͤrfen, weil ſie nicht Wolle tragen, nicht auf-
geſammelt werden. Jene hingegen mit der Wolle
ſind die weiblichen Blumen, die zu unſern Abſich-
ten dienen. Wir erinnern dies blos beylaͤufig des-
wegen, damit, wenn man ja in einigen Gegenden ſol-
che Lorbeerweiden mit maͤnnlichen Blumen finden
ſollte, das Publikum doch hiervon ſattſam unter-
richtet ſey.
Ihre Bluͤthezeit iſt, nach Beſchaffenheit des
Bodens, des ſchattigen, oder Sonnenreichen Orts,
und der Witterung verſchieden, gemeiniglich ſchon
zu Anfange des Auguſtmonats, in andern Gegen-
den aber auch manchmahl drey bis vier Wochen
ſpaͤter. An Teichdaͤmmen, an ordentlichen Waſ-
ſergraben, an feuchten Wieſen und Straßen, in
Gegenden, wo Erlen, Orlen, Aſpen, Ruͤſtern,
Eſchen und dergleichen befindlich ſind, in ſchwarzer,
in gruͤner und in Moorerde, in feuchten und etwas
ſumpfigen, ferner in lehmigen, wie auch in Lehm-
mit Sande vermiſchten Boden, pflegt die gedachte
Weide am geſchwindeſten zu wachſen, und am be-
ſten Wolle zu tragen. In grob kieſigen, in ſtar-
ken und fein ſandigen Boden, der mit keiner an-
dern Erde vermiſcht iſt, kommt ſie zwar auch fort,
bleibt aber viel ſchwaͤcher, und traͤgt ſowohl weni-
ger als kleinere Wollenzaͤpfchen, weil ſich die Re-
genfeuchtigkeiten nicht lange genug um die Wur-
zeln aufhalten, ſondern bald durchſeigern, imglei-
chen auch, weil die durch die Sonnenſtrahlen zu
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 214[212]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/222>, abgerufen am 21.11.2024.
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