Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite

zu unter Segel. Wäre der Wind anders gekom-
men, so würden wir so viele Raupen nicht gehabt
haben. Zum Beweise dessen dienet ein Garten,
welcher gleich neben den Weiden abendwärts lieget,
und in welchem auch nicht ein Baum beschädigt ist,
desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel-
cher durch Gebäude vor dem Winde gedeckt war.
Beyder Gärten Eigenthümer hatten auch Raupen-
nester genug gehabt, allein sie hatten sie zerstöret,
wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen
der Wind keine neue Colonie zuführte, so sind sie glück-
licher, als andere davon gekommen.

Ich habe gesagt, daß die Raupe anfänglich
schwarz ist. Aber nach ihren überstandenen Häu-
tungen, wenn sie ganz ausgewachsen ist, und sich
in ihrem Lustre zeiget, ist sie bunt. Sie ist alsdenn
etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren besetzt, deren
mehrere aus einem Punkte kommen. Der Länge
nach ist sie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen
Linien gezeichnet. Neben diesen nehmen sich 2
Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum
Hintertheile auf dem Rücken herunter gehen; die
vordersten von diesen Punkten sind blau, die hin-
tersten dunkelroth; der Kopf ist gelb mit schwarzen
Punkten, als mit Schönpflästerchen besäer, und
vorne am Kopfe hat sie eine starke, schwarze
Zeichnung, fast in Form eines Hufeisens, welches
ihr ein ziemlich schnurbärtiges Ansehen giebt. In-
nerhalb des Maules ist ein gelber Triangel, welcher

sich

zu unter Segel. Waͤre der Wind anders gekom-
men, ſo wuͤrden wir ſo viele Raupen nicht gehabt
haben. Zum Beweiſe deſſen dienet ein Garten,
welcher gleich neben den Weiden abendwaͤrts lieget,
und in welchem auch nicht ein Baum beſchaͤdigt iſt,
desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel-
cher durch Gebaͤude vor dem Winde gedeckt war.
Beyder Gaͤrten Eigenthuͤmer hatten auch Raupen-
neſter genug gehabt, allein ſie hatten ſie zerſtoͤret,
wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen
der Wind keine neue Colonie zufuͤhrte, ſo ſind ſie gluͤck-
licher, als andere davon gekommen.

Ich habe geſagt, daß die Raupe anfaͤnglich
ſchwarz iſt. Aber nach ihren uͤberſtandenen Haͤu-
tungen, wenn ſie ganz ausgewachſen iſt, und ſich
in ihrem Luſtre zeiget, iſt ſie bunt. Sie iſt alsdenn
etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren beſetzt, deren
mehrere aus einem Punkte kommen. Der Laͤnge
nach iſt ſie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen
Linien gezeichnet. Neben dieſen nehmen ſich 2
Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum
Hintertheile auf dem Ruͤcken herunter gehen; die
vorderſten von dieſen Punkten ſind blau, die hin-
terſten dunkelroth; der Kopf iſt gelb mit ſchwarzen
Punkten, als mit Schoͤnpflaͤſterchen beſaͤer, und
vorne am Kopfe hat ſie eine ſtarke, ſchwarze
Zeichnung, faſt in Form eines Hufeiſens, welches
ihr ein ziemlich ſchnurbaͤrtiges Anſehen giebt. In-
nerhalb des Maules iſt ein gelber Triangel, welcher

ſich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0275" n="267[265]"/>
zu unter Segel. Wa&#x0364;re der Wind anders gekom-<lb/>
men, &#x017F;o wu&#x0364;rden wir &#x017F;o viele Raupen nicht gehabt<lb/>
haben. Zum Bewei&#x017F;e de&#x017F;&#x017F;en dienet ein Garten,<lb/>
welcher gleich neben den Weiden abendwa&#x0364;rts lieget,<lb/>
und in welchem auch nicht ein Baum be&#x017F;cha&#x0364;digt i&#x017F;t,<lb/>
desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel-<lb/>
cher durch Geba&#x0364;ude vor dem Winde gedeckt war.<lb/>
Beyder Ga&#x0364;rten Eigenthu&#x0364;mer hatten auch Raupen-<lb/>
ne&#x017F;ter genug gehabt, allein &#x017F;ie hatten &#x017F;ie zer&#x017F;to&#x0364;ret,<lb/>
wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen<lb/>
der Wind keine neue Colonie zufu&#x0364;hrte, &#x017F;o &#x017F;ind &#x017F;ie glu&#x0364;ck-<lb/>
licher, als andere davon gekommen.</p><lb/>
        <p>Ich habe ge&#x017F;agt, daß die Raupe anfa&#x0364;nglich<lb/>
&#x017F;chwarz i&#x017F;t. Aber nach ihren u&#x0364;ber&#x017F;tandenen Ha&#x0364;u-<lb/>
tungen, wenn &#x017F;ie ganz ausgewach&#x017F;en i&#x017F;t, und &#x017F;ich<lb/>
in ihrem Lu&#x017F;tre zeiget, i&#x017F;t &#x017F;ie bunt. Sie i&#x017F;t alsdenn<lb/>
etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren be&#x017F;etzt, deren<lb/>
mehrere aus einem Punkte kommen. Der La&#x0364;nge<lb/>
nach i&#x017F;t &#x017F;ie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen<lb/>
Linien gezeichnet. Neben die&#x017F;en nehmen &#x017F;ich 2<lb/>
Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum<lb/>
Hintertheile auf dem Ru&#x0364;cken herunter gehen; die<lb/>
vorder&#x017F;ten von die&#x017F;en Punkten &#x017F;ind blau, die hin-<lb/>
ter&#x017F;ten dunkelroth; der Kopf i&#x017F;t gelb mit &#x017F;chwarzen<lb/>
Punkten, als mit Scho&#x0364;npfla&#x0364;&#x017F;terchen be&#x017F;a&#x0364;er, und<lb/>
vorne am Kopfe hat &#x017F;ie eine &#x017F;tarke, &#x017F;chwarze<lb/>
Zeichnung, fa&#x017F;t in Form eines Hufei&#x017F;ens, welches<lb/>
ihr ein ziemlich &#x017F;chnurba&#x0364;rtiges An&#x017F;ehen giebt. In-<lb/>
nerhalb des Maules i&#x017F;t ein gelber Triangel, welcher<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ich</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[267[265]/0275] zu unter Segel. Waͤre der Wind anders gekom- men, ſo wuͤrden wir ſo viele Raupen nicht gehabt haben. Zum Beweiſe deſſen dienet ein Garten, welcher gleich neben den Weiden abendwaͤrts lieget, und in welchem auch nicht ein Baum beſchaͤdigt iſt, desgleichen auch ein anderer mitten im Orte, wel- cher durch Gebaͤude vor dem Winde gedeckt war. Beyder Gaͤrten Eigenthuͤmer hatten auch Raupen- neſter genug gehabt, allein ſie hatten ſie zerſtoͤret, wie wir andern alle gethan haben, nur blos weil ihnen der Wind keine neue Colonie zufuͤhrte, ſo ſind ſie gluͤck- licher, als andere davon gekommen. Ich habe geſagt, daß die Raupe anfaͤnglich ſchwarz iſt. Aber nach ihren uͤberſtandenen Haͤu- tungen, wenn ſie ganz ausgewachſen iſt, und ſich in ihrem Luſtre zeiget, iſt ſie bunt. Sie iſt alsdenn etwa 2 Zoll lang, mit langen Haaren beſetzt, deren mehrere aus einem Punkte kommen. Der Laͤnge nach iſt ſie auf dem Leibe herunter mit feinen weißen Linien gezeichnet. Neben dieſen nehmen ſich 2 Reihen Punkte aus, welche vom Kopfe bis zum Hintertheile auf dem Ruͤcken herunter gehen; die vorderſten von dieſen Punkten ſind blau, die hin- terſten dunkelroth; der Kopf iſt gelb mit ſchwarzen Punkten, als mit Schoͤnpflaͤſterchen beſaͤer, und vorne am Kopfe hat ſie eine ſtarke, ſchwarze Zeichnung, faſt in Form eines Hufeiſens, welches ihr ein ziemlich ſchnurbaͤrtiges Anſehen giebt. In- nerhalb des Maules iſt ein gelber Triangel, welcher ſich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/275
Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 267[265]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/275>, abgerufen am 24.11.2024.