Beobachtung zeigt sich, daß diese Thiere wieder an- dern, die entweder mittel- oder unmittelbar nützli- cher sind, zur Speise dienen, und daß in der Na- tur alles leben muß, wenn nicht alles zu Grunde gehen soll, so wenig auch dieser Trost dem Gärtner und dem Oekonomen hinreichend seyn mag, ihn mit diesem gehäßigen Insekt auszusöhnen. Es ist die- ses aber auch nicht nöthig, denn es gehört mit zu dem Nutzen der Insekten, daß sie die Wachsamkeit der Menschen ermuntern, und ihnen ein Sporn zu Beschäftigungen sind, die sie zu ihrer Vertilgung anwenden müssen. So viel wenigstens ist wahr- scheinlich, daß wenn keine Raupen wären, welche zuweilen ein Paar Jahre hinter einander die Obst- erndte verdürben, die mehresten Gärten, wenigstens auf dem Lande, lauter Obstgärten seyn würden, und der Anbau der zur menschlichen Gesundheit in den Sommertagen sehr nöthigen Küchengewächse würde, weil er allezeit mehr Mühe und Kosten er- fordert, zu sehr versäumet werden. Von dieser Seite muß man die Sache angreifen, wenn man den Raupen eine Lobrede halten will. Ja ein küh- ner Lobredner könnte auch noch hinzu setzen, daß sie eigentlich nur solche Bäume zu Grunde richten, die an sich selbst schon fehlerhaft und meistens abge- storben sind, dagegen aber denen, die ein frisches Wachsthum haben, nicht nur nicht so leicht scha- den, sondern ihnen vielmehr zur Erreichung eines desto höhern Alters beförderlich sind, und ich
würde
Beobachtung zeigt ſich, daß dieſe Thiere wieder an- dern, die entweder mittel- oder unmittelbar nuͤtzli- cher ſind, zur Speiſe dienen, und daß in der Na- tur alles leben muß, wenn nicht alles zu Grunde gehen ſoll, ſo wenig auch dieſer Troſt dem Gaͤrtner und dem Oekonomen hinreichend ſeyn mag, ihn mit dieſem gehaͤßigen Inſekt auszuſoͤhnen. Es iſt die- ſes aber auch nicht noͤthig, denn es gehoͤrt mit zu dem Nutzen der Inſekten, daß ſie die Wachſamkeit der Menſchen ermuntern, und ihnen ein Sporn zu Beſchaͤftigungen ſind, die ſie zu ihrer Vertilgung anwenden muͤſſen. So viel wenigſtens iſt wahr- ſcheinlich, daß wenn keine Raupen waͤren, welche zuweilen ein Paar Jahre hinter einander die Obſt- erndte verduͤrben, die mehreſten Gaͤrten, wenigſtens auf dem Lande, lauter Obſtgaͤrten ſeyn wuͤrden, und der Anbau der zur menſchlichen Geſundheit in den Sommertagen ſehr noͤthigen Kuͤchengewaͤchſe wuͤrde, weil er allezeit mehr Muͤhe und Koſten er- fordert, zu ſehr verſaͤumet werden. Von dieſer Seite muß man die Sache angreifen, wenn man den Raupen eine Lobrede halten will. Ja ein kuͤh- ner Lobredner koͤnnte auch noch hinzu ſetzen, daß ſie eigentlich nur ſolche Baͤume zu Grunde richten, die an ſich ſelbſt ſchon fehlerhaft und meiſtens abge- ſtorben ſind, dagegen aber denen, die ein friſches Wachsthum haben, nicht nur nicht ſo leicht ſcha- den, ſondern ihnen vielmehr zur Erreichung eines deſto hoͤhern Alters befoͤrderlich ſind, und ich
wuͤrde
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[274[272]/0282]
Beobachtung zeigt ſich, daß dieſe Thiere wieder an-
dern, die entweder mittel- oder unmittelbar nuͤtzli-
cher ſind, zur Speiſe dienen, und daß in der Na-
tur alles leben muß, wenn nicht alles zu Grunde
gehen ſoll, ſo wenig auch dieſer Troſt dem Gaͤrtner
und dem Oekonomen hinreichend ſeyn mag, ihn mit
dieſem gehaͤßigen Inſekt auszuſoͤhnen. Es iſt die-
ſes aber auch nicht noͤthig, denn es gehoͤrt mit zu
dem Nutzen der Inſekten, daß ſie die Wachſamkeit
der Menſchen ermuntern, und ihnen ein Sporn zu
Beſchaͤftigungen ſind, die ſie zu ihrer Vertilgung
anwenden muͤſſen. So viel wenigſtens iſt wahr-
ſcheinlich, daß wenn keine Raupen waͤren, welche
zuweilen ein Paar Jahre hinter einander die Obſt-
erndte verduͤrben, die mehreſten Gaͤrten, wenigſtens
auf dem Lande, lauter Obſtgaͤrten ſeyn wuͤrden,
und der Anbau der zur menſchlichen Geſundheit
in den Sommertagen ſehr noͤthigen Kuͤchengewaͤchſe
wuͤrde, weil er allezeit mehr Muͤhe und Koſten er-
fordert, zu ſehr verſaͤumet werden. Von dieſer
Seite muß man die Sache angreifen, wenn man
den Raupen eine Lobrede halten will. Ja ein kuͤh-
ner Lobredner koͤnnte auch noch hinzu ſetzen, daß
ſie eigentlich nur ſolche Baͤume zu Grunde richten,
die an ſich ſelbſt ſchon fehlerhaft und meiſtens abge-
ſtorben ſind, dagegen aber denen, die ein friſches
Wachsthum haben, nicht nur nicht ſo leicht ſcha-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 274[272]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/282>, abgerufen am 24.11.2024.
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