würde wenigstens aufmerksam seyn, seine Gründe, die er hierzu anführte, zu hören. Ich bin indes- sen auch versichert, daß die ganze Raupenrepublik sowohl dem Menschen, als allen übrigen Mitteln in der Natur, die zu ihrem Verderben gerüstet sind, sehr viele Verbindlichkeit schuldig sey, da alles, was zu ihrer Vertilgung geschieht, eigentlich ihre Erhaltung befördert. Denn ich will den Fall setzen, daß dieses Ungeziefer, da es unsere Bäume nicht blos der Blätter und Blüthen auf ein Jahr beraubet, sondern auch sehr viele Augen mit aus- frißt, andere dagegen zum Treiben bringt, die ge- ruhet haben würden, und viel unreifes Holz in den Bäumen verursachet, welches von dem Froste des kommenden Winters gar leichtlich Schaden nimmt, sich, ohne daß seiner überhand nehmenden Menge Einhalt geschähe, beständig vermehrte, so würden sie sich nicht allein gleich im 2ten Jahre einander ihre Nahrung gar sehr verringern, son- dern es würde auch aufs äußerste im 4ten oder 5ten Jahre dahin kommen, daß alle Bäume, von wel- cher diese Raupen leben, verdorreten, und da würde denn die ganze Gesellschaft, trotz aller ihrer Freß- begierde auf einmahl verschmachten müssen, und eine fürchterlichere Niederlage derselben entstehen, als man ihnen durch alles, was man sonst zur Vertheidigung seiner Bäume gegen sie versucht, beybringen kann.
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wuͤrde wenigſtens aufmerkſam ſeyn, ſeine Gruͤnde, die er hierzu anfuͤhrte, zu hoͤren. Ich bin indeſ- ſen auch verſichert, daß die ganze Raupenrepublik ſowohl dem Menſchen, als allen uͤbrigen Mitteln in der Natur, die zu ihrem Verderben geruͤſtet ſind, ſehr viele Verbindlichkeit ſchuldig ſey, da alles, was zu ihrer Vertilgung geſchieht, eigentlich ihre Erhaltung befoͤrdert. Denn ich will den Fall ſetzen, daß dieſes Ungeziefer, da es unſere Baͤume nicht blos der Blaͤtter und Bluͤthen auf ein Jahr beraubet, ſondern auch ſehr viele Augen mit aus- frißt, andere dagegen zum Treiben bringt, die ge- ruhet haben wuͤrden, und viel unreifes Holz in den Baͤumen verurſachet, welches von dem Froſte des kommenden Winters gar leichtlich Schaden nimmt, ſich, ohne daß ſeiner uͤberhand nehmenden Menge Einhalt geſchaͤhe, beſtaͤndig vermehrte, ſo wuͤrden ſie ſich nicht allein gleich im 2ten Jahre einander ihre Nahrung gar ſehr verringern, ſon- dern es wuͤrde auch aufs aͤußerſte im 4ten oder 5ten Jahre dahin kommen, daß alle Baͤume, von wel- cher dieſe Raupen leben, verdorreten, und da wuͤrde denn die ganze Geſellſchaft, trotz aller ihrer Freß- begierde auf einmahl verſchmachten muͤſſen, und eine fuͤrchterlichere Niederlage derſelben entſtehen, als man ihnen durch alles, was man ſonſt zur Vertheidigung ſeiner Baͤume gegen ſie verſucht, beybringen kann.
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[275[273]/0283]
wuͤrde wenigſtens aufmerkſam ſeyn, ſeine Gruͤnde,
die er hierzu anfuͤhrte, zu hoͤren. Ich bin indeſ-
ſen auch verſichert, daß die ganze Raupenrepublik
ſowohl dem Menſchen, als allen uͤbrigen Mitteln
in der Natur, die zu ihrem Verderben geruͤſtet
ſind, ſehr viele Verbindlichkeit ſchuldig ſey, da
alles, was zu ihrer Vertilgung geſchieht, eigentlich
ihre Erhaltung befoͤrdert. Denn ich will den Fall
ſetzen, daß dieſes Ungeziefer, da es unſere Baͤume
nicht blos der Blaͤtter und Bluͤthen auf ein Jahr
beraubet, ſondern auch ſehr viele Augen mit aus-
frißt, andere dagegen zum Treiben bringt, die ge-
ruhet haben wuͤrden, und viel unreifes Holz in
den Baͤumen verurſachet, welches von dem Froſte
des kommenden Winters gar leichtlich Schaden
nimmt, ſich, ohne daß ſeiner uͤberhand nehmenden
Menge Einhalt geſchaͤhe, beſtaͤndig vermehrte, ſo
wuͤrden ſie ſich nicht allein gleich im 2ten Jahre
einander ihre Nahrung gar ſehr verringern, ſon-
dern es wuͤrde auch aufs aͤußerſte im 4ten oder 5ten
Jahre dahin kommen, daß alle Baͤume, von wel-
cher dieſe Raupen leben, verdorreten, und da wuͤrde
denn die ganze Geſellſchaft, trotz aller ihrer Freß-
begierde auf einmahl verſchmachten muͤſſen, und
eine fuͤrchterlichere Niederlage derſelben entſtehen,
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 275[273]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/283>, abgerufen am 24.11.2024.
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