Puppen sich an solchen Orten zusammen befinden, wo der Baum Löcher und Hölungen hat, wo die Rinde am rauhesten ist, wo die Aeste eine enge Zwille machen, und wo die Zweige am krausesten in einander gewachsen sind. Kurz das Ungeziefer sucht Schutz wider die Witterung, Sperlinge u. d. gl. und eben an solchen sichern Orten setzen sie auch am häufigsten ihre Eyer, wenigstens werden sie sich daselbst allezeit am besten halten. Was ist also vernünftiger, als daß man ihnen ihre Sicher- heitsörter zerstöre.
Hat man an den Bäumen das Seinige ge- than, so muß mans bey eintretenden Raupenjahren an den Raupen auch thun. Wenn denn,
4) sich auf einmahl viele Schmetterlinge die- ser Art zeigen, so ist am besten daß man sich um die Männchen, deren man sonst, wenn man eine Jagd zum Vergnügen anstellen wollte, unzähliche auf vielerley Weise wegfangen und tödten könnte, gar nicht bekümmere. Denn es kann nichts nützen, da sie ohnedem bald sterben, und ihre Nachkom- menschaft zugleich vertilget wird, wenn man die Weibchen mit ihrer Brut zerstöret. Die Natur hat zum großen Vortheil für uns, beyde Geschlech- ter dieses Schmetterlings so sehr verschieden ge- zeichnet. Will man sich dieses Vortheils bedienen, so kann man mehr als die Hälfte der Arbeit schon
als
Puppen ſich an ſolchen Orten zuſammen befinden, wo der Baum Loͤcher und Hoͤlungen hat, wo die Rinde am rauheſten iſt, wo die Aeſte eine enge Zwille machen, und wo die Zweige am krauſeſten in einander gewachſen ſind. Kurz das Ungeziefer ſucht Schutz wider die Witterung, Sperlinge u. d. gl. und eben an ſolchen ſichern Orten ſetzen ſie auch am haͤufigſten ihre Eyer, wenigſtens werden ſie ſich daſelbſt allezeit am beſten halten. Was iſt alſo vernuͤnftiger, als daß man ihnen ihre Sicher- heitsoͤrter zerſtoͤre.
Hat man an den Baͤumen das Seinige ge- than, ſo muß mans bey eintretenden Raupenjahren an den Raupen auch thun. Wenn denn,
4) ſich auf einmahl viele Schmetterlinge die- ſer Art zeigen, ſo iſt am beſten daß man ſich um die Maͤnnchen, deren man ſonſt, wenn man eine Jagd zum Vergnuͤgen anſtellen wollte, unzaͤhliche auf vielerley Weiſe wegfangen und toͤdten koͤnnte, gar nicht bekuͤmmere. Denn es kann nichts nuͤtzen, da ſie ohnedem bald ſterben, und ihre Nachkom- menſchaft zugleich vertilget wird, wenn man die Weibchen mit ihrer Brut zerſtoͤret. Die Natur hat zum großen Vortheil fuͤr uns, beyde Geſchlech- ter dieſes Schmetterlings ſo ſehr verſchieden ge- zeichnet. Will man ſich dieſes Vortheils bedienen, ſo kann man mehr als die Haͤlfte der Arbeit ſchon
als
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[284[282]/0292]
Puppen ſich an ſolchen Orten zuſammen befinden,
wo der Baum Loͤcher und Hoͤlungen hat, wo die
Rinde am rauheſten iſt, wo die Aeſte eine enge
Zwille machen, und wo die Zweige am krauſeſten
in einander gewachſen ſind. Kurz das Ungeziefer
ſucht Schutz wider die Witterung, Sperlinge
u. d. gl. und eben an ſolchen ſichern Orten ſetzen ſie
auch am haͤufigſten ihre Eyer, wenigſtens werden
ſie ſich daſelbſt allezeit am beſten halten. Was iſt
alſo vernuͤnftiger, als daß man ihnen ihre Sicher-
heitsoͤrter zerſtoͤre.
Hat man an den Baͤumen das Seinige ge-
than, ſo muß mans bey eintretenden Raupenjahren
an den Raupen auch thun. Wenn denn,
4) ſich auf einmahl viele Schmetterlinge die-
ſer Art zeigen, ſo iſt am beſten daß man ſich um die
Maͤnnchen, deren man ſonſt, wenn man eine Jagd
zum Vergnuͤgen anſtellen wollte, unzaͤhliche auf
vielerley Weiſe wegfangen und toͤdten koͤnnte, gar
nicht bekuͤmmere. Denn es kann nichts nuͤtzen,
da ſie ohnedem bald ſterben, und ihre Nachkom-
menſchaft zugleich vertilget wird, wenn man die
Weibchen mit ihrer Brut zerſtoͤret. Die Natur
hat zum großen Vortheil fuͤr uns, beyde Geſchlech-
ter dieſes Schmetterlings ſo ſehr verſchieden ge-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 284[282]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/292>, abgerufen am 24.11.2024.
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