pertae sunt, et quidem contra aliorum sententiam, non ex frigida, sed ex calida causa.
Wollte man nun auf die in der Geschichte von der reifen Frucht der Mandragora angezeigte Um- stände allein sehen, da man alsdenn deren durchdrin- genden erquickenden angenehmen balsamisch-spiri- tuösen Wein und Quittenartigen Geruch, nebst der narcotischen Eigenschaft, in besondere Betrachtung ziehen müste: vermöge welcher sie, durch eine schnelle und heftige reizende Wirkung, die empfindlichsten kör- perlichen festen Theile mit den aller feinsten Säften zugleich durch Verdünnen und Ausdehnen dergestalt in Bewegung setzet, daß davon zugleich im ersten Anfange alle körperliche Kräfte, Actionen und Em- pfindung auf das lebhafteste und ausserordentlich ver- stärket werden können; so würde man alsdenn der Meynung der 70 Dollmetscher einen ziemlichen Grad der Wahrscheinlichkeit zugestehen müssen; obschon in der Ordnung und Schärfe des Beweises noch eine sehr beträchtliche Lücke bleiben würde. Denn erwäget man dabey, wie es seyn soll, den vor- her gleichfalls angeführten Geschmack der Mandra- gora, auch den Geruch bey der insbesondere sehr wohlriechenden Frucht, so wird uns dessen widrige Beschaffenheit, nebst deren unter den Aerzten mittler und neuerer Zeiten ganz bekannten drastischen Wir- kungsart in den menschlichen Körper, zweifelhaft ge- nug machen.
Was
B 5
pertae ſunt, et quidem contra aliorum ſententiam, non ex frigida, ſed ex calida cauſa.
Wollte man nun auf die in der Geſchichte von der reifen Frucht der Mandragora angezeigte Um- ſtaͤnde allein ſehen, da man alsdenn deren durchdrin- genden erquickenden angenehmen balſamiſch-ſpiri- tuoͤſen Wein und Quittenartigen Geruch, nebſt der narcotiſchen Eigenſchaft, in beſondere Betrachtung ziehen muͤſte: vermoͤge welcher ſie, durch eine ſchnelle und heftige reizende Wirkung, die empfindlichſten koͤr- perlichen feſten Theile mit den aller feinſten Saͤften zugleich durch Verduͤnnen und Ausdehnen dergeſtalt in Bewegung ſetzet, daß davon zugleich im erſten Anfange alle koͤrperliche Kraͤfte, Actionen und Em- pfindung auf das lebhafteſte und auſſerordentlich ver- ſtaͤrket werden koͤnnen; ſo wuͤrde man alsdenn der Meynung der 70 Dollmetſcher einen ziemlichen Grad der Wahrſcheinlichkeit zugeſtehen muͤſſen; obſchon in der Ordnung und Schaͤrfe des Beweiſes noch eine ſehr betraͤchtliche Luͤcke bleiben wuͤrde. Denn erwaͤget man dabey, wie es ſeyn ſoll, den vor- her gleichfalls angefuͤhrten Geſchmack der Mandra- gora, auch den Geruch bey der insbeſondere ſehr wohlriechenden Frucht, ſo wird uns deſſen widrige Beſchaffenheit, nebſt deren unter den Aerzten mittler und neuerer Zeiten ganz bekannten drastiſchen Wir- kungsart in den menſchlichen Koͤrper, zweifelhaft ge- nug machen.
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pertae ſunt, et quidem contra aliorum ſententiam, non
ex frigida, ſed ex calida cauſa.
Wollte man nun auf die in der Geſchichte von
der reifen Frucht der Mandragora angezeigte Um-
ſtaͤnde allein ſehen, da man alsdenn deren durchdrin-
genden erquickenden angenehmen balſamiſch-ſpiri-
tuoͤſen Wein und Quittenartigen Geruch, nebſt der
narcotiſchen Eigenſchaft, in beſondere Betrachtung
ziehen muͤſte: vermoͤge welcher ſie, durch eine ſchnelle
und heftige reizende Wirkung, die empfindlichſten koͤr-
perlichen feſten Theile mit den aller feinſten Saͤften
zugleich durch Verduͤnnen und Ausdehnen dergeſtalt
in Bewegung ſetzet, daß davon zugleich im erſten
Anfange alle koͤrperliche Kraͤfte, Actionen und Em-
pfindung auf das lebhafteſte und auſſerordentlich ver-
ſtaͤrket werden koͤnnen; ſo wuͤrde man alsdenn der
Meynung der 70 Dollmetſcher einen ziemlichen
Grad der Wahrſcheinlichkeit zugeſtehen muͤſſen;
obſchon in der Ordnung und Schaͤrfe des Beweiſes
noch eine ſehr betraͤchtliche Luͤcke bleiben wuͤrde.
Denn erwaͤget man dabey, wie es ſeyn ſoll, den vor-
her gleichfalls angefuͤhrten Geſchmack der Mandra-
gora, auch den Geruch bey der insbeſondere ſehr
wohlriechenden Frucht, ſo wird uns deſſen widrige
Beſchaffenheit, nebſt deren unter den Aerzten mittler
und neuerer Zeiten ganz bekannten drastiſchen Wir-
kungsart in den menſchlichen Koͤrper, zweifelhaft ge-
nug machen.
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/35>, abgerufen am 21.11.2024.
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