nung der scharfen Arzeneyen Beyspiele genug vor- handen sind. Der scharfe Meerrettig wird, nach dem Austrocknen, eben so süße und gelinde gefun- den, als eine trockne Rübe in der Speise, und die scharfen, rettig- und kressenartigen Pflanzen wer- den aus diesem Grunde, wegen Verlust ihres schar- fen flüchtigen Wesens, als des eigentlich wirksamen Antheils, und folglich mit Verlust ihrer Arzeneykräf- te, vergeblich in den Apotheken aufbehalten. Ih- re Saamen dauern etwas länger, sobald sich ein di- ckes, fettes, öliges Wesen in ihrer Grundmi- schung befindet, und sie bey der Verwahrung nicht allzu warm gehalten werden.
Wenn nun vorerwähnte Umstände, nach den Gründen der Naturgeschichte, Naturlehre und Chymie, wie es seyn muß, hier als richtig voraus- gesetzet werden, so wird uns sowohl die natürliche Verwandschaft der Sabadillenpflanze, als die Be- schaffenheit ihrer innern Grundmischung überzeu- gen, daß dieselbe ihren Platz unter den scharfen Arzeneymitteln habe; wie davon mit mehrern ge- sagt werden soll. Monardes war der erste, der ohne eine richtige Bestimmung gleichsam vorläufig von ihren Eigenschaften und damahls bekannten Ge- brauche in seiner Geschichte der westindischen Ar- zeneyen Anzeige that. Fragosus, Durantes, Casp. Bauhinus und andere entlehnten diese erste Nach- richten von ihm.
Nach
Botan. Abhdl.II.B. E
nung der ſcharfen Arzeneyen Beyſpiele genug vor- handen ſind. Der ſcharfe Meerrettig wird, nach dem Austrocknen, eben ſo ſuͤße und gelinde gefun- den, als eine trockne Ruͤbe in der Speiſe, und die ſcharfen, rettig- und kreſſenartigen Pflanzen wer- den aus dieſem Grunde, wegen Verluſt ihres ſchar- fen fluͤchtigen Weſens, als des eigentlich wirkſamen Antheils, und folglich mit Verluſt ihrer Arzeneykraͤf- te, vergeblich in den Apotheken aufbehalten. Ih- re Saamen dauern etwas laͤnger, ſobald ſich ein di- ckes, fettes, oͤliges Weſen in ihrer Grundmi- ſchung befindet, und ſie bey der Verwahrung nicht allzu warm gehalten werden.
Wenn nun vorerwaͤhnte Umſtaͤnde, nach den Gruͤnden der Naturgeſchichte, Naturlehre und Chymie, wie es ſeyn muß, hier als richtig voraus- geſetzet werden, ſo wird uns ſowohl die natuͤrliche Verwandſchaft der Sabadillenpflanze, als die Be- ſchaffenheit ihrer innern Grundmiſchung uͤberzeu- gen, daß dieſelbe ihren Platz unter den ſcharfen Arzeneymitteln habe; wie davon mit mehrern ge- ſagt werden ſoll. Monardes war der erſte, der ohne eine richtige Beſtimmung gleichſam vorlaͤufig von ihren Eigenſchaften und damahls bekannten Ge- brauche in ſeiner Geſchichte der weſtindiſchen Ar- zeneyen Anzeige that. Fragoſus, Durantes, Caſp. Bauhinus und andere entlehnten dieſe erſte Nach- richten von ihm.
Nach
Botan. Abhdl.II.B. E
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0075"n="65"/><hirendition="#fr">nung der ſcharfen Arzeneyen</hi> Beyſpiele genug vor-<lb/>
handen ſind. Der ſcharfe <hirendition="#fr">Meerrettig</hi> wird, nach<lb/>
dem Austrocknen, eben ſo ſuͤße und gelinde gefun-<lb/>
den, als eine <hirendition="#fr">trockne Ruͤbe</hi> in der Speiſe, und die<lb/>ſcharfen, <hirendition="#fr">rettig-</hi> und <hirendition="#fr">kreſſenartigen Pflanzen</hi> wer-<lb/>
den aus dieſem Grunde, wegen Verluſt ihres ſchar-<lb/>
fen fluͤchtigen Weſens, als des eigentlich wirkſamen<lb/>
Antheils, und folglich mit Verluſt ihrer Arzeneykraͤf-<lb/>
te, vergeblich in den Apotheken aufbehalten. Ih-<lb/>
re Saamen dauern etwas laͤnger, ſobald ſich ein <hirendition="#fr">di-<lb/>
ckes, fettes, oͤliges Weſen in ihrer Grundmi-<lb/>ſchung</hi> befindet, und ſie bey der Verwahrung nicht<lb/>
allzu warm gehalten werden.</p><lb/><p>Wenn nun vorerwaͤhnte Umſtaͤnde, nach den<lb/><hirendition="#fr">Gruͤnden der Naturgeſchichte, Naturlehre und<lb/>
Chymie</hi>, wie es ſeyn muß, hier als richtig voraus-<lb/>
geſetzet werden, ſo wird uns ſowohl die natuͤrliche<lb/>
Verwandſchaft der <hirendition="#fr">Sabadillenpflanze</hi>, als die Be-<lb/>ſchaffenheit ihrer <hirendition="#fr">innern Grundmiſchung</hi> uͤberzeu-<lb/>
gen, daß dieſelbe ihren Platz unter den <hirendition="#fr">ſcharfen<lb/>
Arzeneymitteln</hi> habe; wie davon mit mehrern ge-<lb/>ſagt werden ſoll. <hirendition="#fr">Monardes</hi> war der erſte, der<lb/>
ohne eine richtige Beſtimmung gleichſam vorlaͤufig<lb/>
von ihren Eigenſchaften und damahls bekannten Ge-<lb/>
brauche in ſeiner Geſchichte der <hirendition="#fr">weſtindiſchen Ar-<lb/>
zeneyen</hi> Anzeige that. <hirendition="#fr">Fragoſus, Durantes, Caſp.<lb/>
Bauhinus</hi> und andere entlehnten dieſe erſte Nach-<lb/>
richten von ihm.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Botan. Abhdl.</hi><hirendition="#aq"><hirendition="#i">II.</hi></hi><hirendition="#fr">B.</hi> E</fw><fwplace="bottom"type="catch">Nach</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[65/0075]
nung der ſcharfen Arzeneyen Beyſpiele genug vor-
handen ſind. Der ſcharfe Meerrettig wird, nach
dem Austrocknen, eben ſo ſuͤße und gelinde gefun-
den, als eine trockne Ruͤbe in der Speiſe, und die
ſcharfen, rettig- und kreſſenartigen Pflanzen wer-
den aus dieſem Grunde, wegen Verluſt ihres ſchar-
fen fluͤchtigen Weſens, als des eigentlich wirkſamen
Antheils, und folglich mit Verluſt ihrer Arzeneykraͤf-
te, vergeblich in den Apotheken aufbehalten. Ih-
re Saamen dauern etwas laͤnger, ſobald ſich ein di-
ckes, fettes, oͤliges Weſen in ihrer Grundmi-
ſchung befindet, und ſie bey der Verwahrung nicht
allzu warm gehalten werden.
Wenn nun vorerwaͤhnte Umſtaͤnde, nach den
Gruͤnden der Naturgeſchichte, Naturlehre und
Chymie, wie es ſeyn muß, hier als richtig voraus-
geſetzet werden, ſo wird uns ſowohl die natuͤrliche
Verwandſchaft der Sabadillenpflanze, als die Be-
ſchaffenheit ihrer innern Grundmiſchung uͤberzeu-
gen, daß dieſelbe ihren Platz unter den ſcharfen
Arzeneymitteln habe; wie davon mit mehrern ge-
ſagt werden ſoll. Monardes war der erſte, der
ohne eine richtige Beſtimmung gleichſam vorlaͤufig
von ihren Eigenſchaften und damahls bekannten Ge-
brauche in ſeiner Geſchichte der weſtindiſchen Ar-
zeneyen Anzeige that. Fragoſus, Durantes, Caſp.
Bauhinus und andere entlehnten dieſe erſte Nach-
richten von ihm.
Nach
Botan. Abhdl. II. B. E
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/75>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.