ben wirken können: wenn sie durch den Mund und Schlund nach den Magen, besonders den nüchter- nen und leeren gebracht werden, als wenn sie unter andern durch die Wunden zu dem Blute und übri- gen körperlichen Säften eingedrungen, erregen sie ins- gemein sehr schwere bedenkliche oder gar tödtliche Zufälle, die die heftigsten Entzündungen bewirken und den heißen und kalten Brand: und Tod nach sich ziehen. Die Schriftsteller der praktischen Arzeneyge- lahrheit sowohl, als diejenigen Besichtigungen derer daran verunglückten Personen und die darüber erstat- teten gutachtlichen Berichte, welche die bey den Ge- richtshöfen so oft vorkommenden traurigen Vorfälle aufgezeichnet, legen uns dergleichen so deutlich vor Augen, daß wir ihnen ihre Gültigkeit nicht abspre- chen können. Niemand wird es also rechtschaffenen Aerzten verdenken, wenn sie von solchen noch allzu wenig versuchten Mitteln dieser Art unter vielen Einschränkungen und Behutsamkeit sprechen.
Um aber hiebey überhaupt einen Mittelweg zwischen Beyfall und Zweifel zu erwählen, wird es weder ungewöhnlich noch überflüßig seyn, dergleichen zu weitern Versuchen, und physisch-chymischen medicinischen Bemerkungen den Wegordentlich zu bahnen, und können folgende vor dem Anfang dazu dienlich seyn.
Wenn man acht Unzen von dem zu Pulver gestoßenen Sabadillensaamengemische in destillir- ten oder andern recht reinen Brunnenwasser etliche
Tage
E 5
ben wirken koͤnnen: wenn ſie durch den Mund und Schlund nach den Magen, beſonders den nuͤchter- nen und leeren gebracht werden, als wenn ſie unter andern durch die Wunden zu dem Blute und uͤbri- gen koͤrperlichen Saͤften eingedrungen, erregen ſie ins- gemein ſehr ſchwere bedenkliche oder gar toͤdtliche Zufaͤlle, die die heftigſten Entzuͤndungen bewirken und den heißen und kalten Brand: und Tod nach ſich ziehen. Die Schriftſteller der praktiſchen Arzeneyge- lahrheit ſowohl, als diejenigen Beſichtigungen derer daran verungluͤckten Perſonen und die daruͤber erſtat- teten gutachtlichen Berichte, welche die bey den Ge- richtshoͤfen ſo oft vorkommenden traurigen Vorfaͤlle aufgezeichnet, legen uns dergleichen ſo deutlich vor Augen, daß wir ihnen ihre Guͤltigkeit nicht abſpre- chen koͤnnen. Niemand wird es alſo rechtſchaffenen Aerzten verdenken, wenn ſie von ſolchen noch allzu wenig verſuchten Mitteln dieſer Art unter vielen Einſchraͤnkungen und Behutſamkeit ſprechen.
Um aber hiebey uͤberhaupt einen Mittelweg zwiſchen Beyfall und Zweifel zu erwaͤhlen, wird es weder ungewoͤhnlich noch uͤberfluͤßig ſeyn, dergleichen zu weitern Verſuchen, und phyſiſch-chymiſchen mediciniſchen Bemerkungen den Wegordentlich zu bahnen, und koͤnnen folgende vor dem Anfang dazu dienlich ſeyn.
Wenn man acht Unzen von dem zu Pulver geſtoßenen Sabadillenſaamengemiſche in deſtillir- ten oder andern recht reinen Brunnenwaſſer etliche
Tage
E 5
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0083"n="73"/>
ben wirken koͤnnen: wenn ſie durch den Mund und<lb/>
Schlund nach den Magen, beſonders den nuͤchter-<lb/>
nen und leeren gebracht werden, als wenn ſie unter<lb/>
andern durch die Wunden zu dem Blute und uͤbri-<lb/>
gen koͤrperlichen Saͤften eingedrungen, erregen ſie ins-<lb/>
gemein ſehr ſchwere bedenkliche oder gar toͤdtliche<lb/>
Zufaͤlle, die die heftigſten Entzuͤndungen bewirken<lb/>
und den heißen und kalten Brand: und Tod nach ſich<lb/>
ziehen. Die Schriftſteller der praktiſchen Arzeneyge-<lb/>
lahrheit ſowohl, als diejenigen Beſichtigungen derer<lb/>
daran verungluͤckten Perſonen und die daruͤber erſtat-<lb/>
teten gutachtlichen Berichte, welche die bey den Ge-<lb/>
richtshoͤfen ſo oft vorkommenden traurigen Vorfaͤlle<lb/>
aufgezeichnet, legen uns dergleichen ſo deutlich vor<lb/>
Augen, daß wir ihnen ihre Guͤltigkeit nicht abſpre-<lb/>
chen koͤnnen. Niemand wird es alſo rechtſchaffenen<lb/>
Aerzten verdenken, wenn ſie von ſolchen noch allzu<lb/>
wenig verſuchten Mitteln dieſer Art unter vielen<lb/>
Einſchraͤnkungen und Behutſamkeit ſprechen.</p><lb/><p>Um aber hiebey uͤberhaupt einen Mittelweg<lb/>
zwiſchen Beyfall und Zweifel zu erwaͤhlen, wird es<lb/>
weder ungewoͤhnlich noch uͤberfluͤßig ſeyn, dergleichen<lb/>
zu weitern Verſuchen, und phyſiſch-chymiſchen<lb/>
mediciniſchen Bemerkungen den Wegordentlich zu<lb/>
bahnen, und koͤnnen folgende vor dem Anfang dazu<lb/>
dienlich ſeyn.</p><lb/><p>Wenn man <hirendition="#fr">acht Unzen</hi> von dem <hirendition="#fr">zu Pulver<lb/>
geſtoßenen Sabadillenſaamengemiſche</hi> in deſtillir-<lb/>
ten oder andern recht reinen Brunnenwaſſer etliche<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">Tage</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[73/0083]
ben wirken koͤnnen: wenn ſie durch den Mund und
Schlund nach den Magen, beſonders den nuͤchter-
nen und leeren gebracht werden, als wenn ſie unter
andern durch die Wunden zu dem Blute und uͤbri-
gen koͤrperlichen Saͤften eingedrungen, erregen ſie ins-
gemein ſehr ſchwere bedenkliche oder gar toͤdtliche
Zufaͤlle, die die heftigſten Entzuͤndungen bewirken
und den heißen und kalten Brand: und Tod nach ſich
ziehen. Die Schriftſteller der praktiſchen Arzeneyge-
lahrheit ſowohl, als diejenigen Beſichtigungen derer
daran verungluͤckten Perſonen und die daruͤber erſtat-
teten gutachtlichen Berichte, welche die bey den Ge-
richtshoͤfen ſo oft vorkommenden traurigen Vorfaͤlle
aufgezeichnet, legen uns dergleichen ſo deutlich vor
Augen, daß wir ihnen ihre Guͤltigkeit nicht abſpre-
chen koͤnnen. Niemand wird es alſo rechtſchaffenen
Aerzten verdenken, wenn ſie von ſolchen noch allzu
wenig verſuchten Mitteln dieſer Art unter vielen
Einſchraͤnkungen und Behutſamkeit ſprechen.
Um aber hiebey uͤberhaupt einen Mittelweg
zwiſchen Beyfall und Zweifel zu erwaͤhlen, wird es
weder ungewoͤhnlich noch uͤberfluͤßig ſeyn, dergleichen
zu weitern Verſuchen, und phyſiſch-chymiſchen
mediciniſchen Bemerkungen den Wegordentlich zu
bahnen, und koͤnnen folgende vor dem Anfang dazu
dienlich ſeyn.
Wenn man acht Unzen von dem zu Pulver
geſtoßenen Sabadillenſaamengemiſche in deſtillir-
ten oder andern recht reinen Brunnenwaſſer etliche
Tage
E 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/83>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.