Tage lang beizet, und nach deren Verlauf dem an Geschmacke sehr scharf und brennend gewordenen Aufguß durch ein sehr gelindes Retortenfeuer wie- der davon anziehet, so bleibet ein gewisser Theil desselben, welchen man als ein recht wohl gesättigtes Decoct in der Retorte zurücke gelaßen. Wenn man dieses letztere wohl ausdrücket, das Decoct durch- seigert, und endlich bey einen gleichfals gelinden Ab- dampfen bis zur gemäßigten Dicke eines Honigs oder guten Extraktes bringet, so wird dasselbe am Ge- wichte etwa zwey Loth betragen, woraus man als- denn wahrscheinlich wissen kann, daß aus jeder Unze der Sabadille ungefähr ein Quentgen des be- sagten Extraktes habe geschieden werden können, welches bey den Chymisten extractum primum aquo- sum gummosum s. mucilagineum genennet wird. Der oben erwähnte recht reichlich gesättigte Sabadillen- aufguß auf Wasser ist ohne Geruch und ölige Spu- ren, sonst aber einigermaßen säumig oder ungriös, er brauset auch mit einer fixen alkalischen Solution vermuthlich deswegen noch nicht auf, weil die darin- nen zu tief versteckte Säure, nach dem zu starken Ver- hältniß des schleimig erdigen Antheiles, allzu sehr eingewickelt oder davon übersetzet ist, daß die Säu- re zu ihrer völligen Entwickelung eine besondere und bekannte Zubereitung erfordert.
Läßet man ferner vier Unzen des gedachten Sabadillenpulvers mit Alkohol hinreichend über- gießen, und darinnen acht Tage lang beizen, so er-
hält
Tage lang beizet, und nach deren Verlauf dem an Geſchmacke ſehr ſcharf und brennend gewordenen Aufguß durch ein ſehr gelindes Retortenfeuer wie- der davon anziehet, ſo bleibet ein gewiſſer Theil deſſelben, welchen man als ein recht wohl geſaͤttigtes Decoct in der Retorte zuruͤcke gelaßen. Wenn man dieſes letztere wohl ausdruͤcket, das Decoct durch- ſeigert, und endlich bey einen gleichfals gelinden Ab- dampfen bis zur gemaͤßigten Dicke eines Honigs oder guten Extraktes bringet, ſo wird daſſelbe am Ge- wichte etwa zwey Loth betragen, woraus man als- denn wahrſcheinlich wiſſen kann, daß aus jeder Unze der Sabadille ungefaͤhr ein Quentgen des be- ſagten Extraktes habe geſchieden werden koͤnnen, welches bey den Chymiſten extractum primum aquo- ſum gummoſum ſ. mucilagineum genennet wird. Der oben erwaͤhnte recht reichlich geſaͤttigte Sabadillen- aufguß auf Waſſer iſt ohne Geruch und oͤlige Spu- ren, ſonſt aber einigermaßen ſaͤumig oder ungrioͤs, er brauſet auch mit einer fixen alkaliſchen Solution vermuthlich deswegen noch nicht auf, weil die darin- nen zu tief verſteckte Saͤure, nach dem zu ſtarken Ver- haͤltniß des ſchleimig erdigen Antheiles, allzu ſehr eingewickelt oder davon uͤberſetzet iſt, daß die Saͤu- re zu ihrer voͤlligen Entwickelung eine beſondere und bekannte Zubereitung erfordert.
Laͤßet man ferner vier Unzen des gedachten Sabadillenpulvers mit Alkohol hinreichend uͤber- gießen, und darinnen acht Tage lang beizen, ſo er-
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Tage lang beizet, und nach deren Verlauf dem an
Geſchmacke ſehr ſcharf und brennend gewordenen
Aufguß durch ein ſehr gelindes Retortenfeuer wie-
der davon anziehet, ſo bleibet ein gewiſſer Theil
deſſelben, welchen man als ein recht wohl geſaͤttigtes
Decoct in der Retorte zuruͤcke gelaßen. Wenn man
dieſes letztere wohl ausdruͤcket, das Decoct durch-
ſeigert, und endlich bey einen gleichfals gelinden Ab-
dampfen bis zur gemaͤßigten Dicke eines Honigs oder
guten Extraktes bringet, ſo wird daſſelbe am Ge-
wichte etwa zwey Loth betragen, woraus man als-
denn wahrſcheinlich wiſſen kann, daß aus jeder
Unze der Sabadille ungefaͤhr ein Quentgen des be-
ſagten Extraktes habe geſchieden werden koͤnnen,
welches bey den Chymiſten extractum primum aquo-
ſum gummoſum ſ. mucilagineum genennet wird. Der
oben erwaͤhnte recht reichlich geſaͤttigte Sabadillen-
aufguß auf Waſſer iſt ohne Geruch und oͤlige Spu-
ren, ſonſt aber einigermaßen ſaͤumig oder ungrioͤs,
er brauſet auch mit einer fixen alkaliſchen Solution
vermuthlich deswegen noch nicht auf, weil die darin-
nen zu tief verſteckte Saͤure, nach dem zu ſtarken Ver-
haͤltniß des ſchleimig erdigen Antheiles, allzu ſehr
eingewickelt oder davon uͤberſetzet iſt, daß die Saͤu-
re zu ihrer voͤlligen Entwickelung eine beſondere und
bekannte Zubereitung erfordert.
Laͤßet man ferner vier Unzen des gedachten
Sabadillenpulvers mit Alkohol hinreichend uͤber-
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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 2. Berlin, 1789, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen02_1789/84>, abgerufen am 21.11.2024.
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