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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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und Einwohnern durch alle ihre Provinzen so beträcht-
lich zugenommen, werden wahre Sachverständige
aus dem rechten Gesichtspunkte am besten zu beurthei-
len wissen. Man schafte seit mancher Zeit nach und
nach viele tausend Hufen tragbaren Landes, die vor-
her in dem Verstande noch nicht die waren, daß
sie den Nutzen geben, und eine größere Zahl von le-
bendigern Bewohnern an Thieren und Menschen er-
nähren konnten, als nun. Denn sie lagen noch größ-
tentheils fast seit undenklichen Zeiten in faulen und an-
dern Sümpfen unter Schlamm und Torf begraben,
ohne daß sie nach einem anhaltenden verhältnißmäßi-
gem Ein- und Auswittern den eigentlichen Hauptnu-
tzen hätten geben können. Hierdurch entstand eine
beträchtliche Nutzung aus den ansehnlichen Forsten,
von welchen diejenigen Antheile, auf welche Sturm
und Wasser Saamen gebracht, der darauf keinen ge-
deihlichen Wachsthum haben konnte, zu bessern Ab-
sichten angewendet, auch wie zuvor noch wenig ge-
nutzte Grundstücke überall umgeschaffen wurden. Der
vermehrte Wiesewachs und Heuschlag, die Weide,
Viehzucht, nebst dem ganzen Feld- und Gartenbau
erhielte dabey eine nach Localumständen mögliche und
schickliche, auch solche Gestalt, die den Finanzanstal-
ten auf immer Ehre machen. Nicht von Schäfe-
reyen, deren Vergrößerung und dem Schaafstand
oder von dem dazu gehörigen feinen Winterfutter der
Churmark zu gedenken, so muß die Schaafweide in
gewissen hohen, hüglichen, trockenen Sandgegenden
noch besonders in Betrachtung kommen; als welche
aus ihren besonders eigenen Graßarten bestehet, die
anderwärts in dem besten Boden, weder Dauer noch
Fortgang haben, wobey das Vieh gut bestehet, oder
dauert, fett wird, und an weit feinerer Wolle, wie
bekannt, einen größern Zuwachs erhält. Diese Graß-
atten, von welchen die Schaafe nur die jungen süßen

Blätter
G 5

und Einwohnern durch alle ihre Provinzen ſo betraͤcht-
lich zugenommen, werden wahre Sachverſtaͤndige
aus dem rechten Geſichtspunkte am beſten zu beurthei-
len wiſſen. Man ſchafte ſeit mancher Zeit nach und
nach viele tauſend Hufen tragbaren Landes, die vor-
her in dem Verſtande noch nicht die waren, daß
ſie den Nutzen geben, und eine groͤßere Zahl von le-
bendigern Bewohnern an Thieren und Menſchen er-
naͤhren konnten, als nun. Denn ſie lagen noch groͤß-
tentheils faſt ſeit undenklichen Zeiten in faulen und an-
dern Suͤmpfen unter Schlamm und Torf begraben,
ohne daß ſie nach einem anhaltenden verhaͤltnißmaͤßi-
gem Ein- und Auswittern den eigentlichen Hauptnu-
tzen haͤtten geben koͤnnen. Hierdurch entſtand eine
betraͤchtliche Nutzung aus den anſehnlichen Forſten,
von welchen diejenigen Antheile, auf welche Sturm
und Waſſer Saamen gebracht, der darauf keinen ge-
deihlichen Wachsthum haben konnte, zu beſſern Ab-
ſichten angewendet, auch wie zuvor noch wenig ge-
nutzte Grundſtuͤcke uͤberall umgeſchaffen wurden. Der
vermehrte Wieſewachs und Heuſchlag, die Weide,
Viehzucht, nebſt dem ganzen Feld- und Gartenbau
erhielte dabey eine nach Localumſtaͤnden moͤgliche und
ſchickliche, auch ſolche Geſtalt, die den Finanzanſtal-
ten auf immer Ehre machen. Nicht von Schaͤfe-
reyen, deren Vergroͤßerung und dem Schaafſtand
oder von dem dazu gehoͤrigen feinen Winterfutter der
Churmark zu gedenken, ſo muß die Schaafweide in
gewiſſen hohen, huͤglichen, trockenen Sandgegenden
noch beſonders in Betrachtung kommen; als welche
aus ihren beſonders eigenen Graßarten beſtehet, die
anderwaͤrts in dem beſten Boden, weder Dauer noch
Fortgang haben, wobey das Vieh gut beſtehet, oder
dauert, fett wird, und an weit feinerer Wolle, wie
bekannt, einen groͤßern Zuwachs erhaͤlt. Dieſe Graß-
atten, von welchen die Schaafe nur die jungen ſuͤßen

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[105/0115] und Einwohnern durch alle ihre Provinzen ſo betraͤcht- lich zugenommen, werden wahre Sachverſtaͤndige aus dem rechten Geſichtspunkte am beſten zu beurthei- len wiſſen. Man ſchafte ſeit mancher Zeit nach und nach viele tauſend Hufen tragbaren Landes, die vor- her in dem Verſtande noch nicht die waren, daß ſie den Nutzen geben, und eine groͤßere Zahl von le- bendigern Bewohnern an Thieren und Menſchen er- naͤhren konnten, als nun. Denn ſie lagen noch groͤß- tentheils faſt ſeit undenklichen Zeiten in faulen und an- dern Suͤmpfen unter Schlamm und Torf begraben, ohne daß ſie nach einem anhaltenden verhaͤltnißmaͤßi- gem Ein- und Auswittern den eigentlichen Hauptnu- tzen haͤtten geben koͤnnen. Hierdurch entſtand eine betraͤchtliche Nutzung aus den anſehnlichen Forſten, von welchen diejenigen Antheile, auf welche Sturm und Waſſer Saamen gebracht, der darauf keinen ge- deihlichen Wachsthum haben konnte, zu beſſern Ab- ſichten angewendet, auch wie zuvor noch wenig ge- nutzte Grundſtuͤcke uͤberall umgeſchaffen wurden. Der vermehrte Wieſewachs und Heuſchlag, die Weide, Viehzucht, nebſt dem ganzen Feld- und Gartenbau erhielte dabey eine nach Localumſtaͤnden moͤgliche und ſchickliche, auch ſolche Geſtalt, die den Finanzanſtal- ten auf immer Ehre machen. Nicht von Schaͤfe- reyen, deren Vergroͤßerung und dem Schaafſtand oder von dem dazu gehoͤrigen feinen Winterfutter der Churmark zu gedenken, ſo muß die Schaafweide in gewiſſen hohen, huͤglichen, trockenen Sandgegenden noch beſonders in Betrachtung kommen; als welche aus ihren beſonders eigenen Graßarten beſtehet, die anderwaͤrts in dem beſten Boden, weder Dauer noch Fortgang haben, wobey das Vieh gut beſtehet, oder dauert, fett wird, und an weit feinerer Wolle, wie bekannt, einen groͤßern Zuwachs erhaͤlt. Dieſe Graß- atten, von welchen die Schaafe nur die jungen ſuͤßen Blaͤtter G 5

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/115>, abgerufen am 24.11.2024.