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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Blätter allein, nicht aber die Stengel so vorzüglich
suchen, vertauschen sie auf keine Weise mit dem schön-
sten fetten jungen Weizen. Einzelne Striche zeugen
abwechselnd in verschiedenen Provinzen von der Ge-
wißheit dieses Umstandes, und von dem Unterschiede
der daselbst entstehenden feinen Wolle, als unter
andern vornehmlich im Ober- und Niederbarnim-
schen, den Beskowischen, Lebusischen, Teltowischen
Kreisen, auch im Havelande und in der Angermündi-
schen Gegend.

Der Heydeboden selbst, der in etlichen Chur-
märkischen Provinzen zwar den ansehnlichsten Theil
ausmacht, hat dennoch seine Unterschiede in Anse-
hung der starken Mischung in der obern Dammerde,
der unter der Abwechselung der Witterung von vieler
Bedeutung ist, sonst aber ein von Natur zum Holz-
trage vorzüglich bestimmter Grund ist. Dieser ist
entweder von Waldungsüberbleibseln bedeckt, und
hält alsdenn die Feuchtigkeit länger, als der der Wit-
terung frey ausgesetzter, dessen Ober- oder Damm-
erde, die sich weit länger als über ein- auch zweyhun-
dert und mehrere Jahre hindurch gesammlet und an
vielen Orten in sichtlichen Schichten über einander ge-
legt, ist mit Leim, Stauberde oder auch Kalk vor-
nehmlich vermischt, und fast nirgend ganz, ohne alle
Beymischung, von Eisenerde. Nach Lage der Oer-
ter setzen sie nach ihrem Alter bald mehr, bald weni-
ger in die Tiefe, oder sie wird nach ihrer Entblößung
als eine flächere Rinde, nachdem ihr schlechter zusam-
mentrocknender Rasen von der Sonne verbrannt und
mürbe geworden, entweder durch die Süd- und West-
nordlichen Stürme im Staub weiter weggeführet oder
durch die abströhmende Tagewasser, nach denen da-
zwischen ausstreichenden Plänen und Tiefen, mit ver-
schiedenen Folgen zusammengeschwämmet. Da denn
der aufgedeckte leichte Flug- und Triebsand mit den

Steinen

Blaͤtter allein, nicht aber die Stengel ſo vorzuͤglich
ſuchen, vertauſchen ſie auf keine Weiſe mit dem ſchoͤn-
ſten fetten jungen Weizen. Einzelne Striche zeugen
abwechſelnd in verſchiedenen Provinzen von der Ge-
wißheit dieſes Umſtandes, und von dem Unterſchiede
der daſelbſt entſtehenden feinen Wolle, als unter
andern vornehmlich im Ober- und Niederbarnim-
ſchen, den Beskowiſchen, Lebuſiſchen, Teltowiſchen
Kreiſen, auch im Havelande und in der Angermuͤndi-
ſchen Gegend.

Der Heydeboden ſelbſt, der in etlichen Chur-
maͤrkiſchen Provinzen zwar den anſehnlichſten Theil
ausmacht, hat dennoch ſeine Unterſchiede in Anſe-
hung der ſtarken Miſchung in der obern Dammerde,
der unter der Abwechſelung der Witterung von vieler
Bedeutung iſt, ſonſt aber ein von Natur zum Holz-
trage vorzuͤglich beſtimmter Grund iſt. Dieſer iſt
entweder von Waldungsuͤberbleibſeln bedeckt, und
haͤlt alsdenn die Feuchtigkeit laͤnger, als der der Wit-
terung frey ausgeſetzter, deſſen Ober- oder Damm-
erde, die ſich weit laͤnger als uͤber ein- auch zweyhun-
dert und mehrere Jahre hindurch geſammlet und an
vielen Orten in ſichtlichen Schichten uͤber einander ge-
legt, iſt mit Leim, Stauberde oder auch Kalk vor-
nehmlich vermiſcht, und faſt nirgend ganz, ohne alle
Beymiſchung, von Eiſenerde. Nach Lage der Oer-
ter ſetzen ſie nach ihrem Alter bald mehr, bald weni-
ger in die Tiefe, oder ſie wird nach ihrer Entbloͤßung
als eine flaͤchere Rinde, nachdem ihr ſchlechter zuſam-
mentrocknender Raſen von der Sonne verbrannt und
muͤrbe geworden, entweder durch die Suͤd- und Weſt-
nordlichen Stuͤrme im Staub weiter weggefuͤhret oder
durch die abſtroͤhmende Tagewaſſer, nach denen da-
zwiſchen ausſtreichenden Plaͤnen und Tiefen, mit ver-
ſchiedenen Folgen zuſammengeſchwaͤmmet. Da denn
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Steinen
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[106/0116] Blaͤtter allein, nicht aber die Stengel ſo vorzuͤglich ſuchen, vertauſchen ſie auf keine Weiſe mit dem ſchoͤn- ſten fetten jungen Weizen. Einzelne Striche zeugen abwechſelnd in verſchiedenen Provinzen von der Ge- wißheit dieſes Umſtandes, und von dem Unterſchiede der daſelbſt entſtehenden feinen Wolle, als unter andern vornehmlich im Ober- und Niederbarnim- ſchen, den Beskowiſchen, Lebuſiſchen, Teltowiſchen Kreiſen, auch im Havelande und in der Angermuͤndi- ſchen Gegend. Der Heydeboden ſelbſt, der in etlichen Chur- maͤrkiſchen Provinzen zwar den anſehnlichſten Theil ausmacht, hat dennoch ſeine Unterſchiede in Anſe- hung der ſtarken Miſchung in der obern Dammerde, der unter der Abwechſelung der Witterung von vieler Bedeutung iſt, ſonſt aber ein von Natur zum Holz- trage vorzuͤglich beſtimmter Grund iſt. Dieſer iſt entweder von Waldungsuͤberbleibſeln bedeckt, und haͤlt alsdenn die Feuchtigkeit laͤnger, als der der Wit- terung frey ausgeſetzter, deſſen Ober- oder Damm- erde, die ſich weit laͤnger als uͤber ein- auch zweyhun- dert und mehrere Jahre hindurch geſammlet und an vielen Orten in ſichtlichen Schichten uͤber einander ge- legt, iſt mit Leim, Stauberde oder auch Kalk vor- nehmlich vermiſcht, und faſt nirgend ganz, ohne alle Beymiſchung, von Eiſenerde. Nach Lage der Oer- ter ſetzen ſie nach ihrem Alter bald mehr, bald weni- ger in die Tiefe, oder ſie wird nach ihrer Entbloͤßung als eine flaͤchere Rinde, nachdem ihr ſchlechter zuſam- mentrocknender Raſen von der Sonne verbrannt und muͤrbe geworden, entweder durch die Suͤd- und Weſt- nordlichen Stuͤrme im Staub weiter weggefuͤhret oder durch die abſtroͤhmende Tagewaſſer, nach denen da- zwiſchen ausſtreichenden Plaͤnen und Tiefen, mit ver- ſchiedenen Folgen zuſammengeſchwaͤmmet. Da denn der aufgedeckte leichte Flug- und Triebſand mit den Steinen

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/116>, abgerufen am 21.11.2024.