ben. Und jetzo bestätiget sich diese Wahrheit leider! auch an diesem und einigen andern benachbarten Or- ten, da einige Einwohner von denen am 4ten Merz c. a. hierdurch marschirenden, und aus Sachsen kom- menden Soldaten, die Rindvieh mit sich geführet, einige Stücke an sich gekaufet, und in ihre Ställe bey das andere Rindvieh gebracht haben. Dieses von ermeldeten Soldaten erkaufte Vieh, ist in vier verschiedene Ställe, in drey verschiedene Dörfer, hier und hiesiger Nachbarschaft gestellet worden. Es war noch nicht 24 Stunden in denselbigen, als man gemerket, daß es krank sey, es krepirte binnen wenig Ta- gen, und hinterließen das neben ihnen stehende ein- heimische Vieh krank, so, daß es in drey verschiede- nene Ställen, wo das fremde Vieh hineingekommen, bereits alles übrige krepiret ist, und jetzo noch immer, langsam, von einem Stalle zum andern diese Krank- heit fortschleichet, daß sie scheinet allgemein zu wer- den. Da ich verschiedene von diesen verreckten Stü- cken eröfnen lassen und besichtiget habe, haben sich die Merkmale, wie sie §. 4. beschrieben worden, gar deutlich gezeiget, so, daß, wenn ich die Anzeigungen der Leute, wie sich dieses Vieh in der Krankheit ver- halten hat, darzu nehme, sicher schließen kann, daß es die würkliche Viehseuche sey.
Da wir nun viele, ja vielleicht wohl keine andere Exempel vor uns haben, daß das Viehsterben durch das von entfernten Orten daher gebrachte Vieh ent- standen, welches entweder schon krank in die Ställe gekommen, oder doch bald nachhero krank geworden, krepiret, und das gesunde Vieh seiner Art mit ver- giftet hat; so wird verhoffentlich solches niemand mehr in Zweifel ziehen, und meine angeführten Sätze, die sich alle auf die Erfahrung gründen, werden uns bald auf die Spur der Ursachen dieser schädlichen Seuche
leiten.
ben. Und jetzo beſtaͤtiget ſich dieſe Wahrheit leider! auch an dieſem und einigen andern benachbarten Or- ten, da einige Einwohner von denen am 4ten Merz c. a. hierdurch marſchirenden, und aus Sachſen kom- menden Soldaten, die Rindvieh mit ſich gefuͤhret, einige Stuͤcke an ſich gekaufet, und in ihre Staͤlle bey das andere Rindvieh gebracht haben. Dieſes von ermeldeten Soldaten erkaufte Vieh, iſt in vier verſchiedene Staͤlle, in drey verſchiedene Doͤrfer, hier und hieſiger Nachbarſchaft geſtellet worden. Es war noch nicht 24 Stunden in denſelbigen, als man gemerket, daß es krank ſey, es krepirte binnen wenig Ta- gen, und hinterließen das neben ihnen ſtehende ein- heimiſche Vieh krank, ſo, daß es in drey verſchiede- nene Staͤllen, wo das fremde Vieh hineingekommen, bereits alles uͤbrige krepiret iſt, und jetzo noch immer, langſam, von einem Stalle zum andern dieſe Krank- heit fortſchleichet, daß ſie ſcheinet allgemein zu wer- den. Da ich verſchiedene von dieſen verreckten Stuͤ- cken eroͤfnen laſſen und beſichtiget habe, haben ſich die Merkmale, wie ſie §. 4. beſchrieben worden, gar deutlich gezeiget, ſo, daß, wenn ich die Anzeigungen der Leute, wie ſich dieſes Vieh in der Krankheit ver- halten hat, darzu nehme, ſicher ſchließen kann, daß es die wuͤrkliche Viehſeuche ſey.
Da wir nun viele, ja vielleicht wohl keine andere Exempel vor uns haben, daß das Viehſterben durch das von entfernten Orten daher gebrachte Vieh ent- ſtanden, welches entweder ſchon krank in die Staͤlle gekommen, oder doch bald nachhero krank geworden, krepiret, und das geſunde Vieh ſeiner Art mit ver- giftet hat; ſo wird verhoffentlich ſolches niemand mehr in Zweifel ziehen, und meine angefuͤhrten Saͤtze, die ſich alle auf die Erfahrung gruͤnden, werden uns bald auf die Spur der Urſachen dieſer ſchaͤdlichen Seuche
leiten.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0138"n="128"/>
ben. Und jetzo beſtaͤtiget ſich dieſe Wahrheit leider!<lb/>
auch an dieſem und einigen andern benachbarten Or-<lb/>
ten, da einige Einwohner von denen am 4ten Merz<lb/><hirendition="#aq">c. a.</hi> hierdurch marſchirenden, und aus Sachſen kom-<lb/>
menden Soldaten, die Rindvieh mit ſich gefuͤhret,<lb/>
einige Stuͤcke an ſich gekaufet, und in ihre Staͤlle<lb/>
bey das andere Rindvieh gebracht haben. Dieſes<lb/>
von ermeldeten Soldaten erkaufte Vieh, iſt in vier<lb/>
verſchiedene Staͤlle, in drey verſchiedene Doͤrfer,<lb/>
hier und hieſiger Nachbarſchaft geſtellet worden. Es<lb/>
war noch nicht 24 Stunden in denſelbigen, als man<lb/>
gemerket, daß es krank ſey, es krepirte binnen wenig Ta-<lb/>
gen, und hinterließen das neben ihnen ſtehende ein-<lb/>
heimiſche Vieh krank, ſo, daß es in drey verſchiede-<lb/>
nene Staͤllen, wo das fremde Vieh hineingekommen,<lb/>
bereits alles uͤbrige krepiret iſt, und jetzo noch immer,<lb/>
langſam, von einem Stalle zum andern dieſe Krank-<lb/>
heit fortſchleichet, daß ſie ſcheinet allgemein zu wer-<lb/>
den. Da ich verſchiedene von dieſen verreckten Stuͤ-<lb/>
cken eroͤfnen laſſen und beſichtiget habe, haben ſich<lb/>
die Merkmale, wie ſie §. 4. beſchrieben worden, gar<lb/>
deutlich gezeiget, ſo, daß, wenn ich die Anzeigungen<lb/>
der Leute, wie ſich dieſes Vieh in der Krankheit ver-<lb/>
halten hat, darzu nehme, ſicher ſchließen kann, daß<lb/>
es die wuͤrkliche Viehſeuche ſey.</p><lb/><p>Da wir nun viele, ja vielleicht wohl keine andere<lb/>
Exempel vor uns haben, daß das Viehſterben durch<lb/>
das von entfernten Orten daher gebrachte Vieh ent-<lb/>ſtanden, welches entweder ſchon krank in die Staͤlle<lb/>
gekommen, oder doch bald nachhero krank geworden,<lb/>
krepiret, und das geſunde Vieh ſeiner Art mit ver-<lb/>
giftet hat; ſo wird verhoffentlich ſolches niemand mehr<lb/>
in Zweifel ziehen, und meine angefuͤhrten Saͤtze, die<lb/>ſich alle auf die Erfahrung gruͤnden, werden uns bald<lb/>
auf die Spur der Urſachen dieſer ſchaͤdlichen Seuche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">leiten.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[128/0138]
ben. Und jetzo beſtaͤtiget ſich dieſe Wahrheit leider!
auch an dieſem und einigen andern benachbarten Or-
ten, da einige Einwohner von denen am 4ten Merz
c. a. hierdurch marſchirenden, und aus Sachſen kom-
menden Soldaten, die Rindvieh mit ſich gefuͤhret,
einige Stuͤcke an ſich gekaufet, und in ihre Staͤlle
bey das andere Rindvieh gebracht haben. Dieſes
von ermeldeten Soldaten erkaufte Vieh, iſt in vier
verſchiedene Staͤlle, in drey verſchiedene Doͤrfer,
hier und hieſiger Nachbarſchaft geſtellet worden. Es
war noch nicht 24 Stunden in denſelbigen, als man
gemerket, daß es krank ſey, es krepirte binnen wenig Ta-
gen, und hinterließen das neben ihnen ſtehende ein-
heimiſche Vieh krank, ſo, daß es in drey verſchiede-
nene Staͤllen, wo das fremde Vieh hineingekommen,
bereits alles uͤbrige krepiret iſt, und jetzo noch immer,
langſam, von einem Stalle zum andern dieſe Krank-
heit fortſchleichet, daß ſie ſcheinet allgemein zu wer-
den. Da ich verſchiedene von dieſen verreckten Stuͤ-
cken eroͤfnen laſſen und beſichtiget habe, haben ſich
die Merkmale, wie ſie §. 4. beſchrieben worden, gar
deutlich gezeiget, ſo, daß, wenn ich die Anzeigungen
der Leute, wie ſich dieſes Vieh in der Krankheit ver-
halten hat, darzu nehme, ſicher ſchließen kann, daß
es die wuͤrkliche Viehſeuche ſey.
Da wir nun viele, ja vielleicht wohl keine andere
Exempel vor uns haben, daß das Viehſterben durch
das von entfernten Orten daher gebrachte Vieh ent-
ſtanden, welches entweder ſchon krank in die Staͤlle
gekommen, oder doch bald nachhero krank geworden,
krepiret, und das geſunde Vieh ſeiner Art mit ver-
giftet hat; ſo wird verhoffentlich ſolches niemand mehr
in Zweifel ziehen, und meine angefuͤhrten Saͤtze, die
ſich alle auf die Erfahrung gruͤnden, werden uns bald
auf die Spur der Urſachen dieſer ſchaͤdlichen Seuche
leiten.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/138>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.