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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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vor die Nase, und bisweilen ward ihm Tobacksdampf
in die Nasenlöcher geblasen. Hierauf ließ man den
Dampf in den Mund, indem man die Nase zuhielt.
Auf diese Art ward die natürliche Wärme, nach und
nach wieder erregt, man bemerkte nun bald einige
Pulsschläge an der Schläfe, das Athemholen ward
heftiger und früher, und die Augen schlossen und öfne-
ten sich eins ums andere, endlich gab das Kind durch
ein Geschrey sein Verlangen nach der Brust zu erken-
nen. Diese wurde ihm vor den Mund gehalten, es
faßte gehorig an, und sog, als wenn ihm nichts wie-
derfahren wäre. Eine Aufmerksamkeit und Sorgfalt,
die nicht viel länger als eine halbe Stunde dauerte,
war hinreichend, dieses arme unschuldige Geschöpfe
zum Leben zurück zu rufen. Ob gleich der Pulsschlag
in den Arterien völlig wieder hergestellet und das Wet-
ter sehr heiß, so ließ man es doch drey Viertelstunden
unter der Asche. Darauf ward es heraus genommen,
gereiniget, wie gewöhnlich angezogen, und nachdem
es in einen sanften Schlaf gekommen war, begegnete
ihm weiter nichts widriges. Es blieb auch nachher
voll Lebhaftigkeit und Stärke.

Herr Janin, welcher diesen Vorfall in seinem
Memoire von schleunigen und gewaltsamen Todesfäl-
len erzählt, gedenkt nachher noch eines jungen Men-
schen, der aus Verzweiflung sich selbst erhenkt hatte,
und dem er eine eben so würksame Hülfe, als jenem
Kinde geleistet. Diese Beyspiele zeigen hinreichend,
daß es möglich sey, nicht allein ertrunkene Personen,
sondern auch erstickte und erhenkte wieder zum Leben
zu bringen. Wir können daher den besten Erfolg von
denen Bemühungen erwarten, die wir anwenden, um
denen durch schleunige Todesarten oder andere Zufälle
ums Leben gekommene Personen zu helfen.



Eine
K

vor die Naſe, und bisweilen ward ihm Tobacksdampf
in die Naſenloͤcher geblaſen. Hierauf ließ man den
Dampf in den Mund, indem man die Naſe zuhielt.
Auf dieſe Art ward die natuͤrliche Waͤrme, nach und
nach wieder erregt, man bemerkte nun bald einige
Pulsſchlaͤge an der Schlaͤfe, das Athemholen ward
heftiger und fruͤher, und die Augen ſchloſſen und oͤfne-
ten ſich eins ums andere, endlich gab das Kind durch
ein Geſchrey ſein Verlangen nach der Bruſt zu erken-
nen. Dieſe wurde ihm vor den Mund gehalten, es
faßte gehorig an, und ſog, als wenn ihm nichts wie-
derfahren waͤre. Eine Aufmerkſamkeit und Sorgfalt,
die nicht viel laͤnger als eine halbe Stunde dauerte,
war hinreichend, dieſes arme unſchuldige Geſchoͤpfe
zum Leben zuruͤck zu rufen. Ob gleich der Pulsſchlag
in den Arterien voͤllig wieder hergeſtellet und das Wet-
ter ſehr heiß, ſo ließ man es doch drey Viertelſtunden
unter der Aſche. Darauf ward es heraus genommen,
gereiniget, wie gewoͤhnlich angezogen, und nachdem
es in einen ſanften Schlaf gekommen war, begegnete
ihm weiter nichts widriges. Es blieb auch nachher
voll Lebhaftigkeit und Staͤrke.

Herr Janin, welcher dieſen Vorfall in ſeinem
Memoire von ſchleunigen und gewaltſamen Todesfaͤl-
len erzaͤhlt, gedenkt nachher noch eines jungen Men-
ſchen, der aus Verzweiflung ſich ſelbſt erhenkt hatte,
und dem er eine eben ſo wuͤrkſame Huͤlfe, als jenem
Kinde geleiſtet. Dieſe Beyſpiele zeigen hinreichend,
daß es moͤglich ſey, nicht allein ertrunkene Perſonen,
ſondern auch erſtickte und erhenkte wieder zum Leben
zu bringen. Wir koͤnnen daher den beſten Erfolg von
denen Bemuͤhungen erwarten, die wir anwenden, um
denen durch ſchleunige Todesarten oder andere Zufaͤlle
ums Leben gekommene Perſonen zu helfen.



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K
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[145/0155] vor die Naſe, und bisweilen ward ihm Tobacksdampf in die Naſenloͤcher geblaſen. Hierauf ließ man den Dampf in den Mund, indem man die Naſe zuhielt. Auf dieſe Art ward die natuͤrliche Waͤrme, nach und nach wieder erregt, man bemerkte nun bald einige Pulsſchlaͤge an der Schlaͤfe, das Athemholen ward heftiger und fruͤher, und die Augen ſchloſſen und oͤfne- ten ſich eins ums andere, endlich gab das Kind durch ein Geſchrey ſein Verlangen nach der Bruſt zu erken- nen. Dieſe wurde ihm vor den Mund gehalten, es faßte gehorig an, und ſog, als wenn ihm nichts wie- derfahren waͤre. Eine Aufmerkſamkeit und Sorgfalt, die nicht viel laͤnger als eine halbe Stunde dauerte, war hinreichend, dieſes arme unſchuldige Geſchoͤpfe zum Leben zuruͤck zu rufen. Ob gleich der Pulsſchlag in den Arterien voͤllig wieder hergeſtellet und das Wet- ter ſehr heiß, ſo ließ man es doch drey Viertelſtunden unter der Aſche. Darauf ward es heraus genommen, gereiniget, wie gewoͤhnlich angezogen, und nachdem es in einen ſanften Schlaf gekommen war, begegnete ihm weiter nichts widriges. Es blieb auch nachher voll Lebhaftigkeit und Staͤrke. Herr Janin, welcher dieſen Vorfall in ſeinem Memoire von ſchleunigen und gewaltſamen Todesfaͤl- len erzaͤhlt, gedenkt nachher noch eines jungen Men- ſchen, der aus Verzweiflung ſich ſelbſt erhenkt hatte, und dem er eine eben ſo wuͤrkſame Huͤlfe, als jenem Kinde geleiſtet. Dieſe Beyſpiele zeigen hinreichend, daß es moͤglich ſey, nicht allein ertrunkene Perſonen, ſondern auch erſtickte und erhenkte wieder zum Leben zu bringen. Wir koͤnnen daher den beſten Erfolg von denen Bemuͤhungen erwarten, die wir anwenden, um denen durch ſchleunige Todesarten oder andere Zufaͤlle ums Leben gekommene Perſonen zu helfen. Eine K

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/155>, abgerufen am 22.11.2024.