Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.Der ganze Baum mit seinen Blättern, und die Um aber doch auch zu wissen, wie viel Kampfer der Man
Der ganze Baum mit ſeinen Blaͤttern, und die Um aber doch auch zu wiſſen, wie viel Kampfer der Man
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0185" n="175"/> <p>Der ganze Baum mit ſeinen Blaͤttern, und die<lb/> Art ſeines Wachsthums, iſt ſchon oft und hinlaͤnglich<lb/> beſchrieben, daß es uͤberfluͤſſig ſeyn wuͤrde, hier noch<lb/> etwas davon zu erwaͤhnen. Ich erinnere nur noch,<lb/> daß unſer Baum vielleicht mit zu den groͤßten gehoͤrt,<lb/> den je ein botaniſcher Garten hat aufweiſen koͤnnen.<lb/> Seine Hoͤhe betraͤgt mit der Krone 25 Schuh. Noch<lb/> ſcheint er nicht voͤllig ſeinen Wachsthum geendigt zu<lb/> haben, dies beweiſet auch die lange Zeit, in der er nicht<lb/> wieder gebluͤht hat. Es fraͤgt ſich aber, woher kam<lb/> das Bluͤhen unſers Baums? Ich kann keinen andern<lb/> Grund, als etwa einen vorhergehenden gelinden Win-<lb/> ter, und einen darauf folgenden ungewoͤhnlich war-<lb/> men Sommer angeben. Noch kommt vielleicht dazu<lb/> eine andere Art der Behandlung des Gaͤrtners. Oef-<lb/> ters haͤngen von ſo geringfuͤgig ſcheinenden Dingen<lb/> wichtige Wirkungen in der Natur ab. Vielleicht<lb/> kann hier ein kleiner Umſtand eingetreten ſeyn, den<lb/> man, weil er zu geringfuͤgig ſcheint, uͤberſieht. Die<lb/> Erfahrung wird es in der Folge lehren, was Schuld<lb/> daran geweſen ſey.</p><lb/> <p>Um aber doch auch zu wiſſen, wie viel Kampfer der<lb/> Baum enthalte, ließ ich eine Unze von den jungen<lb/> Blaͤttern dieſes Baumes zerſtuͤcken, mit Waſſer uͤber-<lb/> gießen, und gelinde deſtillieren. Anfangs zeigte<lb/> ſich nichts von einem Kampfer, bis endlich alles er-<lb/> kaltet war, wo ich denn etwas uͤber einen Scrupel er-<lb/> hielt. Der Kampfer war blaͤtterig und ſchwamm theils<lb/> auf dem uͤberdeſtillierten Waſſer, theils hing er in<lb/> kleinen Puncten am Halſe der Retorte, und des Kol-<lb/> bens an. Von Farbe war er dem rafinirten voͤllig<lb/> gleich, nur hatte er noch einen fremden gewuͤrzhaften<lb/> Geruch, der dem engliſchen Gewuͤrze (<hi rendition="#aq">Semen Amoni.<lb/> Myrtus Pimenta L.</hi>) aͤhnlich war. Das Waſſer<lb/> ſchmeckte ſehr ſtark nach Kampfer und hatte auch etwas<lb/> von dem gewuͤrzhaften Geruche bey ſich.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [175/0185]
Der ganze Baum mit ſeinen Blaͤttern, und die
Art ſeines Wachsthums, iſt ſchon oft und hinlaͤnglich
beſchrieben, daß es uͤberfluͤſſig ſeyn wuͤrde, hier noch
etwas davon zu erwaͤhnen. Ich erinnere nur noch,
daß unſer Baum vielleicht mit zu den groͤßten gehoͤrt,
den je ein botaniſcher Garten hat aufweiſen koͤnnen.
Seine Hoͤhe betraͤgt mit der Krone 25 Schuh. Noch
ſcheint er nicht voͤllig ſeinen Wachsthum geendigt zu
haben, dies beweiſet auch die lange Zeit, in der er nicht
wieder gebluͤht hat. Es fraͤgt ſich aber, woher kam
das Bluͤhen unſers Baums? Ich kann keinen andern
Grund, als etwa einen vorhergehenden gelinden Win-
ter, und einen darauf folgenden ungewoͤhnlich war-
men Sommer angeben. Noch kommt vielleicht dazu
eine andere Art der Behandlung des Gaͤrtners. Oef-
ters haͤngen von ſo geringfuͤgig ſcheinenden Dingen
wichtige Wirkungen in der Natur ab. Vielleicht
kann hier ein kleiner Umſtand eingetreten ſeyn, den
man, weil er zu geringfuͤgig ſcheint, uͤberſieht. Die
Erfahrung wird es in der Folge lehren, was Schuld
daran geweſen ſey.
Um aber doch auch zu wiſſen, wie viel Kampfer der
Baum enthalte, ließ ich eine Unze von den jungen
Blaͤttern dieſes Baumes zerſtuͤcken, mit Waſſer uͤber-
gießen, und gelinde deſtillieren. Anfangs zeigte
ſich nichts von einem Kampfer, bis endlich alles er-
kaltet war, wo ich denn etwas uͤber einen Scrupel er-
hielt. Der Kampfer war blaͤtterig und ſchwamm theils
auf dem uͤberdeſtillierten Waſſer, theils hing er in
kleinen Puncten am Halſe der Retorte, und des Kol-
bens an. Von Farbe war er dem rafinirten voͤllig
gleich, nur hatte er noch einen fremden gewuͤrzhaften
Geruch, der dem engliſchen Gewuͤrze (Semen Amoni.
Myrtus Pimenta L.) aͤhnlich war. Das Waſſer
ſchmeckte ſehr ſtark nach Kampfer und hatte auch etwas
von dem gewuͤrzhaften Geruche bey ſich.
Man
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |