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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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vorstellen, welche eine kurze Zeit leben, die sich auf 2,
3, 8 bis 12 Jahre, oder nur auf so viele Monathe,
Wochen oder nur gar auf 24 Stunden erstreckt, in
welcher sie ihr Fortpflanzungsgeschäfte zeitiger, spä-
ter oder sparsamer, auch wohl nur ein einziges mahl
zu Stande dringen, ehe sie vergehen.

Hierzu kömmt noch der zweyte Umstand, der sich
wegen der schon erwähnten obwaltenden großen Ver-
schiedenheit, zwischen einem sehr großen Theile der
Thiere und Gewächse äußert, auch eine besondere
Betrachtung verdienet. Er ist eben so offenbar als
gemein! Es mögen nämlich alle Thiere beschaffen
seyn, wie sie wollen, wenn sie einmahl aus ihrem Ey
kommen, und ohne weitere Verwandlungsart ihre
Zeugungsglieder mitbringen, so behalten sie diese ihre
einmal entwickelte Zeugungswerkzeuge auch beständig,
ohne sie jährlich abzuwerfen, oder sonst zu erneuern:
sie mögen nun ihre Begattung nur ein oder mehrere
mahle vornehmen und aushalten, und dabey sehr
lange fruchtbar bleiben, oder nach den ersten Jahren
untauglich werden. Die Erinnerung dieses Umstan-
des kann solchen Leuten in der That sehr überflüßig
scheinen, welche den Bau und Nutzen der Blumen
nicht verstehen, und also diese vor diejenigen Werk-
zeuge nicht ansahen, die sie wirklich sind. Die Na-
turforscher hingegen, wissen von dieser natürlichen
Zeugungsordnung, daß die Werkstatt der Befruch-
tung, bey denen und zwar allen und jeden, von jeher
bekannt gewordenen Gewächsen, ihr Geschäfte nur
ein einziges mahl aushalten kann, und also jährlich
zu jeder neuen Befruchtung auch von neuem hervor-
gebracht werden muß. Denn niemals hat jemand
gesehen, daß eine oder eben dieselbe Blume in den
Gewächsen stehen geblieben, und zum zweyten, drit-
ten und vierten mahle Frucht gebracht habe.

Die
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vorſtellen, welche eine kurze Zeit leben, die ſich auf 2,
3, 8 bis 12 Jahre, oder nur auf ſo viele Monathe,
Wochen oder nur gar auf 24 Stunden erſtreckt, in
welcher ſie ihr Fortpflanzungsgeſchaͤfte zeitiger, ſpaͤ-
ter oder ſparſamer, auch wohl nur ein einziges mahl
zu Stande dringen, ehe ſie vergehen.

Hierzu koͤmmt noch der zweyte Umſtand, der ſich
wegen der ſchon erwaͤhnten obwaltenden großen Ver-
ſchiedenheit, zwiſchen einem ſehr großen Theile der
Thiere und Gewaͤchſe aͤußert, auch eine beſondere
Betrachtung verdienet. Er iſt eben ſo offenbar als
gemein! Es moͤgen naͤmlich alle Thiere beſchaffen
ſeyn, wie ſie wollen, wenn ſie einmahl aus ihrem Ey
kommen, und ohne weitere Verwandlungsart ihre
Zeugungsglieder mitbringen, ſo behalten ſie dieſe ihre
einmal entwickelte Zeugungswerkzeuge auch beſtaͤndig,
ohne ſie jaͤhrlich abzuwerfen, oder ſonſt zu erneuern:
ſie moͤgen nun ihre Begattung nur ein oder mehrere
mahle vornehmen und aushalten, und dabey ſehr
lange fruchtbar bleiben, oder nach den erſten Jahren
untauglich werden. Die Erinnerung dieſes Umſtan-
des kann ſolchen Leuten in der That ſehr uͤberfluͤßig
ſcheinen, welche den Bau und Nutzen der Blumen
nicht verſtehen, und alſo dieſe vor diejenigen Werk-
zeuge nicht anſahen, die ſie wirklich ſind. Die Na-
turforſcher hingegen, wiſſen von dieſer natuͤrlichen
Zeugungsordnung, daß die Werkſtatt der Befruch-
tung, bey denen und zwar allen und jeden, von jeher
bekannt gewordenen Gewaͤchſen, ihr Geſchaͤfte nur
ein einziges mahl aushalten kann, und alſo jaͤhrlich
zu jeder neuen Befruchtung auch von neuem hervor-
gebracht werden muß. Denn niemals hat jemand
geſehen, daß eine oder eben dieſelbe Blume in den
Gewaͤchſen ſtehen geblieben, und zum zweyten, drit-
ten und vierten mahle Frucht gebracht habe.

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[39/0049] vorſtellen, welche eine kurze Zeit leben, die ſich auf 2, 3, 8 bis 12 Jahre, oder nur auf ſo viele Monathe, Wochen oder nur gar auf 24 Stunden erſtreckt, in welcher ſie ihr Fortpflanzungsgeſchaͤfte zeitiger, ſpaͤ- ter oder ſparſamer, auch wohl nur ein einziges mahl zu Stande dringen, ehe ſie vergehen. Hierzu koͤmmt noch der zweyte Umſtand, der ſich wegen der ſchon erwaͤhnten obwaltenden großen Ver- ſchiedenheit, zwiſchen einem ſehr großen Theile der Thiere und Gewaͤchſe aͤußert, auch eine beſondere Betrachtung verdienet. Er iſt eben ſo offenbar als gemein! Es moͤgen naͤmlich alle Thiere beſchaffen ſeyn, wie ſie wollen, wenn ſie einmahl aus ihrem Ey kommen, und ohne weitere Verwandlungsart ihre Zeugungsglieder mitbringen, ſo behalten ſie dieſe ihre einmal entwickelte Zeugungswerkzeuge auch beſtaͤndig, ohne ſie jaͤhrlich abzuwerfen, oder ſonſt zu erneuern: ſie moͤgen nun ihre Begattung nur ein oder mehrere mahle vornehmen und aushalten, und dabey ſehr lange fruchtbar bleiben, oder nach den erſten Jahren untauglich werden. Die Erinnerung dieſes Umſtan- des kann ſolchen Leuten in der That ſehr uͤberfluͤßig ſcheinen, welche den Bau und Nutzen der Blumen nicht verſtehen, und alſo dieſe vor diejenigen Werk- zeuge nicht anſahen, die ſie wirklich ſind. Die Na- turforſcher hingegen, wiſſen von dieſer natuͤrlichen Zeugungsordnung, daß die Werkſtatt der Befruch- tung, bey denen und zwar allen und jeden, von jeher bekannt gewordenen Gewaͤchſen, ihr Geſchaͤfte nur ein einziges mahl aushalten kann, und alſo jaͤhrlich zu jeder neuen Befruchtung auch von neuem hervor- gebracht werden muß. Denn niemals hat jemand geſehen, daß eine oder eben dieſelbe Blume in den Gewaͤchſen ſtehen geblieben, und zum zweyten, drit- ten und vierten mahle Frucht gebracht habe. Die C 4

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/49>, abgerufen am 23.11.2024.